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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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fünf sind. Dass sie überhaupt nicht wie Touristen ausschauen. Dass sie vorher noch niemand hier gesehen hat. Und, dass …«, Klaus legte eine Pause ein.
    »Spuck schon aus. Dass was?«
    »Dass sie Dialekt sprechen.«
    Sina musste unwillkürlich lächeln. »Was? Etwa auch Fränkisch wie wir?«
    Klaus blieb ernst: »Nein, es ist weniger ein Dialekt als vielmehr ein Akzent. Und zwar ein Akzent, der den Inselbewohnern nur allzu vertraut ist. Es sind Russen, Sina. Russen.«

28
    »Der muss sich in alles einmischen«, jammerte Sina, als sie ihren bis zum letzten Winkel bepackten Rucksack auf den Rücken wuchtete. Gabriele erwiderte nichts. Sie war selbst viel zu sehr mit Packen beschäftigt. Außerdem hatte sie nicht die geringste Lust, sich neue Klagelieder über Klaus anzuhören.
    »Er hat mir gestern fast ein Ohr abgequatscht, hat sich eingebildet, dass er die Entdeckung schlechthin gemacht hat.« Gabriele hatte noch immer kein Interesse, ihr zuzuhören. »Gabi, ich sag dir, dieser Mensch raubt einem den letzten Nerv. Wenn es nach ihm ginge, müssten wir sofort die Zelte abbrechen, um nicht den Russen in die Hände zu fallen.«
    Gabriele lachte einmal kurz auf: »Den Russen? Die sind doch längst mit Sack und Pack abgerückt. Hat dein Klaus das etwa verschlafen?«
    »Nein, er meint, dass sich hier ein paar rumtreiben.« Sina kicherte verstohlen. »Das Beste kommt noch: Er hat sich in den Kopf gesetzt, das wären welche von der Russenmafia. Ha! Und die Schlimmen führen – natürlich – Böses im Schilde«, spöttelte sie.
    Auch Gabis Rucksack saß fest auf ihrem Rücken. Ohne auf das eben Gehörte einzugehen, fragte sie: »Also, Kleine: Bist du fertig? Kann’s losgehen?«
    »Klar doch. Auch wenn ich …«
    Gabi unterbrach sie: »Ja, ich weiß: Auch wenn du nicht viel Sinn darin siehst, noch einmal zu diesem Blindgänger zu gehen. Aber überleg mal: Wenn wir einen Eingang gefunden haben, finden wir sicher auch einen zweiten Weg. Irgendwo in der Nähe muss es einen Luftschacht geben. Wir brauchen also bloß ein wenig weiter zu suchen.«
    Sina, die Klaus’ Story inzwischen selbst ad acta gelegt hatte, stimmte leise protestierend zu und folgte Gabriele in Richtung Wald. Immer noch besser, als in der Pension zu bleiben und den Vormittag mit Klaus verbringen zu müssen.
    Keine halbe Stunde später waren sie an der Stelle angelangt, an der sie tags zuvor aufgegeben hatten. Die zerbeulte Bombe lag unberührt dort, wo sie wahrscheinlich die letzten Jahrzehnte auch gelegen hatte. Gabriele blieb stehen, um den sperrigen Gegenstand intensiv zu mustern.
    Sina drängte: »Diese Granate kennen wir ja, Gabi. Hier brauchen wir also keine Wurzeln mehr zu schlagen.« Als hätte sie das nicht gehört, stellte Gabriele ihren Rucksack ab und ging zwei weitere Schritte auf den Blindgänger zu. »He, Frau! Da gibt’s kein Reinkommen. Das haben wir gestern geklärt.«
    Gabriele ließ sich nicht beirren. Sie suchte sich einen einigermaßen haltbar aussehenden Wurzelstrang und hievte sich daran an der seitlichen Betonmauer empor.
    »Wo willst du hin?«, erkundigte sich Sina mit einer Mischung aus Sorge und Entnervtheit über diese neue Extratour ihrer Gefährtin.
    Gabriele war etwa anderthalb Meter oberhalb der Granate, als sie endlich erklärte: »Bevor ich einen weiteren Tag opfere, um einen zweiten Eingang zu finden, will ich wenigstens alles versucht haben, die dämliche Bombe zu umgehen.«
    Sina schüttelte den Kopf. »Wie oft soll ich es noch sagen: Hier gibt’s kein Reinkommen. Dieses Ding davor ist viel zu gefährlich. Das ist die Sache wirklich nicht wert, Gabi.«
    Die Ältere protestierte: »Aber genau hier ist der Eingang, Sina! Ich kann von hier oben die Stahltür erkennen. Sieht ziemlich vergammelt aus. Wäre für dich sicher nur ein Klacks, die aufzukriegen.«
    Sina kam sich allmählich vor, als hätte sie es nicht mit ihrer Freundin, sondern mit dem kleinen Tom zu tun. Der konnte genauso unvernünftig sein. Sie versuchte es deshalb mit wohlwollendem Tonfall: »Würdest du da bitte runterkommen, Gabi? Wenn du dir diesen Eingang nicht aus dem Kopf schlägst, kehre ich sofort um und gehe zurück in die Pension. Dann kannst du sehen, wie du allein zurechtkommst.«
    Und tatsächlich sprach ihre Freundin darauf an. Lammfromm kletterte Gabriele von ihrem ›Hochsitz‹ und ließ sich vorsichtig an dem Wurzelstrang zu Sina herab.
    Na also, es geht doch, wollte Sina noch sagen. Doch Gabrieles Gesichtsausdruck sah aus der Nähe

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