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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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den Akten und schob der Freundin einen ganzen Schwung davon über den Tisch herüber. »So. Hier hast du Arbeit, damit du auf andere Gedanken kommst.« Mit einem entschlossenen Blick in die Ferne meinte sie: »Um so schneller werden wir in dem Bunker fündig.«

32
    Der erste Tag verstrich ergebnislos. Gabriele und Sina hatten einen ansehnlichen Haufen Akten durchgesehen, waren aber nicht auf den geringsten Hinweis gestoßen, wie der Bunker aufgebaut war. Geschweige denn, in welchen Räumen sich welche Einrichtungen befanden. Die meisten abgehefteten und stark vergammelten Seiten enthielten lediglich Zahlenmaterial und undefinierbare Skizzen. Die Freundinnen verabredeten sich deshalb für den nächsten Tag erneut. Gleich für den frühen Vormittag. Sina kam pünktlich zur ausgemachten Zeit und brachte sogar eine Tüte Brötchen mit.
    Eben hatten sie ihr flüchtiges Frühstück beendet und wollten sich dem Rest der Aktenordner zuwenden, da klopfte es an der Ladentür. »Können die Leute denn nicht lesen?«, fluchte Gabi. »Wozu hänge ich denn ein Schild mit der Aufschrift ›Geschlossen‹ raus?« Die Frauen stimmten sich mit Blicken ab und beschlossen, das Klopfen diesmal zu ignorieren.
    Gabriele vertiefte sich in die Arbeit. Ein weiteres Klopfen beachtete sie nicht, sondern blätterte einen der Aktenordner flüchtig durch. Mit ihrem goldenen Füllfederhalter machte sie einige Notizen, erkannte die Wertlosigkeit des Akteninhalts und zerknüllte den Notizzettel. Missmutig langte Gabriele nach dem nächsten Ordner. Als sie ihn aufschlug, fiel ihr ein Kuvert entgegen. »Oh là là. Was haben wir denn hier?«
    Sina guckte interessiert auf, nachdem Gabriele den Briefumschlag umgedreht hatte und auf ein Siegel stieß.
    Sina pfiff durch die Zähne: »Das wird ja richtig spannend.«
    Gabrieles Augen leuchteten, als sie dem Siegel mit einer Schere zu Leibe rückte und es mit einem deutlich vernehmbaren Knacken brach. Erwartungsvoll schlug sie den Umschlag auf und zerrte ein mehrfach gefaltetes Blatt Papier heraus. Sina sah gespannt zu.
    Die Enttäuschung der Frauen war groß. Das Papier war voll mit mathematischen Formeln. Noch dazu besonders langweiligen. »Das ist nichts als eine Schlange von Nullen und Einsen«, klagte Gabriele niedergeschlagen.
    Sina nahm ihr den Bogen ab, begutachtete ihn oberflächlich, kam dann aber zu demselben Schluss: »Sinnloses Zahlen-Kauderwelsch. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Werde mir das später mal genauer ansehen«, sagte sie und steckte den Zettel ein.
    Abgelenkt durch den Fund des Kuverts hatten die Frauen für einige Augenblicke das energische Klopfen an der Eingangstür glattweg überhört. Nachdem die Spannung abgefallen war, nahmen sie es dafür um so deutlicher wahr. »Na, da ist aber einer besonders hartnäckig. Wahrscheinlich ist es der Laschi von gestern, der sein Glas umtauschen will«, witzelte Sina.
    Wütend schob Gabriele ihren Stuhl zurück und eilte zum Eingang. Im Verkaufsraum war die Musik zu hören, die die klassikversessene Gabi während des Frühstücks in ihren CD-Player geworfen hatte, um Sina ein wenig mehr Kultur einzubläuen. Es lief die Arie ›Urna fatale‹ aus ›Macht des Schicksals‹. Als sie den ungebetenen Gast vor der Tür zu Gesicht bekam, erschien ihr die musikalische Untermalung nur allzu passend. Denn draußen, im Regen, stand ein dürrer Mann im beigen Trenchcoat. Sein Gesicht war beinahe vollkommen durch einen Regenschirm verdeckt. Aber Gabi musste nicht viel von diesem Menschen sehen, um zu erkennen, wer es war. Sie schloss auf. »Ach nee! Du?« Erst als ihr Gegenüber seinen Schirm hob, gab sie die Tür frei und sagte: »Komm rein, Friedhelm.«
    Gabrieles Bruder stolperte herein und schüttelte hastig seinen Schirm aus. Er war trotz Schirm pitschnass und zerrte ohne ein einziges Wort der Begrüßung ein großes Stofftaschentuch hervor, um sich ausgiebig zu schnäuzen. Unwirsch brummelte er: »Na endlich! Wolltest du mich ertrinken lassen?«
    Gabriele nahm ihm den Schirm ab, bevor er den Fußboden des Ladens weiter benässen konnte, und steckte ihn in einen Schirmständer. »Was gibt es denn Dringendes?«, erkundigte sie sich in ebenso unfreundlichem Tonfall. Mit lautem Scheppern ließ sie dabei die Tür zufallen.
    Ihr Bruder, tropfnass, rieb sich das Gesicht mit dem Tuch trocken, mit dem er eben seine Nase gesäubert hatte. Empört fuhr er Gabriele an: »Was? Du schließt wieder ab?«
    Gabriele verschränkte die Arme: »Na und? Ich habe

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