Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen
mich allein. Wenn dir meine Meinung so egal ist, kann ich mich ja Klaus anschließen und ebenfalls gehen.«
Bernhard, aufgeschreckt durch die erhobene Stimme Gabrieles, gesellte sich zu dem Duo: »So schöne Damen sollten sich nicht streiten.«
Auch das noch, dachte Sina. Ein weiterer Machospruch dieses Kalibers und Gabriele würde ausrasten. Schnell ergriff sie das Wort: »Nein, nein. Von Streit kann keine Rede sein. Ich habe meine Freundin nur ein wenig geärgert.« Und mit Blick auf Gabriele: »Aber sie versteht Spaß.«
Gabi hatte keine andere Wahl, als ihren mürrischen Gesichtsausdruck abzulegen und sich gespielt gelassen ihrem Glas zu widmen. Bernhard strahlte zufrieden und drehte sich wieder weg.
Doch Sina wollte ihrer Freundin das eben Gesagte nicht so einfach durchgehen lassen. Sie prostete ihr zu und knüpfte in betont ruhigem Tonfall an: »Ich habe den Eindruck, dass du dir weniger Gedanken um die Beziehung zwischen mir und Klaus machst, sondern dass dir seine Anwesenheit an sich ziemlich nahegeht.«
Gabriele starrte Sina erschreckt an.
Diese beruhigte: »Keine Sorge. Ich denke natürlich nicht, dass du und Klaus …« Sie musste sich ein Lächeln verkneifen. »Nein, nein. Das will ich dir bestimmt nicht unterstellen. Aber –«, Gabrieles Gesichtszüge versteinerten sich. »aber, Gabi, kann es sein, dass du mal jemanden wie Klaus ziemlich gern gehabt hast und – enttäuscht worden bist?« Damit traf sie offenbar den Nagel auf den Kopf.
Gabriele wandte sich auf ihrem Barhocker wie ein Fisch im Netz. Sie musste mit sich ringen, bevor sie sagte: »Meine Meinung über Klaus behalte ich bei. Aber ganz unrecht hast du nicht.« Sina hörte gespannt zu. »Es gab da wirklich jemanden. Acht Jahre waren wir zusammen.«
Sina nahm dies mit einer Mischung aus wachsendem Interesse und bitterer Enttäuschung auf. Interesse, weil sie endlich einmal mehr über das recht nebulöse Vorleben ihrer Freundin erfuhr. Und Enttäuschung, eben gerade weil sie es ihr erst jetzt offenbarte. Hatte sie ihr bisher nie vertraut?
Gabi quälte sich weiter durch ihre Vergangenheit: »Ich wusste, dass ich nicht seine Traumfrau war. Aber wir liebten uns. Wir passten absolut gut zusammen.«
»Auch im Bett?«, unterbrach Sina und bereute es im nächsten Augenblick, als sie Gabis gekränkten Gesichtsausdruck sah.
»Das dachte ich zumindest. Anderseits hat er nicht über solche Dinge geredet. Und so habe ich nie erfahren können, dass ihm wohl doch etwas fehlte.« Sina begann zu ahnen, hielt aber ihren Mund. »Jedenfalls finde ich eines Tages ein Polaroidfoto.« Gabriele hielt sich krampfhaft an ihrem Glas fest. »Er hat dieses scheußliche Bild einfach auf meinem Küchentisch liegen lassen. Muss ihm aus der Jacketttasche gerutscht sein. Oder er wollte mich absichtlich verletzten. Ich weiß es nicht.«
Sina brannte vor Neugierde, wollte unbedingt wissen, was auf diesem Bild zu sehen war. Aber sie beherrschte sich und blickte Gabi nur groß in die Augen. »Kannst du dir denken, was dieses Foto zeigte?«, fragte Gabriele matt. Sina zog fragend die Brauen nach oben. »Eine Kollegin von ihm. Ich kannte sie. Ein nettes Mädchen. Sie hatte einen sympathischen Mann und eine goldige kleine Tochter. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie nebenbei munter ihren Kollegen vernascht.« Gabriele musste tief durchatmen. »Auf dem Foto rollte sie ihre Strümpfe wieder hoch. Sie saß dabei auf meinem Bett.«
31
Trotz des ausgesprochen miesen Wetters steppte in Nürnberg der Bär. Vor Gabrieles Laden eilten Menschen mit Einkaufstaschen entlang. Die Straßenbahn, die alle zehn Minuten an dem Antiquitätenhandel vorbeiratterte, war überfüllt. Sina klebte am Fenster des Geschäfts und starrte nach draußen. »Möchte wissen, was heute los ist. Haben die etwa den Weihnachtseinkauf um sieben Monate vorverlegt?«
»Keine Ahnung«, tönte es aus dem Hintergrund. »Ich ärgere mich nur, dass ich nicht aufsperren kann, um von diesem Boom zu profitieren.«
»Wieso denn nicht? Wir können unsere nächste Peenemündefahrt ein wenig verschieben – dann kannst du bei deinen Kunden abkassieren und ich habe endlich mal wieder ein paar Stunden für meinen kleinen Tom«, schlug Sina vor.
Gabi wollte davon nichts wissen: »Kommt gar nicht in Frage. Am Ende bekommt das mein Bruder spitz, und wir haben den auch noch am Hals.«
»Was heißt hier auch noch? Klaus sind wir doch auf elegante Weise losgeworden.«
Gabriele kam auf Sina zu und zog sie sachte,
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