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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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aber bestimmt vom Fenster weg. »Ach, auf einmal findest du meinen Trick elegant. Heute morgen hast du hundsgemein dazu gesagt.«
    »Habe ich? Daran kann ich mich gar nicht erinnern«, entgegnete Sina verschmitzt.
    Tatsächlich hatte sie ›hundsgemein‹ zu Gabrieles Vorschlag gesagt, Klaus abermals eine faustdicke Lüge aufzutischen, um ihn für einige Zeit schachmatt zu setzen. Da er nichts von der Rückfahrt der Frauen wusste, hinterließen die beiden bei der Wirtin ihrer Peenemünder Pension eine Nachricht für ihn. Darin hieß es, Sina und Gabriele hätten ihre ›Schatzsuche‹ aufgegeben und wollten sich ein paar schöne Tage in Bremen machen. Gemeinerweise hatten sie sogar eine Pension angegeben, in der sie angeblich absteigen wollten. Gabi war sicher, dass Klaus dieser falschen Fährte folgen würde. Sina gab sich zunächst empört, stimmte dem ausgekochten Täuschungsmanöver dann aber schnell zu.
    Die beiden wollten sich in den hinteren Teil des Geschäfts zurückziehen, da hörten sie ein energisches Klopfen an der Tür. Sie blieben stehen, guckten unwirsch in Richtung Eingang. »Da will wohl ein Kunde partout nicht einsehen, dass bei dir geschlossen ist, was?«, meinte Sina. Gabriele winkte ab und wollte weitergehen. In diesem Augenblick klopfte es erneut. Stärker als beim ersten Mal. Sina fragte: »Na, willst du nicht doch aufmachen? Vielleicht geht dir sonst ein dicker Fisch durchs Netz.«
    Gabriele konnte sich nicht länger beherrschen. Sie eilte in großen Schritten zur Tür, drehte den Schlüssel um und schwang die Tür auf. Ein vornehm gekleideter Mittdreißiger, groß, schlank und mit intelligenten Augen, die Gabi durch eine Armani-Brille anblickten, trat ein. Gabriele schaut sich kurz um, erhaschte dabei Sinas anerkennendes Nicken. »Kommen Sie rein, mein Herr. Was kann ich für Sie tun?«, forderte Gabriele ihr Gegenüber zum Nähertreten auf.
    Als der Mann seinen Mund zum Sprechen öffnete, verflog mit einem Schlag der zunächst so seriöse und selbstsichere erste Eindruck, den er auf die Frauen machte. Mit fiepsiger Stimme brachte er hervor: »Ein Präsent. Für meine Großmutter. Verstehen Sie – sie hat eine Vorliebe für altes Zeug. Also, für Antiquitäten, meine ich.«
    Gabrieles kurz aufgeflammter Elan schwand sofort. Mit deutlich kühlerem Tonfall erkundigte sie sich: »An was hatten Sie gedacht?«
    Der Mann legte fragend den Kopf schief: »Ich? Wieso ich? Ich bin Vertreter für Herzschrittmacher und kein Antiquitätenexperte. Ich hatte gehofft, dass Sie mir weiterhelfen könnten.«
    »Ja, sicherlich. Aber Sie müssen zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, was Sie der Dame schenken möchten.« Als Gabriele seinen unsicheren Blick erhaschte, schob sie gleich eine Frage nach: »Also gut: Können Sie mir sagen, wie viel Sie anlegen möchten?«
    Der Mann gewann an Selbstsicherheit zurück und verkündete mit einem Lächeln: »Ja, das kann ich natürlich. Ich dachte so an 20 oder 30 Mark. Statt Blumen zu kaufen.«
    Sina musste auflachen. Gabriele warf ihr einen strafenden Blick zu, und Sina zog sich kichernd in den Nebenraum zurück. Gabriele schnappte sich einen schlichten Serviettenring aus ihrem Tresenschrank und hielt ihn dem Kunden hin.
    Der griff ihn sich mit spitzen Fingern und mustert ihn eingehend. Ohne ein Wort zu verlieren, legte er den Ring auf dem Tresen ab und wandte sich einem Regal zu. Dort nahm er sich vorsichtig ein fein verziertes Pillendöschen heraus. »Vielleicht wäre das passender«, meinte er. »Ist ja schließlich ganz hübsch gemacht. Aber – wozu braucht man so was eigentlich?«
    Gabriele hatte soeben den Serviettenring flüchtig von Fettfingerspuren gereinigt und wollte ihn zurück in den Schrank legen. Bei der Frage des Kunden drehte sie sich ihm zu und erwiderte gereizt: »Ein Pillendöschen dient im Allgemeinen zur Aufbewahrung von Pillen.«
    Der Mann errötete leicht: »Ah ja«, sagte er, räusperte sich verlegen und setzte seine Suche nach dem richtigen Geschenk für seine Oma fort.
    Gabriele verdrehte genervt die Augen und sah sich in Richtung Hinterzimmer um, wo Sina inzwischen unruhig hin und her ging.
    Der Kunde hatte eine neue Alternative erspäht: Er schnappte nach einem leicht getrübten Glaskelch aus einer weiteren Vitrine und hielt ihn unentschlossen gegen das Licht.
    »Wenn er mich fragt, warum das Glas so stumpf ist, bring ich ihn um«, dachte sich Gabriele, zwang sich gleichzeitig aber zu einem angedeuteten Lächeln. Statt, wie zu

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