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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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erwarten, eine dumme Frage zu stellen, sah der Herzschrittmacher-Vertreter sie nur ratsuchend an. Gabriele ging darauf nicht ein, sondern musterte den Mann lediglich streng und klopfte ungeduldig mit ihren Fingern auf ein Regalbrett.
    »Also, vielleicht wäre das hier das Richtige«, sagte der Mann schließlich. Gabriele atmete tief durch, nahm ihm den Kelch ab und ging zu ihrer Theke mit der Ladenkasse. »Wissen Sie, meine Großmutter ist sehr eigen in ihrem Geschmack«, sagte er, als wollte er sich mit Gabriele wieder gut stellen.
    Gabriele legte das Glas grob auf den Tisch und wickelt es mit fahrigen Bewegungen in Seidenpapier. »141 Mark macht das bitte.«
    Der Kunde zuckte zusammen, als er den Preis hörte, wagte es aber offenbar nicht mehr, dagegen aufzubegehren. Umständlich kramte er in seiner Jackettjacke nach der Geldbörse und erntete für diese zusätzliche Verzögerung einen weiteren bösen Blick von Gabriele. »So, bitte«, sagte er schüchtern, als er das Geld langsam auf dem Tisch abzählte.
    Noch bevor er die letzte Mark aus dem Portemonnaie gefischt hatte, sagte Gabriele schroff: »Das stimmt so. Lassen Sie mal stecken.« Sie drückte dem Mann den eingewickelten Kelch in die Hand und deutete in Richtung Tür.
    Der Kunde drehte sich um, blieb dann aber zögernd stehen. »Ähem – hätten Sie vielleicht eine Tüte für mich?«
    Gabriele kramte ungehalten eine kleine Papiertüte mit der Aufschrift ›Antiquitäten‹ und einem großen verschnörkelten ›G‹ hinterm Tresen hervor und hielt sie dem verunsicherten Mann direkt unter die Nase. »Bitte. Auf Wiedersehen«, sagte sie bestimmt.
    Der Kunde drehte sich um und antwortete leise: »Danke.«
    Gabriele folgte dem Mann zur Tür und drängte ihn hinaus. Kaum war die Tür zu, hing sie ein Papptäfelchen ins Fenster, auf dem deutlich lesbar »Geschlossen« stand. Sie hastete ins Hinterzimmer, wo Sina rittlings auf einem Stuhl saß und düster auf einen großen Stapel Akten vor sich auf dem Tisch starrte.
    Beim Hereinkommen meinte Gabriele entnervt: »O Gott, was für ein Muttersöhnchen. Und geizig noch dazu. Was meinst du, wie er gelitten hat, als er viel mehr bezahlen musste, als er eigentlich vorhatte.«
    »Ach – hast du ihn übers Ohr gehauen?«
    »Ganz im Gegenteil. Ich habe ihm sogar eine Mark Rabatt gegeben. Sag mal: Willst du uns nicht mal einen schönen Kaffee aufsetzen?«
    Sina erhob sich und schaute sich nach den Filtertüten um. Gabriele ging auf den Anrufbeantworter zu, dessen rotes Lämpchen nervös flimmerte. Während Sina das Kaffeepulver abfüllte, drückte Gabi die Wiedergabetaste. Es erklang ein Piepton, dann die Stimme von Klaus:
    »… Sina! Ruf mich an.«
    Der Kaffee plätscherte durch den Filter. Sina blieb ungerührt. Wieder piepte es. Wieder ertönte die Stimme von Klaus. Nun energischer:
    »Hier noch mal Klaus. Ich weiß, dass du da bist. Ich bin nicht blöd, Sina. Zweimal lass ich mich nicht von euch linken. Bitte ruf mich an. Ich bin zu Hause.«
    Gabriele stoppte die Kassette. »Das darf nicht wahr sein.« Sina sah noch immer nicht auf und löste auch ihren Blick nicht vom Kaffeeautomaten. Gabriele schaltete den Anrufbeantworter wieder an. Abermals hörten die beiden Frauen Klaus’ Stimme. Sie klang geradezu flehend.
    »Sina. Liebling! Ich bin noch immer zu Hause. Wir brauchen dich.«
    Bei dem Wort »Wir« sah Sina unvermittelt auf. Ein leises Lächeln huschte über ihre Wangen.
    »Typisch. Der versucht es mit allen Methoden«, spottete Gabriele.
    »Hm?«, machte Sina irritiert.
    »Naja, wo du weiß Gott Wichtigeres zu tun hast, macht er einen auf Herzschmerz.« Empört fügte sie hinzu: »Und quatscht mir das Band voll!«
    Sina ärgerte sich über Gabrieles Bemerkung. »Ich finde das ganz o.k., wenn Klaus einsieht, dass er etwas falsch gemacht hat.« Und leise: »Kommt nur reichlich spät, die Einsicht.«
    Gabriele konnte kaum fassen, was sie da eben erst gehört hatte: »Klaus sieht etwas ein? Davon hat er keinen Ton gesagt! Soll ich das Band zurückspulen?«
    Sina schaltete auf stur: »Er hat wir gesagt. Damit meint er Tom und sich. Er hat also endlich aufgehört, selbstsüchtig zu denken, und bezieht unseren Hund mit ein.« Gerührt fuhr sie fort: »Fast wie bei einer richtigen kleinen Familie.«
    Gabriele schlug sich mit der flachen Hand vor den Kopf: »Meine Güte, Sina. Wie vernarrt bist du eigentlich noch in ihn, dass du dich von seinem Geplapper immer wieder aus dem Gleichgewicht werfen lässt?« Sie griff zu

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