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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Blickwinkels sah sie von den Unbekannten in dem Saal nur Beine, Rücken und Hände. Die Stimmen waren noch immer aufgeregt und völlig unverständlich, es war ein heilloses Durcheinander. Neue Leute kamen dazu. Inzwischen waren es wohl alle fünf. Das Stimmengewirr stieg an, ohne dass Sina einen einzigen zusammenhängenden Satz aufschnappen konnte. Sie nahm lediglich wahr, dass die Stimmung sich verschlechterte. Alles klang plötzlich mürrischer, Widerspruch regte sich.
    Dann ging alles ganz schnell: Das Licht wurde dunkler und war plötzlich ganz aus. Taschenlampen flammten auf. Die Fremden zogen sich Mäntel an. Im matten Schein der Leuchten sah Sina große Aluminiumkoffer, die eilig herumgereicht wurden. Sekunden später verließen die Unbekannten den Raum. Dabei kamen sie auf Armeslänge an Sina und Gabrieles Unterschlupf vorbei. Die Frauen hielten den Atem an. Starr vor Angst drückten sie sich in ihre Nischen.

38
    Endlich wurden die Schritte leiser. Gabriele und Sina atmeten auf. Dann erfolgte unvermittelt ein dumpfes Donnern. Ein Schlag, der im Labyrinth der Gänge mehrfach widerhallte. Die Frauen fuhren verängstigt zusammen. Aber alles blieb ruhig. Sina war die Erste, die sich rührte: Sie knipste ihre Taschenlampe an. »Gabi?«
    Nun wagte auch Gabriele, ihr Licht anzuschalten. »Das hätte schiefgehen können.«
    »Ganz recht! Gabi! Du hast echt ein Rad ab, uns so ’nen Mist einzubrocken!«
    Gabriele winkte verlegen mit den Schraubenschlüssel, den sie noch immer in ihrer Hand hielt.
    Sina verlor keine Zeit und griff ihre Freundin energisch am Arm. »Los, wir sollten endlich verduften!«
    »Aber die Bilder …«
    Sina ignorierte Gabrieles Einwand. Die beiden gingen zügig in Richtung Ausgang und nahmen die rutschigen Stufen, als wollten sie einen neuen Weltrekord aufstellen. An der Stahltür zum oberen Stockwerk stockte Sina.
    »Ich kann sie nicht öffnen!« Sie rüttelte wie wild an der Klinke. Ohne Erfolg.
    »Lass mich mal!« Doch auch Gabriele hatte kein Glück. Sie versuchte es wieder und wieder. Nichts passierte. Die schwere Pforte gab keinen Deut nach. Schließlich schlug und trat Gabriele gegen die Tür. »Verfluchtes Ding! Du sollst aufgehen, sag ich! Auf!«
    »Hat keinen Sinn, Gabi. Ist wohl von außen verriegelt.«
    »Von außen verriegelt? Ich glaub, ich ticke nicht richtig!«, entgegnete Gabriele aufgebracht. »Von außen verriegelt! Und das sagst du so einfach, als wär’s nichts.« Gabriele leuchtete ziellos mit ihrer Lampe, versuchte, eine zweite Klinke oder irgendeine andere Öffnungsmöglichkeit für die Pforte zu finden. »Das gibt’s nicht! Tu doch was!Wir müssen hier rauskommen!«
    »Das weiß ich auch. Aber ich kann nicht hexen! Das ist Stahl, Gabi! Beinharter Stahl!«
    Gabriele schnaufte. Sie holte aus und ließ ihren Schraubenschlüssel krachend gegen das Metall sausen. Ein zweites und ein drittes Mal attackierte sie das tonnenschwere Hindernis. Als das nichts bewirkte, bearbeitete sie die Tür mit ihren bloßen Händen. Tränen der Wut und der schieren Verzweiflung standen ihr in den Augen, als ihre Fingernägel quietschend über den Stahl kratzen. Gabriele fuhr herum, ihr Gesicht war rot vor Zorn. »Alles nur wegen deiner komischen Raketenspinnereien!«
    Sina reagierte unerwartet scharf: »Alles nur, weil jemand im Suff so bescheuert war, fünf Fremden hinterherzulaufen!«
    Für einen Moment, wirklich nur für einen Moment, wurde Gabriele sehr still. Sina bemerkte, dass ihre Freundin sich ihres eigenen Fehlers bewusst war. Und sie verstand auch, dass jeder weitere Vorwurf sie verletzt hätte. Also gab sie nach: »Schon gut. Schnee von gestern. Die Frage lautet: Wie kommen wir hier raus?«
    Gabriele blieb eine Antwort schuldig. Der Strahl ihrer Taschenlampe sank langsam und wanderte an der grauen Oberfläche der Stahltür hinab. Gabriele wurde bleich und sackte in sich zusammen. »Es fängt wieder an.«
    Sina zerrte ihre Freundin hoch, wollte sie in eine aufrechte Position zwingen. Aber sie erkannte, dass Gabriele diesmal wirklich kurz davor war, sich zu übergeben. Sina fackelte nicht lange und zog sie kurzerhand von der Tür weg. Ganz in der Nähe musste es so etwas wie eine Toilette geben. So war es jedenfalls auf dem Lageplan eingezeichnet. Eine Toilette, gleich gegenüber, im nächsten Quergang.
    Sie musste nicht lange suchen. Es gab ihn tatsächlich noch, den Sanitärraum. Nicht appetitlich. Und, unschwer zu erkennen, seit Jahrzehnten nicht benutzt, geschweige denn

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