Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen
gereinigt worden. Aber besser als gar nichts. Es gab ein Spülbecken mit Abfluss. Und eine Kloschüssel. Gabriele klammerte sich an den Beckenrand. Sie spuckte und röchelte. Sina klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. »Lass dir Zeit, Gabi.«Dann drehte sie sich zum Gehen um und sagte: »Ich versuche erst mal, Licht zu machen.«
Als sich Sina von ihrer Freundin entfernte, hörte sie sie noch immer verzweifelt würgen. Aber da musste sie durch, dachte sich Sina. Wer zu viel trank, musste selbst sehen, wie er mit den Folgen fertig wurde. Schließlich hatte sie Gabriele nicht dazu genötigt, den ›Küstennebel‹ becherweise herunterzukippen. Naja, vielleicht ein bisschen. Aber trotzdem: Gabriele war alt genug, um zu wissen, wann Schluss war. Also: Was soll’s? Es gab wichtigere Dinge zu klären!
Es dauerte nicht lange, bis Sina auf eine der Bergungslampen stieß, mit denen die Fremden die Hallen ausgeleuchtet hatten. Sie fasste nach dem sperrigen Ungetüm, ertastete schließlich den Ausgang für das Stromkabel. Sina klemmte die Taschenlampe zwischen ihre Zähne, um beide Hände frei zu haben. Sie schnappte sich das Stromkabel und hob es an, um es bis zur Stromquelle zu verfolgen.
Das Kabel führte sie in einen unscheinbaren Raum mit dickleibigen, nach oben führenden Rohren. Dort stand ein klobiger Motor. Sina musste nicht lange grübeln, um zu erkennen, was sie vor sich hatte: einen Generator neuerer Bauart, der mit dem historischen Entlüftungssystem gekoppelt war. Geschickt: So konnten die Fremden stundenlang Strom für ihr Licht und ihr technisches Equipment erzeugen, ohne die knappe Luft im Bunker mit schädlichen Abgasen zu verpesten. Gleich neben dem Gerät befanden sich ein Dutzend große, prall gefüllte Benzinkanister. Sina machte sich sogleich daran, den Generator in Betrieb zu setzen.
»Was zerrst du an dem Seil?«, wollte Gabriele wissen. Sie hatte ihren Magen inzwischen entleert und war ihrer Freundin gefolgt.
»Hast du nie einen Rasenmäher bedient?«
»Einen Rasenmäher?«, fragte Gabi irritiert. »Doch. Früher mal.«
Sina riss wieder am Seil. »Na, siehst du«, sagte sie ächzend, »so ein Generator lässt sich auf die gleiche Weise anwerfen.« Im selben Augenblick setzte sich der Motor tuckernd in Gang und stieß dabei eine übelriechende Qualmwolke aus.
Gabriele hustete. »Lange können wir den aber nicht anlassen …« Sie sprach nicht weiter, denn die Bergungslampen taten ihren Dienst. Gabi riss instinktiv die Arme vors Gesicht.
»Keine Panik. Die Anderen sind längst weg. Außerdem können wir das Licht gut gebrauchen«, beruhigte Sina. »Und das mit dem Abgas dürfte eigentlich kein Problem sein. Das meiste zieht durch die Lüftung ab. Sollte es jedenfalls.«
Als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sahen sich die beiden Frauen das erste Mal in dieser Nacht in aller Ruhe um. Was sie erblickten, verschlug ihnen den Atem.
Die Katakomben, von denen sie sich bislang nur ein sehr vages Bild hatten machen können, waren nun in ihrer vollen Ausdehnung deutlich erkennbar. Die starken Strahler leuchteten die Flure bis in den letzten Winkel aus. Alles war viel größer, geräumiger und imposanter als sie erwartet hatten. Die Freundinnen verließen den Saal und gingen staunend den Gang bis zur Treppe entlang.
Die Stahltür zur oberen Ebene, die mit Schleif- und Schlagspuren von Gabis wütenden Attacken übersät war, machte im hellen Schein der Lampen einen unüberwindlichen Eindruck: massiv, stabil, nie und nimmer zu knacken. Sina durchfuhr ein Frösteln. Vom Treppenhaus, in dem die beiden Freundinnen standen, gingen im rechten Winkel nach links und nach rechts zwei Gänge ab. Rechts neben der Treppe war der Eingang zu einem gekachelten Raum: Die Toilette, in der sich Gabriele eben ihrer Drinks entledigt hatte. Durch die halb geöffnete Tür erkannte Sina ein schmutziges Waschbecken.
Gabriele ließ sich auf einer Treppenstufe nieder, das Gesicht vergrub sie in den Händen. Diese Haltung, diese entmutigende Gestik ihrer Freundin, machte Sina nervös. Nicht genug, dass sie eingeschlossen waren, jetzt ließ ihre Freundin auch noch den Kopf hängen. Alles andere als konstruktiv war das, ärgerte sich Sina. Sie ging nervös auf und ab. »Mist, Mist, Mist!«
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Gabriele hob mühsam den Kopf und sagte in resigniertem Tonfall: »Wie lange sitzen wir hier fest?«
Sina rappelte sich auf. Sie war für ein paar Minuten eingenickt. Eigentlich war das kaum zu glauben, in dieser
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