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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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kurz in die Küche gegangen, um uns ein paar Kekse und etwas zu trinken zu holen. Es hat keine fünf Minuten gedauert, aber das hat gereicht. Stuart hat gar nicht kapiert, was da passierte. Aber ich wusste es natürlich, war ich doch mit diesem Wissen aufgewachsen. Genau wie Santo. Nur war er tatsächlich sicher, denn – sind wir doch mal ehrlich – er war genau wie sie.«
    »Nicht in jeder Hinsicht«, widersprach ihr Vater. »Nein, nicht das.«
    »O doch«, gab sie zurück. »Und das weißt du auch. Das. Und auch in einer Art und Weise, die mich betraf.«
    »Du meinst Madlyn.«
    »Sie war meine beste Freundin. Ehe Santo sie in die Finger bekam.«
    »Kerra, Santo hatte nie die Absicht …«
    »Doch. Genau das war seine Absicht. Und das Schlimmste daran war, dass er es gar nicht nötig hatte, hinter ihr her zu sein. Er war doch schon hinter … keine Ahnung … drei anderen Mädchen her. Oder war er mit den anderen dreien schon fertig?« Sie wusste, sie klang verbittert, und das war sie auch. Aber in diesem Moment kam es ihr so vor, als wäre nichts in ihrem Leben je vor Verwüstung sicher gewesen.
    »Kerra, die Menschen sind eben so, wie sie sind«, sagte ihr Vater. »Du kannst nichts dagegen tun.«
    »Glaubst du das wirklich? Ist das deine Entschuldigung für sie? Oder für ihn?«
    »Ich entschuldige nicht …«
    »Das tust du sehr wohl. Das hast du immer getan, jedenfalls soweit es sie betrifft. Sie hat dich zum Narren gehalten, so lange ich lebe, und ich wette, sie hat dich schon von dem Moment an zum Narren gemacht, als du ihr begegnet bist.«
    Wenn ihre Worte Ben gekränkt hatten, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. »Ich rede nicht von deiner Mutter, Liebes«, erwiderte er stattdessen. »Und auch nicht von Santo. Ich meine diesen Jungen. Stuart. Und Madlyn Angarrack.« Er unterbrach sich kurz, ehe er fortfuhr: »Und Alan, Kerra. Ich meine jeden, jeder Mensch ist so, wie er eben ist. Du tust dir selbst einen Gefallen, wenn du sie gewähren lässt.«
    »So wie du es gemacht hast, meinst du?«
    »Ich kann es nicht besser erklären.«
    »Weil es ein Geheimnis ist?«, fragte sie, und es war ihr gleichgültig, dass es sich so anhörte, als verhöhnte sie ihn. »So wie alles andere in deinem Leben? So wie das Surfen?«
    »Wir können uns nicht aussuchen, wen wir lieben.«
    »Das machst du mir nicht weis«, entgegnete sie. »Erklär mir, warum du nicht wolltest, dass Santo surft.«
    »Weil ich geglaubt habe, dass nichts Gutes dabei herauskommen würde.«
    »War es das, was dir passiert ist?«
    Er antwortete nicht. Einen Moment lang glaubte Kerra, er würde überhaupt nichts mehr sagen. Doch schließlich kam genau das, was Kerra erwartet hatte: »Ja. Absolut nichts Gutes ist für mich dabei herausgekommen. Darum habe ich das Surfboard beiseitegelegt und mit meinem Leben weitergemacht.«
    »Mit ihr«, berichtigte Kerra.
    »Ja. Mit deiner Mutter.«

11
    Detective Inspector Bea Hannaford kam zu spät und übelgelaunt in der Polizeiwache an. Rays Abschiedsworte nagten immer noch an ihr. Sie wollte nicht, dass irgendetwas, was Ray sagte, Einzug in ihr Bewusstsein hielt. Aber er hatte einfach diese Art, ein ›Auf Wiedersehen‹ von einer harmlosen Floskel in einen Armbrustbolzen zu verwandeln, und man musste schnell sein, um nicht getroffen zu werden. Wenn sie den Kopf frei hatte, war sie geschickt darin, seine verbalen Attacken zu parieren. Aber mitten in einer Mordermittlung war das unmöglich.
    Was Pete anging, hatte sie nachgeben müssen; ein weiterer Grund, warum sie spät dran war. In Anbetracht der Tatsache, dass ihr keine Kriminalbeamten für den Fall zur Verfügung standen, sondern nur die Taucherstaffel – und wer zum Henker wusste schon, wann die wieder abgezogen würde? –, würde sie Überstunden machen müssen, und irgendjemand musste sich schließlich um den Jungen kümmern. Nicht weil Pete nicht in der Lage gewesen wäre, sich selbst zu versorgen. Er konnte schon seit Jahren kochen und hatte sogar gelernt, die Waschmaschine zu bedienen, nachdem seine Mutter einmal sein über alles geliebtes Arsenal-Trikot rosa eingefärbt hatte. Aber er musste von der Schule zum Fußballtraining und zu dieser und jener Verabredung kutschiert werden, und die Zeit, die er im Internet zubrachte, musste ebenso überwacht werden wie die Hausaufgaben, weil er die nämlich sonst überhaupt nicht machte. Kurz gesagt, er war ein völlig normaler vierzehnjähriger Junge, der regelmäßiger elterlicher Fürsorge

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