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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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bedurfte. Bea wusste, sie hätte dankbar sein sollen, dass ihr Exmann gewillt war einzuspringen. Nur war sie überzeugt, dass Ray diese ganze Situation zu genau diesem Zweck herbeigeführt hatte: um ungehinderten Zugang zu Pete zu erlangen. Er wollte engeren Kontakt zu ihrem Sohn und sah dies als die Gelegenheit, ebendiesen Kontakt aufzubauen. Dass Pete neuerdings mit Enthusiasmus reagierte, wenn er bei seinem Vater übernachten sollte, sprach dafür, dass Rays Kampagne erfolgreich war, und brachte Bea zu der Frage, welchen Erziehungsansatz ihr Exmann eigentlich verfolgte, angefangen von den Mahlzeiten, die er Pete vorsetzte, bis hin zu den Freiheiten, die er ihm einräumte.
    Also hatte sie Ray einem Verhör unterzogen, während Pete im Gästezimmer verschwunden war – er nannte es bereits ›sein Zimmer‹ –, um seine Tasche auszupacken. Ray hatte ihre Fragen in der ihm ureigenen, unnachahmlichen Weise unterminiert und war geradewegs zu deren Wurzel gelangt. »Er ist gerne hier, weil er mich liebt«, hatte seine Erklärung gelautet. »So wie er auch gerne bei dir ist, weil er dich liebt. Er hat zwei Elternteile, nicht nur einen, Beatrice. Das ist doch alles in allem ganz positiv, oder etwa nicht?«
    Zwei Elternteile, hatte sie antworten wollen. Oh, das ist ja fantastisch, Ray! Stattdessen sagte sie jedoch: »Ich will nicht, dass er hier Dingen ausgesetzt ist wie …«
    »Fünfundzwanzigjährigen Frauen, die unbekleidet im Haus umherlaufen?«, schlug er vor. »Keine Bange. Ich habe meinem Harem, der hier für gewöhnlich residiert, mitgeteilt, dass die Orgien bis auf Weiteres ausfallen müssen. Es hat ihnen das Herz gebrochen, genau wie mir, aber da kann man eben nichts machen. Pete geht vor.« Er lehnte an der Küchenanrichte und sah die Post vom Vortag durch. Es gab keinerlei Anzeichen, dass weitere Personen im Haus ein und aus gingen. Sie hatte das so diskret wie möglich überprüft, weil sie – so hatte sie es sich eingeredet – verhindern wollte, dass Pete Zeuge irgendwelcher oberflächlicher sexueller Beziehungen wurde. Nicht in seinem Alter, und nicht, bevor sie Gelegenheit gehabt hätte, ihm jede durch Körperkontakt übertragbare Krankheit eingehend zu beschreiben, die er sich würde einfangen können, wenn er sich nicht vorsah.
    »Du hast wirklich merkwürdige Vorstellungen davon, womit ich meine äußerst begrenzte Freizeit verbringe«, merkte Ray an.
    Sie ging nicht darauf ein. Stattdessen überreichte sie ihm eine Tüte mit Lebensmitteln, denn sie wollte verdammt sein, wenn sie auch noch in seiner Schuld stünde, nur weil er Pete aufgenommen hatte, obwohl er eigentlich nicht an der Reihe war. Dann befahl sie ihren Sohn herbei, umarmte ihn, verpasste ihm den lautesten Kuss auf die Wange, den sie zustande brachte, ohne sich von seinem Winseln und seinem »Ach, Mum!« abhalten zu lassen, und verließ das Haus.
    Ray folgte ihr zum Wagen. Draußen war es grau und windig, und es hatte angefangen zu regnen, aber weder beeilte er sich, noch ging er vor dem Wetter in Deckung. Er wartete, bis sie eingestiegen war, und bedeutete ihr dann, das Seitenfenster zu öffnen. Als sie es heruntergefahren hatte, beugte er sich herab und fragte: »Was muss ich tun, Beatrice?«
    »Was meinst du?«, entgegnete sie und machte sich keinerlei Mühe, ihre Ungeduld zu verbergen.
    »Was muss ich tun, damit du mir verzeihst?«
    Sie schüttelte den Kopf, setzte zurück und fuhr ohne ein weiteres Wort davon. Aber sie war nicht in der Lage, seine Frage aus ihrem Kopf zu verbannen.
    So war sie also geneigt, ungnädig zu Sergeant Collins und Constable McNulty zu sein, als sie endlich die Polizeiwache betrat, aber die beiden erbärmlichen Tröpfe machten es ihr doch tatsächlich unmöglich, ihnen mit Verärgerung zu begegnen. Collins hatte es irgendwie geschafft, in ihrer Abwesenheit Initiative zu ergreifen, und hatte die Hälfte der Taucherstaffel ausgeschickt, um die Umgebung von Polcare Cove in einem Dreimeilenradius zu durchkämmen und herauszufinden, ob irgendeiner der Bewohner der verstreuten Weiler oder Farmen etwas Berichtenswertes zu Protokoll geben konnte. Den restlichen Beamten hatte er aufgetragen, Hintergrundinformationen zu allen Personen zusammenzutragen, die bislang mit dem Verbrechen in Verbindung standen: die Kernes – insbesondere Ben Kernes finanzielle Situation und die Frage, ob das Ableben seines Sohnes irgendeinen Einfluss auf diese Situation hatte –, Madlyn Angarrack, ihre Familie, Daidre Trahair,

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