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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Thomas Lynley und Alan Cheston. Sie alle würden ihre Fingerabdrücke nehmen lassen müssen. Die Kernes waren überdies davon in Kenntnis gesetzt worden, dass in Truro nun alles bereit sei für die formelle Identifizierung von Santos Leichnam.
    Derweil hatte Constable McNulty sich mit Santo Kernes Computer beschäftigt. Als Bea eintraf, war er gerade dabei, die gelöschten E-Mails zu sichten. (»Das wird etliche Stunden dauern«, teilte er ihr mit. Er hoffte wohl, sie würde erwidern, er solle sich die Mühe sparen, was sie jedoch nicht zu tun gedachte.) Zuvor hatte er dem Computer einige Dateien entlockt, die weitere T-Shirt-Designs zu enthalten schienen.
    McNulty hatte sie in Kategorien unterteilt: örtliche Unternehmen, deren Namen er kannte, vornehmlich Pubs, Hotels und Surfshops. Dann Rockbands, sowohl berühmte als auch völlig obskure, und Events – von Musikfestivals bis hin zu Kunstmessen. Und zu guter Letzt eine Handvoll Entwürfe, bei denen er ›so ein komisches Gefühl‹ hatte, was Bea vermuten ließ, dass er schlicht und ergreifend keine Ahnung hatte, was sie darstellten. Doch da irrte sie sich.
    Der erste fragwürdige Entwurf war von LiquidEarth – ein Name, den Bea bereits auf einem Rechnungsformular in Santo Kernes Wagen gesehen hatte. Das sei die Firma eines Surfbrettbauers, erklärte McNulty. Der Inhaber heiße Lewis Angarrack.
    »Verwandt mit Madlyn Angarrack?«, hakte sie nach.
    »Ihr Vater.«
    Das war interessant. »Und was ist mit den anderen?«
    Cornish Gold war der zweite Entwurf, den er aussortiert hatte. Eine Obstfarm, wo Cider produziert wurde, berichtete McNulty.
    »Und wieso liegt das auf diesem Stapel?«
    »Es ist das einzige Unternehmen außerhalb von Casvelyn«, antwortete er. »Ich dachte, es könnte sich vielleicht lohnen, der Sache nachzugehen.«
    McNulty war vielleicht doch kein völliger Blindgänger, wie sie anfangs geglaubt hatte. »Und der Letzte?« Sie betrachtete den Entwurf. Er schien zweiseitig angelegt zu sein. Die Vorderseite lautete: ›Sei subversiv!‹ Der Schriftzug stand über einem Mülleimer, sodass man auf alle möglichen Gedanken kommen konnte, von Bomben auf offener Straße bis hin zur Durchsuchung der Mülltonnen von Promis, um so vielleicht an irgendwelche Informationen zu gelangen, die man der Boulevardpresse verkaufen konnte. Doch die Rückseite klärte alles auf: ›Iss für nix!‹, riet eine niedliche Comicfigur, die an Dickens' kleine Diebe in Oliver Twist erinnerte und die mit dem Finger auf einen weiteren Mülleimer zeigte, der ausgekippt worden war, sodass der Inhalt sich auf die Straße ergoss.
    »Was, glauben Sie, hat das zu bedeuten?«, fragte Bea Constable McNulty.
    »Keine Ahnung«, gestand er. »Aber es schien mir wert, es unter die Lupe zu nehmen, denn es hat nichts mit einer Firma zu tun wie die anderen. Wie gesagt, ich hatte so 'n komisches Gefühl. Was man nicht identifizieren kann, muss man untersuchen.«
    Der letzte Satz klang wie ein Zitat aus einem Lehrbuch. Es war das erste Mal, dass sie ihn etwas Kluges hatte sagen hören. Das machte ihr Hoffnung. »Vielleicht haben Sie ja doch eine Zukunft in diesem Geschäft«, bemerkte sie.
    Der Gedanke schien ihn nicht sonderlich zu beglücken.
    Tammy war an diesem Morgen noch schweigsamer als gewöhnlich, und das beunruhigte Selevan Penrule. Sie war ohnehin ein stilles Wasser, aber diese völlige Zugeknöpftheit hatte er bislang noch nie an ihr beobachtet. Bis jetzt war es dem Großvater immer so vorgekommen, als wäre das Mädchen einfach unnatürlich ruhig – ein weiterer Hinweis darauf, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmte, denn in seinem Alter sollte es nicht ruhig sein. Es sollte eigentlich immerzu aufgeregt sein: wegen seiner Haut, seiner Figur, der richtigen Kleidung, des perfekten Haarschnitts und ähnlichen Unfugs. Aber heute Morgen sah Tammy so aus, als wälzte sie ein Problem. Selevan glaubte, genau zu wissen, worum es sich dabei handelte.
    Er überlegte, wie er vorgehen sollte. Er dachte an seine Unterhaltung mit Jago Reeth und daran, was Jago gesagt hatte: dass man junge Leute lenken müsse, ohne sie dabei herumzukommandieren. Trotz Selevans gestriger Reaktion – »Du hast gut reden, Kumpel!« – musste er zugeben, dass Jagos Worte vernünftig klangen. Denn wo, bitte schön, lag der Sinn, einer Heranwachsenden seinen Willen aufzuzwingen, wenn diese Heranwachsende durchaus einen eigenen Willen besaß? Es war schließlich nicht so, dass alle Menschen immerfort so leben

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