Doch die Sünde ist Scharlachrot
haben?«
Er schien nicht gerade glücklich darüber, das einräumen zu müssen. »Ich hätte es ihnen selbst überlassen können, sich was zu suchen, aber es schien … Ich wollte, dass sie einen sicheren Ort haben, versteh'n Sie? Nicht irgendwo auf dem Rücksitz eines Autos. Nicht in … Was weiß ich.«
»Wenn man allerdings bedenkt, dass seinem Vater ein Hotel gehört …«, entgegnete Bea.
Jago fuhr sich mit dem Unterarm über den Mund. »Ja sicher. Schön. Sie hätten vielleicht eines der Zimmer im King George nehmen können. Aber das hieß ja nicht … Die beiden … Ich wollte nur … Oh, Mist. Wie hätte ich denn sonst sicher sein können, dass er benutzt, was er benutzen musste, um das Mädchen nicht in Gefahr zu bringen? Also hab ich sie für ihn liegen lassen. Gleich neben dem Bett.«
»Kondome.«
Er schien ein bisschen verlegen – ein alter Knabe, der eine so unverblümte Unterhaltung mit einer Frau führte, die er unter anderen Umständen vielleicht eine Dame genannt hätte. Eine Vertreterin des schönen Geschlechts, dachte Bea. Sie las diesen Gedanken in seinem Gesichtsausdruck.
»Er hat sie benutzt, aber nicht jedes Mal, versteh'n Sie?«
»Und woher wussten Sie, wann er sie benutzt hatte?«, bohrte Bea weiter.
Er wirkte aufrichtig entsetzt. »Du lieber Gott, Inspector!«
»Ich bin nicht sicher, ob Gott hiermit irgendetwas zu tun hat, Mr. Reeth. Wenn Sie mir bitte die Frage beantworten würden. Haben Sie die Kondome vorher und nachher gezählt? Im Müll nachgeschaut? Was?«
Seine Miene verriet sein Unbehagen. »Beides«, gestand er. »Verflucht noch mal, ich hab dieses Mädchen gern! Sie hat ein gutes Herz. Vielleicht geh'n ihr manchmal die Gäule durch, aber sie hat ein gutes Herz. Ich hab mir gedacht, es passiert sowieso mit den beiden, also kann ich auch dafür sorgen, dass es eine gute Erfahrung für sie wird.«
»Und wo wäre das? Ihr Haus, meine ich?«
»Ich wohne in einem Caravan drüben in Sea Dreams.«
Bea warf Constable McNulty einen Blick zu, und er nickte. Er wusste, wo das war. Gut.
»Möglicherweise werden wir ihn uns anschauen wollen«, sagte sie.
»Hab ich mir schon gedacht.« Jago schüttelte den Kopf. »Junge Leute. Wer denkt denn schon an die Folgen, wenn man jung ist?«
»Tja. Nun ja. Wer denkt im Eifer des Gefechts an die Folgen?«, wiederholte Bea.
»Manchmal sind es ja nicht einfach nur Folgen. Ich meine, sehen Sie sich das da an.« Er sprach jetzt anscheinend von einem der Poster an der Wand. Es zeigte ein Surfboard, das in die Luft schoss. Der Surfer hing wie gekreuzigt inmitten eines einzigartigen, monströsen Wipe-outs in der Luft, vor dem Hintergrund einer massiven Wasserwand. »Sie denken nicht über den Moment selbst nach, geschweige denn über die Folgen … dieses Moments. Und dann passiert so was.«
»Wer ist das?«, fragte McNulty und trat näher an das Poster heran.
»Ein Kerl namens Mark Foo. Eine Minute – wenn überhaupt – vor seinem Tod.«
McNultys Mund formte ein ehrfürchtiges »Oh«, und er wollte schon antworten. Bea sah, dass er sich auf einen ausführlichen Surf-Plausch einrichtete, und sie konnte sich vorstellen, wohin das führen würde. »Das sieht ein bisschen gefährlicher aus als Klettern«, ging sie dazwischen. »Vielleicht hatte Santos Vater ja doch recht, seinem Sohn das Surfen ausreden zu wollen.«
»Und den Jungen von dem fernzuhalten, was er liebte? Was sollte daran richtig sein?«
»Vielleicht wollte er einfach nur sicherstellen, dass ihm nichts zustößt.«
»Hat ja prima geklappt«, wandte Jago Reeth ein und räusperte sich. »Vielleicht ist das eine Sache, die wir für andere einfach nicht sicherstellen können.«
Daidre Trahair bat darum, wieder den Internetzugang in Max Priestleys Büro in der Watchman- Redaktionbenutzen zu dürfen, aber dieses Mal musste sie dafür bezahlen. Max verlangte allerdings kein Geld. Der Preis war ein Interview mit einem seiner Reporter. Steve Teller sei zufällig im Haus und arbeite an der Story über die Ermordung von Santo Kerne, erklärte er. Und sie, Daidre, sei das fehlende Puzzleteilchen. Das Verbrechen verlange nach einem Augenzeugenbericht.
»Ermordung?«, wiederholte Daidre, denn sie ahnte, dass dies die von ihr erwartete Reaktion war. Sie hatte den Leichnam gesehen und die Netzschlinge, was Max zwar nicht sicher wusste, aber womöglich vermutete.
»Die Cops haben uns heute Morgen informiert«, erklärte er. »Steve ist im Layout. Da ich den Computer im Moment
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