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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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renovierungsbedürftig, besonders das Dach und die Holzstürze der Fenster und Türen. Doch die Bewohner hatten Wichtigeres zu tun, und ein windschiefer Schuppen, in dem ihre Surfbretter aufgereiht standen wie bunte Lesezeichen, verriet unmissverständlich, was das war – ebenso wie auch ihre Neoprenanzüge, die meist zum Trocknen auf den unteren Ästen der Zypresse hingen.
    Die Südseite des Hauses lag dem Binner Down zugewandt, und von den Weiden, die den Hügel umgaben, wehte das Muhen der Kühe herüber. Eine Art Gewächshaus war an das Gebäude angebaut. Das gläserne Pultdach war ans Haus angelehnt, eine Wand war ebenfalls aus Glas, die rückwärtige Wand indes bildete die Granitaußenmauer, die hier weiß gestrichen war, um die Sonne zu reflektieren. Das Gewächshaus war errichtet worden, um darin Wein anzubauen, hatte Cadan unlängst erfahren.
    Er suchte und fand Will genau dort. Er stand vornübergebeugt unter dem niedrigen Glasdach und harkte gerade den Boden um einen jungen Weinstock herum. Als Cadan eintrat, richtete Will sich ein wenig auf und sagte über die Schulter: »Verdammte Scheiße, das wird aber auch Zeit«, ehe er sah, wer hereingekommen war. »Oh, tut mir leid«, fügte er hinzu. »Ich dachte, es wäre einer meiner Mitbewohner.«
    »Packen sie hier immer noch nicht mit an?«
    »Keine Spur. Das hieße ja, dass sie mal ihren Hintern bewegen müssten.« Will hatte die Erde mit einer Mistgabel bearbeitet – was Cadan nicht für das optimale Arbeitsgerät hielt, wenn man die Größe der Pflanzen bedachte, aber er hielt den Mund –, und Will warf sie nun beiseite. Dann nahm er eine Tasse vom Sims und leerte sie in großen Schlucken. Es war warm im Gewächshaus, genau wie es sein sollte, und Will schwitzte. Sein schütteres Haar klebte an seiner Kopfhaut. Er würde mit dreißig eine Glatze haben, erkannte Cadan, und dankte dem Schicksal für seine dichten Locken.
    »Ich schulde dir was«, sagte Cadan zur Begrüßung. »Deswegen bin ich hier.«
    Will sah ein wenig verwirrt aus. Er griff nach der Mistgabel und nahm seine Arbeit wieder auf. »Was denn?«
    »Eine Entschuldigung. Für das, was ich gesagt habe.«
    Will richtete sich auf und fuhr sich mit dem Arm über die Stirn. Er trug ein Flanellhemd, dessen obere Knöpfe geöffnet waren, darunter das übliche schwarze T-Shirt. »Was hast du denn gesagt?«
    »Das mit Madlyn. Neulich. Du weißt schon. Als du vorbeigekommen bist.« Cadan befand, je weniger über Madlyn gesagt wurde, desto glücklicher wären sie beide, aber er wollte sichergehen, dass Will wusste, wovon er sprach. »Die Sache ist, Mann, woher zum Geier sollte ausgerechnet ich wissen, wer eine Chance bei meiner Schwester hat und wer nicht?«
    »Oh, ich schätze, das weißt du ziemlich genau. Du bist schließlich ihr Bruder.«
    »Ich weiß nicht annähernd so viel, wie ich dachte«, gestand Cadan ein. »Sie hat zufällig heute Morgen beim Frühstück von dir gesprochen. Und da wurde mir klar … Hör zu, Mann, ich hab total falsch gelegen, und ich wollte, dass du das weißt.« Natürlich log er, aber er nahm an, dass das unter den gegebenen Umständen verzeihlich war. Es ging um höhere Ziele. Er hatte im Grunde wirklich keine Ahnung, wie seine Schwester über wie auch immer geartete romantische Verwicklungen dachte, von Santo Kerne einmal abgesehen. Und er war nicht einmal mehr sicher, ob er sich da ein realistisches Bild gemacht hatte. Aber er brauchte Will Mendick, wenn also eine kleine Notlüge nötig war, um Will zu bewegen, eine Flasche mit ihm zu öffnen, dann war das doch bestimmt verzeihlich. »Was ich meine, ist, dass du sie nicht abschreiben solltest. Sie hat eine ziemlich harte Zeit hinter sich, und ich könnte mir vorstellen, dass sie dich braucht, selbst wenn sie das im Moment noch nicht mal selber weiß.«
    Will ging ans Ende des Glashauses, wo ein paar Regale standen, und zog ein Paket Dünger hervor. Cadan folgte ihm.
    »Also hab ich mir gedacht, wir könnten zusammen einen heben.« Cadan wand sich innerlich ob dieses bizarren Ausdrucks. Er klang wie jemand aus einer amerikanischen Fernsehserie. »Und Vergangenes vergangen sein lassen. Was meinst du?«
    »Kann nicht«, erwiderte Will. »Ich kann hier im Moment nicht weg.«
    »Glück gehabt. Ich wollte nämlich gar nicht ausgehen«, erklärte Cadan freimütig. »Ich hab mir gedacht, wir könnten hier …«
    Will schüttelte den Kopf. Er wandte sich wieder seinen Reben und seiner Mistgabel zu. Cadan hatte das Gefühl,

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