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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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zum Trotz auf den Weg gemacht. Sie war den St. Mevan Crescent entlanggefahren, dann hinüber zum Burn View, die Lansdown Road und The Strand hinab und von dort aus der Stadt hinaus.
    Sie war immer weiter in Richtung Osten gefahren, auch noch lange nachdem sie hätte kehrtmachen sollen. So kam es, dass es bereits dunkel wurde, als sie zum letzten Anstieg The Strand hinauf den Gang herunterschaltete. Die Geschäfte hatten schon geschlossen, die Restaurants waren geöffnet, wenn auch zu dieser Jahreszeit schwach besucht. Wimpelleinen hingen lustlos und tröpfelnd über der Straße, und die einsame Ampel auf der Kuppe des Hügels warf ihr einen roten Lichtkegel entgegen. Kein Mensch war auf dem nassen Bürgersteig unterwegs, aber das würde sich in zwei Monaten ändern, wenn die Sommergäste in Casvelyn einfielen, um sich an seinen zwei weiten Stränden zu vergnügen, an der Brandung, dem Meerwasserpool, dem Vergnügungspark und, so stand zu hoffen, an den Aktivitäten, die Adventures Unlimited feilbot.
    Es war der Traum ihres Vaters gewesen: das leer stehende, 1933 erbaute Hotel zu kaufen, das auf einer Landzunge oberhalb von St. Mevan Beach lag, und es in ein Sporthotel zu verwandeln – ein enormes Risiko für die Kernes, und wenn es nicht klappte, würden sie vor dem Ruin stehen. Aber ihr Vater war ein Mann, der auch schon in der Vergangenheit Risiken eingegangen war, und sie hatten immer Früchte getragen, denn das Einzige im Leben, wovor er keine Angst hatte, war harte Arbeit. Was all die anderen Dinge im Leben ihres Vaters betraf … Kerra hatte zu viele Jahre damit zugebracht, nach dem Warum zu fragen, und keine Antwort bekommen.
    Als sie die Hügelkuppe erreichte, bog sie wieder in den St. Mevan Crescent ein. Vorbei an alten Bed & Breakfasts und noch älteren Hotels, einem chinesischen Schnellimbiss und einem Zeitungskiosk gelangte sie zur Einfahrt dessen, was einmal das King-George-Hotel gewesen und heute Adventures Unlimited war. Das alte Hotel war nur schwach erleuchtet, und die Front lag hinter einem Gerüst verborgen. Im Erdgeschoss brannte Licht; oben, wo die Familie ihre Wohnung hatte, war alles dunkel. Vor dem Eingang parkte ein Streifenwagen. Kerra runzelte die Stirn, als sie ihn entdeckte. Alan!, schoss ihr durch den Kopf. Ihr Bruder kam ihr überhaupt nicht in den Sinn.
    Ben Kernes Büro bei Adventures Unlimited lag im ersten Stock des Hotels. Es war ein umgebautes Einzelzimmer, das vermutlich einst die Zofe einer feinen Dame beherbergt hatte, denn direkt daneben befand sich eine Suite, zu der es einmal eine Verbindungstür gegeben hatte. Die Suite hatte Ben in ein Familienzimmer umgewandelt, denn Familien waren die Zielgruppe, auf die er seine finanzielle Zukunft verwettet hatte.
    Die Zeit war ihm genau richtig für diese Sache erschienen – für sein bislang größtes Unternehmen. Seine Kinder waren inzwischen erwachsen, und zumindest Kerra war selbstständig und absolut in der Lage, auch anderswo ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sollte das Unternehmen in die Binsen gehen. Mit Santo lagen die Dinge anders – aus den verschiedensten Gründen, über die Ben lieber nicht nachdenken wollte. Aber Gott sei Dank war der Junge in letzter Zeit zuverlässiger geworden, ganz so als hätte er die ganze Tragweite des Unterfangens endlich begriffen. Also hatte Ben das Gefühl gehabt, die Familie unterstützte ihn. Die Verantwortung würde nicht allein auf seinen Schultern lasten. Ganze zwei Jahre hatten sie jetzt schon investiert. Der Umbau war bis auf den Fassadenanstrich und ein paar Kleinigkeiten in der Innenausstattung abgeschlossen. Bis Mitte Juni sollte der Betrieb in Schwung gekommen sein. Seit einigen Wochen nahmen sie Buchungen entgegen.
    Ben war gerade dabei gewesen, sie durchzusehen, als die Polizei gekommen war. Wenngleich die Buchungen die Früchte ihrer vereinten Bemühungen darstellten, hatte er sie nie als solche betrachtet oder sich auch nur einen flüchtigen Gedanken über die Auslastung gemacht. Woran er stattdessen gedacht hatte, war Rot. Nicht im Sinne von ›in den roten Zahlen stehen‹, was in der Tat der Fall war und auch in absehbarer Zukunft bleiben würde, bis das Hotel einbrachte, was Ben hineingesteckt hatte. Er dachte an Rot als die Farbe eines Nagellacks oder Lippenstifts, eines Schals, einer Bluse oder eines eng anliegenden Kleides.
    Seit fünf Tagen trug Dellen Rot. Mit dem Nagellack hatte es angefangen. Der Lippenstift war gefolgt. Dann ein verwegenes Barett auf dem

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