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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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blonden Schopf, wenn sie das Haus verließ. Er rechnete damit, dass bald ein roter Pullover mit großzügigem Ausschnitt zu einer engen schwarzen Hose hinzukommen würde. Und irgendwann würde sie auch das Kleid tragen, das noch mehr Dekolleté zeigte und ihre Beine, und wenn es so weit war, würde nichts sie mehr halten. Seine Kinder würden ihn ansehen, wie sie es seit jeher getan hatten, und ihre Blicke würden ihn auffordern, etwas zu unternehmen; dabei war dies eine Situation, in der er rein gar nichts tun konnte. Obwohl sie inzwischen achtzehn und zweiundzwanzig Jahre alt waren, hielten Santo und Kerra unbeirrbar an ihrer Überzeugung fest, ihr Vater müsste ihre Mutter doch ändern können. Und wenn er das nicht tat – zumal er bei dem Versuch bereits gescheitert war, als er noch jünger gewesen war als seine Kinder heute –, sah er das Warum in ihren Augen. Zumindest in Kerras. Warum lässt du dir das von ihr bieten?
    Als er die Autotür schlagen hörte, dachte er an Dellen. Er trat ans Fenster, erkannte, dass es ein Streifenwagen war und nicht ihr alter BMW, und dachte trotzdem gleich wieder an Dellen. Später gestand er sich ein, dass es nähergelegen hätte, an Kerra zu denken, war sie doch seit Stunden mit dem Rad unterwegs, und das bei einem Wetter, das seit dem frühen Nachmittag kontinuierlich schlimmer geworden war. Doch es war nun einmal Dellen, die seit achtundzwanzig Jahren im Mittelpunkt all seiner Gedanken stand, und da sie seit Mittag verschwunden war, nahm er an, dass sie sich in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht hatte.
    Er verließ sein Büro und ging ins Erdgeschoss hinunter. An der Rezeption stand ein uniformierter Constable, der sich suchend umschaute und zweifellos verwundert war, das Portal zwar unverschlossen, die Rezeption jedoch verwaist vorgefunden zu haben.
    Der Polizist war jung und kam Ben vage bekannt vor. Er musste wohl hier aus dem Ort stammen. Allmählich wusste Ben, wer in Casvelyn lebte und wer aus der Umgebung kam.
    Der Constable stellte sich vor: »Mick McNulty. Und Sie sind … Sir?«
    »Benesek Kerne. Ist irgendetwas passiert?« Ben knipste ein paar zusätzliche Lampen an. Die zeitgesteuerten hatten sich zwar bei Beginn der Dämmerung eingeschaltet, aber sie warfen überall Schatten, und Ben hatte unwillkürlich das Bedürfnis, diese Schatten zu vertreiben.
    »Ah«, sagte McNulty. »Kann ich Sie einen Moment sprechen, Mr. Kerne?«
    Ben wusste, der Constable meinte, ob sie irgendwohin gehen konnten, wo sie ungestört waren. Also führte er ihn nach oben ins Wohnzimmer. Von dort hatte man einen Blick auf St. Mevan Beach, wo die Wellen heute eine anständige Größe hatten und sich in rascher Folge an den Sandbänken brachen. Sie kamen von Südwesten, aber der Wind verdarb sie. Es war niemand draußen, nicht einmal die Süchtigsten der einheimischen Surfer.
    Das Gelände zwischen Strand und Hotel hatte sich seit den Glanzzeiten des King-George-Hotels beträchtlich verändert. Der Pool war noch da, aber die Bar und das Außenrestaurant waren einer Freeclimbing-Wand gewichen. Und den Kletterseilen, Hängebrücken, Flaschenzügen, Gerätschaften, Drähten und Kabeln für eine Canopy-Seilbahn. Eine solide gebaute Hütte beherbergte die Kajaks, eine zweite die Tauchausrüstungen. Constable McNulty betrachtete all das oder erweckte zumindest den Anschein, sodass Ben Kerne Zeit blieb, sich für das zu wappnen, was der Polizist ihm zu sagen hatte. Er dachte an Dellen und rote Accessoires, an die nassen Straßen und Dellens Absichten, die sie vermutlich aus der Stadt hinausgeführt hatten, die Küste entlang, zu einer der Buchten. Doch bei diesem Wetter dorthin zu gelangen, bedeutete, sich Gefahren auszusetzen, vor allem wenn sie nicht auf den Hauptstraßen geblieben war. Nun war zwar Gefahr genau das, was sie liebte und was sie suchte – aber nicht die Sorte, bei der Autos von der Straße abkamen und die Klippen hinabstürzten.
    Als die Frage kam, war es nicht diejenige, die Ben erwartet hatte.
    »Ist Alexander Kerne Ihr Sohn?«
    »Santo?«, fragte Ben und dachte: Gott sei Dank! Es war Santo, der sich in Schwierigkeiten gebracht hatte. Vermutlich war er wegen unbefugten Betretens irgendeines Geländes verhaftet worden. Ben hatte ihn immer wieder gewarnt. »Was hat er angestellt?«
    »Er ist verunglückt«, antwortete der Constable. »Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ein Leichnam gefunden worden ist, bei dem es sich um Alexander zu handeln scheint. Wenn Sie

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