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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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schwer, dich als Freundin zu verlieren.«
    »Tja. So ist das nun mal.« Und was nun?, dachte Kerra. Sie konnten ja wohl kaum dort anknüpfen, wo sie in den Zeiten vor Santo aufgehört hatten. Zu viel war geschehen, und auch die über allem dräuende Tatsache von Santos Tod galt es zu verarbeiten. Sein Tod und dessen Umstände standen selbst jetzt zwischen ihnen; es war das eine große Tabuthema, und das würde es so lange bleiben, wie auch nur der Hauch eines Verdachts bestand, dass Madlyn Angarrack irgendetwas damit zu tun gehabt hatte.
    Madlyn schien das durchaus klar zu sein. »Was ihm passiert ist, macht mir Angst. Ich war wütend und gekränkt, und andere Menschen wussten, dass ich wütend und gekränkt war. Ich habe das, was er getan hatte, nicht gerade geheim gehalten. Mein Vater wusste es. Mein Bruder. Und auch noch andere. Will Mendick. Jago Reeth. Einer von ihnen, verstehst du … könnte ihm etwas angetan haben, aber das wollte ich nicht! Niemals habe ich das gewollt!«
    Kerra fühlte, wie ein Schauer der Furcht ihren Rücken überzog. »Jemand könnte Santo etwas angetan haben, um dich zu rächen?«
    »Ich wollte nie … Aber jetzt, wo ich weiß …« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Kerra sah, wie ihre Fingernägel – sorgfältig gefeilte Halbmonde – in die Handflächen schnitten, als wollten sie sie davor warnen, noch mehr zu sagen.
    »Madlyn, weißt du, wer Santo umgebracht hat?«
    »Nein!« Madlyns Stimme hob sich, ein Hinweis darauf, dass sie noch nicht gesagt hatte, was sie eigentlich hergeführt hatte.
    »Aber du weißt irgendetwas. Was ist es?«
    »Es ist nur … Will Mendick kam gestern Abend vorbei. Du kennst ihn doch?«
    »Den Typen vom Supermarkt? Ich weiß, wer er ist. Was ist mit ihm?«
    »Er dachte … Ich hatte mit ihm gesprochen, verstehst du. Wie gesagt. Er war einer der Leute, denen ich von Santo erzählt hatte und davon, was passiert war. Nicht alles, aber genug. Und Will …« Aus irgendeinem Grund schien Madlyn den Satz nicht beenden zu können. Sie knetete den Saum ihrer Schürze mit beiden Händen und wirkte zutiefst verzweifelt. »Ich wusste nicht, dass er auf mich steht«, flüsterte sie.
    »Willst du damit sagen, er hat Santo etwas angetan, weil er auf dich steht? Um … es Santo an deiner Stelle heimzuzahlen?«
    »Er hat gesagt, er hätte ihm eine Lektion erteilt. Er … Ich glaube nicht, dass er mehr getan hat als das.«
    »Er und Santo hatten öfter miteinander zu tun. Es wäre nicht schwierig für Will gewesen, an Santos Kletterausrüstung heranzukommen, Madlyn.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er wirklich … Das würde er nicht tun!«
    »Hast du der Polizei davon erzählt?«
    »Ich weiß es doch erst seit gestern Abend! Und selbst wenn ich's gewusst hätte … Wenn ich geahnt hätte, dass er so etwas plant oder auch nur daran denkt … Ich wollte nicht, dass Santo etwas passiert! Ich wollte höchstens, dass er verletzt wird, nicht körperlich, verstehst du, sondern seine Gefühle, so wie er meine Gefühle verletzt hat. Aber jetzt habe ich Angst …« Sie hatte ihre Schürze furchtbar zugerichtet, hatte sie zusammengedrückt und hoffnungslos verknittert. Casvelyn of Cornwall würde alles andere als glücklich darüber sein.
    »Du denkst, Will Mendick hat ihn für dich umgebracht«, stellte Kerra fest.
    »Irgendjemand. Vielleicht. Aber das wollte ich nicht! Ich habe niemanden gebeten … Ich habe nie gesagt …«
    Endlich wurde Kerra klar, warum das Mädchen zu ihr gekommen war. Und mit dieser Erkenntnis begriff sie auch endlich, wer Madlyn eigentlich war. Vielleicht war es Alan, der diese grundlegende Veränderung in ihrem Innern herbeigeführt hatte; sie wusste es nicht. Aber ihre Gefühle Madlyn gegenüber hatten sich verändert, und sie war endlich in der Lage, die Dinge aus Madlyns Perspektive zu betrachten. Kerra stand auf und setzte sich neben sie. Sie erwog, ihre Hand zu ergreifen, tat es dann aber doch nicht. Das käme zu plötzlich, fand sie. Zu früh.
    »Madlyn«, sagte sie schließlich, »du musst mir jetzt mal zuhören. Ich glaube nicht, dass du irgendetwas damit zu tun hast, was Santo passiert ist. Es hat eine Zeit gegeben, da ich so etwas hätte glauben können, es vielleicht sogar geglaubt habe, aber das entsprach nicht den Tatsachen. Verstehst du? Was Santo passiert ist, war nicht deine Schuld.«
    »Aber ich habe den anderen gesagt …«
    »Was du eben gesagt hast. Ich bezweifle allerdings, dass du je gesagt hast, du wolltest

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