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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Brillengläsern. »Das sollte man lieber nicht tun. Es macht sich nicht bezahlt, sich an irgendetwas zu gewöhnen.«
    »Sicher, das weiß ich, aber …«
    Die Tür zur Bar wurde aufgestoßen, aber nicht in üblicher Weise, so als öffnete jemand sie gerade weit genug, um eintreten zu können. Stattdessen schlug sie mit einem gewaltigen Krachen gegen die Wand, das jede Konversation hätte verstummen lassen, wäre außer Jago und Selevan noch irgendjemand anderes hier gewesen.
    Zwei Frauen kamen herein. Der einen standen die leuchtend roten Haare zu Berge. Die andere trug eine Strickmütze, die sie tief in die Stirn herabgezogen hatte. Beide sahen sich flugs um, und schon steuerte der Rotschopf auf die Kaminecke zu.
    »Ah«, sagte sie. »Wir hätten Sie gern gesprochen, Mr. Reeth.«

28
    Sie fuhren gen Westen. Sie sprachen sehr wenig. Was Lynley wissen wollte, war, warum sie in Bezug auf Details gelogen hatte, die sich so einfach überprüfen ließen. Über Paul, den Affenpfleger, beispielsweise. Es hatte nicht mehr als einen einzigen Anruf gekostet, um herauszufinden, dass es keinen Paul gab, der im Zoo nach den Primaten sah. Ob ihr denn nicht klar gewesen sei, wie das auf die Polizei wirken musste?
    Sie warf ihm einen Blick zu. Sie trug heute keine Kontaktlinsen, und eine sandfarbene Haarsträhne war nach vorn gefallen und lag auf dem Rand ihrer Brille. »Ich schätze, ich habe Sie einfach nicht als Polizisten angesehen, Thomas«, sagte sie. »Und die Antworten auf die Fragen, die Sie mir gestellt haben – und die Fragen, die Sie im Kopf hatten, aber nie gestellt haben –, waren persönlicher Natur, oder etwa nicht? Sie hatten nichts mit Santo Kernes Tod zu tun.«
    »Aber diese Antworten zurückzuhalten, hat Sie verdächtig gemacht. Das müssen Sie doch einsehen.«
    »Ich war gewillt, das Risiko einzugehen.«
    Eine Weile fuhren sie schweigend weiter. Die Landschaft veränderte sich, als sie sich der Küste näherten. Das raue, mit Gesteinsbrocken übersäte Farmland, dessen Begrenzungen aus flechtenbewachsenen Bruchsteinmauern bestanden, und die welligen Weiden und Wiesen gingen über in Hügel und Talmulden, und am Horizont malten sich die Maschinenhäuser der stillgelegten Minen ab. Daidre fuhr nach St. Agnes, einem Schiefer- und Granitdorf, das sich einen Hügel hinab zur See erstreckte. Die wenigen steilen Straßen schlängelten sich malerisch dahin, links und rechts erhoben sich Cottages und Läden, die gleich einem Fluss unausweichlich der steinigen Bucht von Trevaunance Cove entgegenstrebten. Bei Niedrigwasser zogen hier Traktoren Skiffe in die See, und bei ansteigender Flut kamen brauchbare Wellen von Westen und Südwesten und lockten in Scharen die Surfer aus der Umgebung herbei, die um einen Platz auf dem Wasser rangelten. Doch anders als Lynley angenommen hatte, fuhr Daidre nicht zur Bucht hinab, sondern verließ das Städtchen wieder und folgte in nördlicher Richtung den Schildern nach Wheal Kitty.
    »Ich konnte schwerlich ignorieren«, nahm er ihre Unterhaltung wieder auf, »dass Sie behauptet haben, Santo Kerne nicht zu erkennen, als Sie die Leiche gesehen hatten. Warum haben Sie gelogen? Verstehen Sie denn nicht, dass Sie das verdächtig machte?«
    »Das durfte in dem Moment keine Rolle spielen. Hätte ich zugegeben, dass ich ihn kannte, hätte das weitere Fragen nach sich gezogen. Und diese Fragen zu beantworten, hätte mich gezwungen, andere Menschen in die ganze Sache mit hineinzuziehen …« Sie sah ihn wieder an. Ihr Ausdruck war verdrossen und ungläubig. »Können Sie sich wirklich nicht vorstellen, wie es ist, Menschen, die man kennt, in eine polizeiliche Ermittlung zu verstricken? Sie müssen doch verstehen, wie sich das anfühlt! Sie sind doch nicht gefühllos! Es ging um private Dinge … Dinge, die geheim zu halten ich versprochen hatte. Oh, was rede ich denn eigentlich? Ihr Sergeant hat sie doch bestimmt längst ins Bild gesetzt. Sie haben doch sicher mit ihr zusammen gefrühstückt, wenn Sie sich nicht sogar gestern Abend noch gesehen haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Sie über die Dinge im Unklaren gelassen hat.«
    »In Ihrer Garage waren Reifenspuren. Von mehr als einem Fahrzeug.«
    »Santos. Aldaras. Sergeant Havers hat Ihnen doch sicher von Aldara erzählt, nehme ich an. Von Santos Geliebter. Und davon, dass sie sich in meinem Cottage getroffen haben.«
    »Warum haben Sie das nicht von Anfang an ausgesagt? Hätten Sie das getan …«
    »Was dann? Hätte es Sie

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