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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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erbracht haben? Sie müssen sich also entscheiden, was Sie von mir wollen: Wenn Sie eine Unterhaltung wünschen, dann muss ich Sie davon in Kenntnis setzen, dass solch eine Unterhaltung nicht in einem geschlossenen Raum stattfinden wird. Wenn Sie mich hingegen einsperren wollen, muss ich auf der Anwesenheit eines Anwalts bestehen. Und ich würde vermutlich von meinem obersten Recht Gebrauch machen, das so viele derer vergessen, die hilfsbereit sein wollen.«
    »Und das wäre?«
    »Bitte stellen Sie sich nicht dumm. Sie wissen so gut wie ich, dass ich kein weiteres Wort zu Ihnen sagen müsste …«
    »Ganz gleich wie das aussähe?«
    »Offen gestanden, mir ist vollkommen egal, wie das aussähe. Also, was ziehen Sie und Ihre Assistentin hier vor? Eine offene Aussprache oder meinen wohlwollenden, aber schweigenden Blick – auf Sie, den Fußboden oder die Wand des Verhörzimmers gerichtet? Und wenn es die Aussprache sein soll, werde ich bestimmen, wo sie stattfindet, nicht Sie.«
    »Sie scheinen sich Ihrer selbst sehr sicher, Mr. Reeth. Oder soll ich Sie Mr. Parsons nennen?«
    »Sie dürfen mich nennen, wie Sie wollen, Inspector.« Er rieb sich die Hände wie jemand, der sie nach dem Backen von Mehl oder nach der Gartenarbeit von überschüssiger Erde befreite. »Also. Was soll es sein?«
    Wenigstens hatte sie die Antwort auf die Frage, ob unwissend oder gerissen, dachte Bea. »Wie Sie wünschen, Mr. Reeth. Sollen wir hier im Hotel nach einem separaten Raum fragen?«
    »Ich weiß einen besseren Ort«, erwiderte er. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen, ich muss noch meine Jacke holen. Die Bar hat übrigens einen zweiten Ausgang, falls Sie also befürchten sollten, dass ich davonlaufen könnte, sollten Sie mitkommen.«
    Bea nickte Sergeant Havers zu. Diese schien nur zu gewillt, sich an Jago Reeths Fersen zu heften. Die beiden verschwanden für den kurzen Moment, den er brauchte, um seine Sachen zu holen und seinem Freund in der Kaminecke zu sagen, was immer er für angebracht hielt. Dann kamen sie zurück, und Jago führte sie ins Freie. Sie werden das Auto nehmen müssen, um dorthinzugelangen, sagte er und fragte, ob eine der Beamtinnen ein Handy bei sich trage. Die Frage war ausgenommen höflich formuliert. Er schien genau zu wissen, dass sie Handys hatten. Sicher würde er als Nächstes verlangen, dass sie die Handys zurückließen, vermutete Bea, was unter keinen Umständen infrage kam. Aber dann äußerte er eine unerwartete Bitte.
    »Ich hätte Mr. Kerne gerne dabei.«
    »Das ist ausgeschlossen«, lehnte Bea kategorisch ab.
    Wieder dieses Lächeln. »Oh, ich fürchte, das ist es keineswegs, Inspector Hannaford. Es sei denn, Sie wollen mich festnehmen und für die neun Stunden, die Sie haben, einsperren. Nun also zu Mr. Kerne …«
    »Nein«, beharrte Bea.
    »Eine kurze Fahrt nach Alsperyl. Ich versichere Ihnen, es wird ihm gefallen.«
    »Ich werde Mr. Kerne nicht bitten …«
    »Sie werden feststellen, dass er sich nicht lange wird bitten lassen. Sie müssen ihm nur ein Angebot machen: eine Unterhaltung über Santo mit Jago Reeth. Oder mit Jonathan Parsons, wenn Sie das vorziehen. Mr. Kerne wird die Gelegenheit nur zu gern wahrnehmen. Das würde jeder Vater, der wissen will, was genau an dem Tag – oder in der Nacht – passiert ist, als sein Sohn starb. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Inspector«, sagte Sergeant Havers eindringlich. Bea wusste, Havers wollte sie warnen: Geben Sie diesem Kerl keine Macht in die Hand. Nicht er bestimmt, wie die Dinge ablaufen, sondern wir tun das. Wir sind die Cops.
    Aber das war inzwischen eine Spitzfindigkeit. Ganz sicher war Vorsicht geboten, doch diese Vorsicht würden sie in einem Szenario walten lassen müssen, das ihr Verdächtiger bestimmte. Das gefiel Bea nicht, aber sie sah keine Alternative, außer ihn ziehen zu lassen. Sie konnten ihn tatsächlich für neun Stunden in Gewahrsam nehmen, aber auch wenn neun Stunden in einer Zelle oder auch nur in einem Verhörzimmer ausreichten, um manch anderen zu entnerven und zum Reden zu bewegen, war sie doch ziemlich sicher, dass weder neun noch neunzig Stunden genug wären, um Jago Reeth dazu zu bringen.
    Schließlich sagte sie: »Nach Ihnen, Mr. Reeth. Ich rufe Mr. Kerne vom Auto aus an.«
    Im Innern des Wohnwagens befanden sich zwei Personen. Eine Frau lag in einer schmalen Koje unter einer ausgefransten Decke. Ihr Kopf ruhte auf einem unbezogenen Kissen, das von Schweißflecken gesäumt war. Die Frau war älter als

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