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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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blinden und rasenden Zorn gewichen. Cadan war in dieser Zeit dankbar gewesen für jeden Augenblick, den er nicht mit seiner Schwester hatte verbringen müssen, bis sie die obligatorische letzte Phase – Rachedurst – durchlaufen hatte und wieder normal geworden war. Sie konnte gerade überall sein und alles Mögliche tun: Banken ausrauben, Fenster zertrümmern, Männer in Pubs aufreißen, sich die Augenlider tätowieren lassen, kleine Kinder verprügeln oder surfen in unbekannten Gefilden. Bei Madlyn konnte man das einfach nie wissen.
    »Seit dem Frühstück haben wir sie nicht mehr gesehen«, murmelte Lew.
    »Mist.« Will knabberte an seinem Daumen. »Aber irgendwer muss ihr doch sagen, was passiert ist.«
    Wieso eigentlich?, dachte Cadan, aber er sprach es nicht aus. Stattdessen fragte er: »Und du meinst, das solltest ausgerechnet du tun?« Und unklugerweise fügte er hinzu: »Wach endlich auf, Mann. Wann kapierst du es endlich? Du bist nicht ihr Typ.«
    Wills Teint wurde zusehends dunkler, was seine Pickel unvorteilhaft betonte.
    »Cadan«, mahnte Lew.
    »Ist doch wahr«, protestierte Cadan. »Komm schon, Mann …«
    Will hatte keine Lust, sich den Rest von Cadans Tirade auch noch anzuhören. Er war aus dem Zimmer und zur Tür hinaus, noch ehe Cadan ein weiteres Wort sagen konnte.
    »Herrgott noch mal!«, schimpfte Lew – sein väterlicher Kommentar zu Cadans Taktgefühl. Dann ging er nach oben, um zu duschen.
    Nach dem Surfen war er noch nicht unter der Dusche gewesen, darum hatte Cadan angenommen, sein Vater wollte sich wie üblich erst mal Sand und Salz von der Haut waschen. Aber dann hatte er das Haus verlassen und war bislang nicht wieder zurückgekommen. Das hatte Cadan in die Verlegenheit gebracht, Ione und ihre Töchter bei Laune halten zu müssen, während sie auf seinen Vater warteten.
    »Er sucht Madlyn«, hatte Cadan der Freundin seines Vaters erklärt. Er hatte sie knapp über Santo in Kenntnis gesetzt, aber mehr hatte er nicht gesagt. Ione war über die Sache mit Madlyn und Santo längst im Bilde. Mit Lew Angarrack zusammen zu sein und das nicht mitzubekommen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Das verhinderte allein schon Madlyns überentwickelte Neigung zu dramatischen Auftritten.
    Ione war in die Küche gegangen, hatte die Pizza abgelegt, den Tisch gedeckt und einen gemischten Salat angerichtet. Dann war sie ins Wohnzimmer zurückgekommen. Nach vierzig Minuten wählte sie Lews Handynummer. Wenn er das Telefon bei sich trug, war es jedenfalls nicht eingeschaltet.
    »Wie kann man nur so blöd sein«, bemerkte sie. »Was, wenn Madlyn nach Hause kommt, während er noch unterwegs ist, um sie zu suchen? Wie sollen wir ihn dann erreichen?«
    »Daran hat er wahrscheinlich nicht gedacht«, erklärte Cadan. »Er ist Hals über Kopf losgestürmt.«
    Das stimmte nicht ganz, aber es schien … na ja, glaubwürdiger, dass ein besorgter Vater überstürzt aufbrach, und nicht so wie Lew es getan hatte, nämlich in aller Seelenruhe, als wäre er in irgendeiner Frage zu einem düsteren Schluss gekommen oder wüsste irgendetwas, was sonst niemand wusste.
    Leigh hatte inzwischen ihre Zeitschrift durchgeblättert und meldete sich zu Wort – mit diesem bizarren Tonfall, den nur Teenager beherrschen, die sich zu viele schlechte Serien im Fernsehen anschauen. »Mum, ich hab Hunger«, verkündete sie. »Ich bin total ausgehungert, okay? Guck mal auf die Uhr, ja? Essen wir vielleicht mal bald?«
    »Willst du Schinkenchips?«, bot Cadan an.
    »Igitt!«, erwiderte Leigh. »Junkfood?«
    »Und was genau ist Pizza?«, fragte Cadan höflich.
    »Pizza hat einen hohen Nährwert, okay?«, belehrte Leigh ihn. »Sie enthält mindestens zwei Nahrungsgruppen, und außerdem hatte ich nicht vor, mehr als ein Stück davon zu essen, okay?«
    »Verstehe«, antwortete Cadan. Er hatte schon des Öfteren Gelegenheit gehabt, Leigh bei der Nahrungsaufnahme zu beobachten, und er wusste genau, wenn es um Pizza ging, vergaß sie regelmäßig, dass sie die neue Kate Moss werden wollte. Der Tag, an dem sie sich auf ein einziges Stück Pizza beschränkte, würde der Tag sein, da die Schweine scharenweise das Fliegen lernten.
    »Ich hab auch Hunger«, sagte Jennie. »Können wir schon mal essen, Mummy?«
    Ione warf einen letzten, resignierten Blick auf die Straße. »Meinetwegen«, antwortete sie.
    Sie ging in die Küche. Jennie hüpfte vom Sofa, folgte ihrer Mutter und kratzte sich unterwegs am Hintern. Leigh bildete das

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