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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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schien ein derart seltsames Detail, dass Cadan seinerseits wiederholte: »Du warst sie doch suchen, oder? Ich meine, das hab ich Ione jedenfalls gesagt. Wie gesagt, sie war hier, mit den Mädchen. Zum Pizzaessen.«
    »Ione!«, murmelte Lew. »Das hatte ich völlig vergessen … Ich nehme an, sie ist stinkwütend?«
    »Sie hat versucht, dich anzurufen. Aber du hattest dein Handy …«
    »Es war ausgeschaltet.«
    Die Milch auf dem Herd fing an zu dampfen. Lew stellte seinen Newquay-Becher bereit und löffelte reichlich Ovaltinepulver hinein, dann reichte er es Cadan, der inzwischen seine eigene Tasse vom Bord über der Spüle geangelt hatte.
    »Ich rufe sie gleich an«, sagte Lew pflichtschuldig.
    »Es ist schon nach Mitternacht«, klärte Cadan ihn unnötigerweise auf.
    »Glaub mir, besser spät als morgen.« Und damit verließ Lew die Küche und ging in sein Zimmer. Cadan verspürte einen unbezähmbaren Drang herauszufinden, was da vor sich ging – teils aus Neugier, teils um sich zu beruhigen, ohne hinterfragen zu müssen, warum er derart beunruhigt war. Er folgte seinem Vater die Treppe hinauf, um an seiner Tür zu lauschen, doch er stellte fest, dass das gar nicht nötig war. Kaum hatte er die oberste Stufe erreicht, hörte er dessen erhobene Stimme und wusste, dass das Gespräch keinen sehr glücklichen Verlauf nahm. Lews Beitrag bestand großteils aus: »Ione … bitte hör mir zu … so viel um die Ohren … total überlastet … völlig vergessen … stecke mitten in der Herstellung eines Surfboards, Ione, und zwei Dutzend weitere … ja, ja. Es tut mir wirklich leid, aber du hast mir nicht gesagt … Ione …«
    Das war alles. Dann Stille. Cadan trat näher an die Tür heran. Lew saß auf der Bettkante. Seine Hand ruhte noch immer auf dem Telefonhörer, den er gerade zurück auf die Gabel gelegt hatte. Er sah auf, blickte Cadan ins Gesicht, sagte aber nichts. Stattdessen stand er auf und holte seine Jacke, die er über einen Rattanstuhl in der Ecke geworfen hatte, und streifte sie über. Anscheinend wollte er noch einmal weg.
    »Was ist los?«, fragte Cadan.
    Lew sah ihn nicht an, als er antwortete: »Sie hat Schluss gemacht.«
    Er klang … Cadan sann darüber nach. Bedauernd? Müde? Niedergeschlagen? Resigniert ob der Tatsache, dass, solange man sich nicht änderte, die Vergangenheit immer die Zukunft bestimmte? Cadan bemerkte vorsichtig: »Na ja, du hast den Karren ganz schön in den Dreck gefahren. Euer Date einfach zu vergessen und so.«
    Lew klopfte seine Taschen ab, als suchte er nach etwas Bestimmtem. »Tja. Vielleicht. Aber sie wollte nicht zuhören.«
    »Was hättest du ihr denn sagen wollen?«
    »Es war nur ein Pizzaessen, Cadan. Das war alles. Eine Pizza! Wie kann sie erwarten, dass ich an so etwas denke?«
    »Das ist ziemlich kaltschnäuzig«, pflichtete Cadan ihm bei.
    »Außerdem geht es dich nichts an.«
    Cadan verkrampfte sich unwillkürlich. »Klar. Vermutlich hast du recht. Aber deine Freundin bei Laune zu halten, während du dich irgendwo rumtreibst und Gott weiß was machst, das geht mich schon etwas an, ja?«
    Lew ließ die Hand sinken, die seine Taschen abgesucht hatte. »Gott … Es tut mir leid, Cadan. Ich stehe ziemlich unter Strom. Es ist … Ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll.«
    Das ist es ja gerade, dachte Cadan. Was genau war hier eigentlich los? Sicher, sie hatten von Will Mendick gehört, dass Santo Kerne tot war, und das war bedauerlich, keine Frage. Aber warum sollte diese Nachricht sie ins Chaos stürzen – wenn sie denn tatsächlich ins Chaos gesunken waren?
    Der Geräteraum von Adventures Unlimited befand sich in einem ehemaligen Speisesaal. Dieser Speisesaal war in der Glanzzeit des King-George-Hotels einmal ein Tanztee-Pavillon gewesen. Die Glanzzeit – das war zwischen den beiden Weltkriegen gewesen, und wenn Ben Kerne sich im Geräteraum aufhielt, stellte er sich oft vor, wie es ausgesehen haben musste, als der Parkettboden noch blank poliert war, die Decke im Glanz der Kronleuchter erstrahlte und Frauen in duftigen Sommerkleidern in den Armen von Männern in Leinenanzügen einherschwebten. In glückseliger Ahnungslosigkeit hatten sie ihre Runden gedreht, überzeugt, dass der Krieg, der alle weiteren Kriege beenden sollte, tatsächlich seinen Zweck erfüllt hatte. Gar zu bald waren sie eines Besseren belehrt worden. Aber der Gedanke an diese Menschen hatte für Ben immer etwas Besänftigendes gehabt, genau wie die Musik, die in seiner

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