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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Wänden befand sich eine verschrammte Holztäfelung, darüber eine Tapete mit verblassten Jagdszenen. Als sie das Hotel übernommen hatten, hatten die Kernes beschlossen, den Raum so zu belassen. Niemand außer ihnen würde ihn je zu Gesicht bekommen, und sie waren übereingekommen, dass man das Geld anderweitig profitabler anlegen konnte.
    Und das war auch der Grund für diese Besprechung mit Alan. Ben konzentrierte sich auf das, was der junge Mann ihm erzählte: »… müssen die Kosten als gewinnträchtige Investition betrachten. Außerdem fallen diese Kosten nur einmalig an, aber wir haben die Möglichkeit einer mehrmaligen Nutzung, also wird es sich schnell amortisieren. Wir müssen nur darauf achten, alles zu vermeiden, was das Entstehungsdatum verrät. Du weißt, was ich meine: Aufnahmen von Autos oder andere Motive, die in fünf Jahren anachronistisch erscheinen könnten. Vielmehr sollten wir zeitlos historische Motive wählen. So was in dieser Art. Hier. Dieses Beispiel haben sie vor ein paar Tagen geschickt. Ich habe es Dellen schon gezeigt, aber wahrscheinlich hat sie … Nun, verständlicherweise hat sie nicht mit dir darüber gesprochen.« Alan stand vom Konferenztisch auf – einem verschrammten Kiefernholzmöbel mit zahllosen Brandflecken von vergessenen Zigaretten – und schritt zum Videorekorder hinüber. Sein Gesicht war wie von Fieber gerötet, und nicht zum ersten Mal fragte sich Ben, welche Art Beziehung seine Tochter mit diesem Mann hatte. Er nahm an, er wusste den Grund, warum Kerra Alan gewählt hatte, aber er war einigermaßen sicher, dass sie sich in mehr als einem Punkt in ihm irrte.
    Ben war unfähig gewesen, die nötige Willenskraft aufzubringen, um das Marketingmeeting abzusagen. Schweigend saß er nun da und fragte sich, wer von ihnen beiden der herzlosere Bastard war: Alan, weil er scheinbar weitermachte, als wäre nichts passiert, oder er selbst, weil er jetzt hier war. Dellen hätte eigentlich auch an dem Meeting teilnehmen sollen, weil sie ebenfalls im Marketing arbeitete, aber sie war nicht einmal aufgestanden.
    Auf dem Fernsehschirm begann ein Werbefilm über eine Ferienanlage auf den Scilly-Inseln: ein Luxushotel mit Wellnessbereich und Golfplatz. Es sprach nicht dieselbe Klientel an wie Adventures Unlimited, aber das war ja auch nicht der Grund, warum Alan es ihm vorführte.
    Eine sonore Stimme sprach die Kommentare, die das Hotel dem Publikum schmackhaft machen sollten. Während die Stimme die Vorzüge der Anlage aufzählte, zeigten die Bilder das Hotel oberhalb eines weißen Strandes, Besucher des Wellnessbereichs, die sich von geschickten, sonnengebräunten Masseurinnen verwöhnen ließen, Golfer, die auf Bälle eindroschen, Restaurantgäste auf Terrassen oder in kerzenbeleuchteten Sälen. Dies sei die Art Film, die auf Reisemessen gezeigt werde, erklärte Alan. Das könnten sie auch, wobei sie ein wesentlich breiteres Publikum anzusprechen vermochten. Das war es also, was Alan wollte: Bens Zustimmung, im Marketing für Adventures Unlimited neue Wege einzuschlagen.
    »Wie du sagtest, kommen jetzt verstärkt Buchungen rein«, bemerkte Alan, als der Film zu Ende war. »Und das ist großartig, Ben. Der Bericht, den die Mail on Sunday über dich und deine Pläne gebracht hat, war eine enorme Verkaufshilfe. Aber es wird Zeit, dass wir uns dem Potenzial für einen größeren Markt zuwenden.« Er zählte die Möglichkeiten an den Fingern ab. »Familien mit Kindern zwischen sechs und sechzehn. Privatschulen, die ihre Schüler auf einwöchige Erlebnisfreizeiten schicken. Singles auf Partnersuche. Rüstige Rentner, die ihren Lebensabend nicht in irgendeinem Schaukelstuhl verbringen wollen. Und dann gibt es da noch Drogenentzugsprogramme, Rehabilitation für jugendliche Straftäter und Programme für Großstadtkinder. Wir haben einen riesigen Markt da draußen, und ich kann dafür sorgen, dass er sich uns öffnet.«
    Alans Gesicht leuchtete, seine Ohren waren rot, seine Augen strahlten. Enthusiasmus und Hoffnung, dachte Ben. Entweder das – oder Nervosität. »Du hast große Pläne«, bemerkte er.
    »Ich hoffe, das ist der Grund, warum du mich eingestellt hast. Ben, was ihr hier habt … Dieses Objekt. Seine Lage. Deine Ideen. Mit den richtigen Investitionen in lohnenden Bereichen könnte dies die Gans werden, die goldene Eier legt, ich schwör's.«
    Dann schien Alan sein Gesicht zu studieren, so wie Ben es zuvor mit Alans getan hatte. Er holte die Kassette aus dem Rekorder und

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