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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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gekränkte Partei zu sein, und war unwillig, sich zu entschuldigen. Dass auch er gekränkt war, wollte sie nicht gelten lassen. Sie fragte: »Oder du?«
    »Was?«
    »Brauchst du irgendetwas? Denn sie bestimmt nicht. Sie braucht dich. Und umgekehrt ist es zweifellos genauso.«
    Ben gab keine Antwort. Er ging ohne ein weiteres Wort zurück ins Hotel, drängte sich an Alan vorbei, der ein Gesicht machte wie jemand, der versucht, die Qumran-Rollen zu entziffern.
    »Das war ein bisschen hart, Kerra, meinst du nicht?«, merkte er an.
    Das Letzte, was Kerra Alan demonstrieren wollte, war Dankbarkeit für sein soeben bekundetes Verständnis, darum kam seine Kritik ihr gerade recht. »Wenn du dich entschlossen hast, weiterhin hier zu arbeiten, solltest du ein bisschen mehr über deine Rolle hier lernen, okay?«, erwiderte sie.
    Wie zuvor ihr Vater wirkte Alan getroffen. Es freute sie, dass ihre Worte ihn schmerzten. »Ich weiß, dass du wütend bist«, erwiderte er. »Was ich nicht verstehe, ist das Warum. Nicht das Warum der Wut selbst, sondern das Warum der Furcht, die dahintersteckt. Diese Furcht begreife ich nicht. Ich hab's versucht. Ich hab letzte Nacht stundenlang wach gelegen und versucht, es zu verstehen.«
    »Du Ärmster.«
    »Kerra, das alles sieht dir überhaupt nicht ähnlich. Wovor hast du solche Angst?«
    »Vor gar nichts«, gab sie zurück. »Ich habe überhaupt keine Angst. Du versuchst, über Dinge zu reden, die du nicht verstehst.«
    »Dann hilf mir, sie zu verstehen!«
    »Das ist nicht mein Job«, sagte sie. »Ich habe dich gewarnt.«
    »Du hast mich davor gewarnt, hier zu arbeiten. Das hier – du, das, was mit dir passiert und was mit Santo passiert ist – hat nichts mit meiner Stellung hier zu tun.«
    Sie lächelte freudlos. »Bleib nur noch ein Weilchen. Dann wirst du schon noch herausfinden, was alles zu deiner Stellung gehört, falls du das nicht schon längst weißt. Und wenn du mich jetzt bitte entschuldigst, ich würde gerne losfahren. Ich bezweifle, dass du noch hier bist, wenn ich zurückkomme.«
    »Kommst du heute Abend rüber?«
    Sie zog die Brauen in die Höhe. »Ich glaube, dieser Teil unserer Beziehung ist vorbei.«
    »Was soll das heißen? Irgendetwas ist passiert seit gestern. Mal ganz abgesehen von Santo. Irgendetwas ist passiert.«
    »Oh, das weiß ich.« Sie stieg aufs Rad, legte den geeigneten Gang ein, um die steile Auffahrt zu bewältigen, und fuhr in Richtung Stadt.
    Sie nahm die südöstliche Flanke des St. Mevan Down, wo das ungemähte Gras sich unter dem Gewicht der Regentropfen bog und ein paar Hunde umhertollten, dankbar für die Regenpause. Auch sie war dankbar und beschloss, in Richtung Polcare Cove zu fahren. Sie hatte keineswegs die Absicht, die Stelle aufzusuchen, wo Santo gestorben war, aber wenn der Zufall sie dorthin verschlagen sollte, würde sie es als eine Fügung des Schicksals betrachten. Eigentlich wollte sie der Strecke überhaupt keine Beachtung schenken. Einfach radeln, so schnell sie konnte, abbiegen, wenn ihr danach war, und geradeaus fahren, wann immer sie wollte. Doch sie wusste, sie brauchte irgendetwas, was ihr die nötige Energie für diesen Kraftakt verschaffte, darum hielt sie rechter Hand an der Ecke Burn View Lane bei der Großbäckerei Casvelyn of Cornwall an – einem riesigen Betrieb, der Restaurants, Geschäfte, Pubs und kleinere Bäckereien entlang der ganzen Küste mit den herzhaften Pasteten belieferte, für die Cornwall so berühmt war. Im hinteren Teil befand sich die beinahe fabrikgroße Bäckerei, die zehn Bäcker beschäftigte, vorne der Laden, wo zwei Verkäuferinnen bedienten.
    Kerra lehnte ihr Rad ans Schaufenster – ein beeindruckendes Monument aus Pasteten, Brotlaiben, Törtchen und süßen Brötchen. Während sie eintrat, entschied sie sich für eine Steak-und-Bier-Pastete, die sie auf der Fahrt stadtauswärts vertilgen wollte.
    An der Ladentheke gab sie ihre Bestellung bei einem jungen Mädchen auf, dessen gewaltige Oberschenkel die Vermutung nahelegten, dass es nur allzu häufig selbst von seiner Ware kostete. Die Pastete wurde eingetütet und der Preis gerade in die Kasse getippt, als die zweite Verkäuferin mit einem Blech frischen Gebäcks für die Glastheke in den Laden trat. Kerra hörte, wie die rückwärtige Tür zufiel, und schaute auf. In dem Moment, als sie die junge Frau mit dem Tablett entdeckte, blickte diese in Kerras Richtung. Ihr Schritt stockte. Sie stand mit ausdrucksloser Miene da, das Blech vor sich

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