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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Assistant Chief Constable Hannaford. Wimmeln Sie ihn ab! Ich habe jetzt keine Zeit.« Sie nahm an, dass Ray es in der Zwischenzeit auf ihrem Handy versucht hatte, und jetzt kam er übers Festnetz. Er hatte reichlich Zeit gehabt, sich in Rage zu bringen, und dem wollte sie sich nicht unbedingt aussetzen. »Sagen Sie ihm, ich bin gerade in einer wichtigen Sache unterwegs«, bat sie. »Er soll mich morgen zurückrufen. Oder später zu Hause.« Das war sie ihm wohl schuldig.
    »Es ist nicht ACC Hannaford«, wandte Collins ein.
    »Sie sagten, ein Kollege …«
    »Jemand namens Sir David …«
    »Was ist bloß los mit den Menschen?«, seufzte Bea. »Ich habe gerade mit einem Duke Clarence oben in Chepstow telefoniert, und jetzt haben wir einen Sir David?«
    »Hillier heißt er«, erklärte Collins. »Sir David Hillier. Assistant Commissioner bei Scotland Yard.«
    »Scotland Yard?«, fragte Bea. »Das hat uns gerade noch gefehlt.«
    Als seine übliche Zeit für ein Gläschen im Salthouse Inn gekommen war, hatte Selevan Penrule es bitter nötig. Und er fand, er hatte es sich überdies verdient. Irgendetwas Starkes von den Sixteen Men of Tain – oder wie viele es auch immer waren, die bei Glenmorangie den Whisky machten. Sich an einem einzigen Tag mit der Sturheit seiner Enkelin und der Hysterie seiner Schwiegertochter herumplagen zu müssen, hätte wohl jedem Kerl einiges abverlangt. Kein Wunder, dass David sie alle nach Rhodesien verfrachtet hatte. Er hatte sich wahrscheinlich gedacht, eine anständige Portion Hitze, Cholera, TB, Schlangen und Tsetsefliegen, was immer sie in diesem grauenhaften Klima auch haben mochten, würde die beiden schon zur Räson bringen. Aber nach Tammys Benehmen und Sally Joys Stimme am Telefon zu urteilen, war sein Plan nicht einmal ansatzweise aufgegangen.
    »Isst sie denn vernünftig?«, hatte Sally Joy aus den Tiefen Afrikas gefragt, wo eine stabile Telefonverbindung anscheinend ähnlich wundersam gewesen wäre wie die spontane Verwandlung einer Katze in einen zweiköpfigen Löwen. »Betet sie immer noch, Vater Penrule?«
    »Sie …«
    »Hat sie endlich zugenommen? Wie viel Zeit verbringt sie auf den Knien? Was ist mit der Bibel? Hat sie eine Bibel?«
    Quatschender, latschender Jesus!, dachte Selevan und verdrehte die Augen. Sally Joy machte ihn schon ganz schwindelig. »Ich hab euch doch gesagt, ich pass auf sie auf. Und das tu ich. Sonst noch was?«
    »Ja, ich bin eine Nervensäge. Ich weiß. Aber du ahnst ja nicht, wie es ist, eine Tochter zu haben.«
    »Ich hatte eine, erinnerst du dich? Und vier Söhne, falls du's vergessen haben solltest.«
    »Ich weiß. Ich weiß. Aber in Tammys Fall …«
    »Entweder überlässt du sie mir, oder ich schicke sie euch zurück.«
    Damit war er durchgedrungen. Das Letzte, was Sally Joy und David wünschten, war, ihre Tochter zurück in Afrika zu haben, all dem Elend ausgesetzt und in der Überzeugung, sie könnte allen Ernstes irgendetwas tun, um es zu lindern.
    »In Ordnung. Schon verstanden. Du tust, was du kannst.«
    Und ich mache meine Sache besser als ihr, dachte Selevan. Aber das war, bevor er Tammy auf Knien erwischt hatte. Sie hatte sich etwas gebaut, was er als Gebetsbank identifiziert hatte – sie bezeichnete es als ein Prie -Dingsbums, aber Selevan hielt nichts von derart hochgestochenen Ausdrücken. Es stand in ihrer winzigen Schlafecke im Caravan, und zuerst hatte er gedacht, sie wollte ihre Kleidung darüber hängen, so wie es Geschäftsreisende in schicken Hotels mit ihren Anzügen taten. Kurz nach dem Frühstück hatte er sich auf die Suche nach ihr begeben, um sie zur Arbeit zu fahren, und da hatte er sie vor dem Bänkchen kniend vorgefunden, vertieft in ein Buch, das aufgeschlagen auf dem schmalen Bord vor ihr lag. Zu spät hatte er gesehen, dass sie nur las, denn zuerst hatte er gedacht, das Mädchen wäre schon wieder mit irgendeinem vermaledeiten Rosenkranz zugange, und das, obwohl er Tammy schon zwei von den Dingern weggenommen hatte. Er hatte sie bei den Schultern gepackt und zurückgerissen. »Schluss mit dem Unsinn«, hatte er befohlen, und erst da hatte er das Buch gesehen.
    Es war nicht einmal eine Bibel. Aber viel besser war es auch nicht. Sie studierte die Schriften irgendeiner Heiligen. »Die heilige Theresa von Avila«, eröffnete sie ihm. »Granddad, das ist Philosophie.«
    »Wenn es das Geschreibsel irgendeiner Heiligen ist, ist es religiöser Quatsch«, hatte er erklärt und ihr das Buch aus den Händen gerissen.

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