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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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»Aber weil das natürlich unmöglich war, habe ich ihr geraten, es quasi symbolisch zu tun: die Vergangenheit zu begraben. Sich davon zu verabschieden. Sie auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Einfach alles ins Feuer zu werfen, was irgendwie an sie beide zusammen erinnert. Tagebücher. Briefe. Karten. Fotos. Geschenke zum Valentinstag. Teddybären. Gebrauchte Kondome von ihrer allerersten Nummer – falls sie diesbezüglich sentimentale Gefühle hätte. Einfach alles. Ich hab ihr gesagt, sie soll all das loswerden und mit ihrem Leben weitermachen.«
    »Auch das ist leicht gesagt«, warf Selevan ein.
    »Da hast du recht. Aber wenn es das erste Mal für ein Mädchen war und sie bis zum Äußersten gegangen sind, ist es der einzige Weg. Sie muss eine Art seelischen Hausputz machen, um den Kerl loszuwerden, wenn du mich fragst. Wozu sie sich letztlich sogar durchgerungen hatte, bis … Na ja, bis es passiert ist.«
    »Schlimme Sache.«
    Jago nickte. »Das macht es für das Mädchen noch schrecklicher. Wie soll sie sich jetzt im Nachhinein ein realistisches Bild von Santo Kerne machen? Nein. Sie wird alle Hände voll zu tun haben, über diese Sache hinwegzukommen. Ich wünschte mir, all das wäre nicht passiert. Er war kein übler Bursche, aber er hatte seine Macken, und sie hat das nicht rechtzeitig erkannt. Erst als der Zug längst Fahrt aufgenommen hatte. Und da blieb ihr nichts anderes mehr übrig, als beiseitezuspringen.«
    »Verdammte Sache, die Liebe«, sagte Selevan.
    »Ein Killer«, stimmte Jago zu.

10
    Lynley betrachtete das Gertrude-Jekyll-Buch, die Fotos und Zeichnungen von Gärten, die in Frühlingsfarben leuchteten. Die Töne waren weich und beruhigend, und während er sie ansah, konnte er fast fühlen, wie es wäre, auf einer jener verwitterten Steinbänke zu sitzen und sich in der pastellfarbenen Blütenpracht zu ergehen. Gärten sollten so sein wie diese hier, dachte er. Nicht wie die formalen Parterres des elisabethanischen Zeitalters: zurechtgestutzte Büsche und beschnittene Vegetation. Sie sollten die üppige Imitation dessen sein, was die Natur hervorbringen würde, wenn alles Unkraut verbannt wäre, die übrigen Pflanzen sich jedoch frei entwickeln durften: Farbranken, die sich ungehindert auf Rasenflächen ergossen, Beeteinfassungen aus blühenden Kräutern und Pfade, die sich dazwischen hindurchschlängelten, wie sie es auch in freier Natur getan hätten. Ja, Gertrude Jekyll hatte gewusst, was sie tat.
    »Sie sind wunderschön, nicht wahr?«
    Lynley sah auf. Daidre Trahair stand vor ihm und streckte ihm ein Stielglas entgegen. Sie vollführte eine kleine, entschuldigende Geste, nickte auf das Glas hinab und sagte: »Ich habe nur Sherry als Aperitif. Ich glaube, er steht hier, seit ich das Cottage habe, und das sind … vier Jahre?« Sie lächelte. »Ich trinke nicht viel, darum weiß ich nicht … Kann Sherry überhaupt schlecht werden? Ehrlich gesagt, weiß ich nicht einmal, ob er trocken oder süß ist. Aber ich schätze mal, süß. Auf der Flasche stand ›cream‹.«
    »Dann ist er süß«, bestätigte Lynley. »Danke.« Er nahm das Glas. »Sie trinken keinen?«
    »Meiner steht in der Küche.«
    »Und Sie erlauben wirklich nicht, dass ich Ihnen helfe?« Er nickte in die Richtung, wo eben noch Küchengeräusche zu hören gewesen waren. »Ich bin nicht besonders geschickt in diesen Dingen. Ehrlich gesagt, ich bin ein hoffnungsloser Fall. Aber ich könnte vielleicht irgendetwas schnippeln. Oder abmessen. Ich darf wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ich das reinste Genie im Abmessen mit Tassen und Löffeln bin.«
    »Das tröstet mich«, antwortete sie. »Sind Sie in der Lage, einen Salat zuzubereiten, wenn alle Zutaten vor Ihnen liegen und Sie keine kritischen Entscheidungen treffen müssen?«
    »Solange ich kein Dressing anrühren muss. Sie sollten mir lieber keine Essig- und Ölflaschen anvertrauen oder was immer man auch braucht, um ein Salatdressing zuzubereiten.«
    »So hoffnungslos können Sie doch gar nicht sein«, entgegnete Daidre lachend. »Ich bin sicher, Ihre Frau …« Sie brach ab. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich – vermutlich, so nahm er an, weil der seine sich verändert hatte. Bedauernd senkte sie den Kopf. »Es tut mir leid, Thomas. Es ist schwierig, sie nicht zu erwähnen.«
    Lynley erhob sich, das Jekyll-Buch noch immer in Händen. »Helen hätte diese Gärten geliebt«, sagte er. »In unserem Garten in London hat sie immer die verblühten Rosen

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