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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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»Wenn es bedeutet, ununterbrochen an jemanden zu denken, so dass man nicht mehr essen, schlafen oder einen klaren Gedanken fassen kann, ja, dann habe ich Millie geliebt. Mein Vater wäre wahrscheinlich der Meinung, dass es nur Lust war. Und wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, sie von Annie wegzuholen und mit ihr zusammen zu sein, hätte ich vielleicht nach ein paar Wochen festgestellt, dass es tatsächlich nicht mehr als das war. Aber ichhatte keine Gelegenheit, es herauszufinden, und ich befürchte, dass ich immer nach einer Frau suchen werde, die dieselben Gefühle in mir hervorruft. Hast du so etwas schon mal empfunden?«
    »Na ja, was dem am nächsten kommt, sind die ziemlich schmutzigen Fantasien über ein Mädchen, das ich in der Fabrik meines Vaters in Birmingham gesehen habe«, gestand James. »Wenn ich nicht ein paar Gläschen zu viel intus hätte, würde ich es dir gar nicht erzählen. Also, dieses Mädchen testete die Höhe eines Fahrradsattels. Ihr Rock rutschte nach oben, und ich konnte ihr Bein bis zum Knie sehen. Sie trug schwarze Strümpfe. Für mich war es der erotischste Anblick meines Lebens.«
    Noah lachte leise. »Und wie hat sie ausgesehen?«
    »Nicht besonders«, gab James zu. »In meinen Tagträumen sehe ich nur ihr Bein, nicht ihr Gesicht.«
    »Tja, James, abgesehen davon, dass wir herausfinden wollen, was mit Belle und den anderen Mädchen hier in Paris passiert ist, müssen wir dafür sorgen, dass du für deine Träume etwas Gehaltvolleres bekommst als ein Mädchen und ein Fahrrad.« Noah grinste. »Und jetzt gehen wir spazieren und schauen uns ein bisschen in der Gegend um, ehe wir heute Abend wiederkommen.«
    Um acht Uhr desselben Abends standen die beiden Männer wieder auf dem Platz. Obwohl es dunkel war, als sie ihr Hotel an der Place Pigalle verließen, fanden sie sich in einem wahren Lichtermeer voller Leben und buntem Treiben wieder. Sie staunten über die Unmengen von Bars, Cafés und Restaurants, die ihnen tagsüber gar nicht aufgefallen waren. Vor dem Moulin Rouge pries ein Schlepper lauthals die sensationelle Show an, und Touristen aller erdenklichen Nationalitäten standen vor dem Varieté und gafften mit offenen Mündern ein riesiges Plakat an, auf dem eine Reihe weiblicher Beine aus wogenden Unterröcken hervor in die Luft geschwungen wurde.
    Als die beiden die steile, gewundene Gasse hinaufschlenderten, wehten Klänge von Klavierspiel, Geigen und Akkordeons ausdunklen, verräucherten Bars. Die Essensdüfte aus den Restaurants wetteiferten mit den heiße Maronen oder Crêpes, die von Straßenhändlern feilgeboten wurden, und vermischten sich mit dem kräftigen Geruch von Pferdeäpfeln.
    James und Noah rissen die Augen auf, als ein Schlepper ihnen ein Bild mit üppigen Showgirls, die äußerst spärlich mit glitzernden Pailletten und großen Fächern aus Straußenfedern bekleidet waren, unter die Nase hielt. Auch an Prostituierten herrschte kein Mangel. Die beiden jungen Männer wurden auf ihrem Bummel wiederholt angesprochen, und was auch immer die Mädchen zu James sagten, er lief jedes Mal feuerrot an.
    James berichtete, dass der Hotelportier ihn ermahnt habe, auf der Hut zu sein, weil der Montmartre immer noch eine gefährliche Gegend voller Diebe und Gesindel sei, obwohl viele der alten Gebäude in den letzten zehn Jahren während des Baus der Kirche Sacré-Cœur abgerissen worden waren. Aber für Noah war es der aufregendste Ort, an dem er je gewesen war. Der Montmartre war pittoresk, farbenfroh und lebendig und weit weniger verkommen und trostlos als Seven Dials.
    »Noch ein Drink, bevor wir reingehen?«, schlug James vor, als sie den Platz erreichten. Bis auf das rote Licht an der Tür war Madame Sondheims Etablissement in Dunkelheit gehüllt. Aber Noah war überzeugt, dass hinter den Fensterläden Licht brannte.
    »Reine Verzögerungstaktik«, lachte Noah. »Gehen wir lieber gleich. Nachher haben die Mädchen bestimmt mehr zu tun, und dann ergibt sich vielleicht keine Gelegenheit mehr, mit einer von ihnen zu reden. Also, ich verlasse mich ganz auf dich und deine Französischkenntnisse. Ich werde versuchen, ein Mädchen aufzutreiben, das Englisch spricht, egal, wie hässlich es ist.« Er hörte auf zu lachen. »Ab jetzt bin ich ernst und gediegen!«, fügte er hinzu.
    James sah wie ein verschrecktes Kaninchen aus, als sie auf die Eingangstür zugingen. »Nur Mut, mein Freund«, sagte Noah. »Was ist das Schlimmste, was einem in einem Bordell passieren

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