Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
für einen Tag genug geleistet hatte.
Als Mog den Pub betrat, fand sie Noah im Gespräch mit Garth und Jimmy vor. Die drei blickten erwartungsvoll auf, als sie hereinkam. Anscheinend hatten sie gerade über die Liste gesprochen.
»Amy Stewart ist vor zwei Jahren verschwunden«, sagte Mog leise, damit keiner der Gäste sie hören konnte. »Sie war erst dreizehn und kommt aus einem anständigen Elternhaus.« Dann berichtete sie, was sie erlebt hatte, als sie sich nach Nora Toff erkundigte.
»Ich weiß nicht genau, ob der Mann ihr Vater ist«, schloss sie. »Er war ein ziemlich übler Kerl, und er hatte getrunken, aber ich habe ihm vorgeschlagen, heute Abend herzukommen. Mir reicht es für heute – das Gespräch mit Lizzie Stewart hat mich ganz schön mitgenommen.«
»Ich kann ein paar von den anderen übernehmen«, bot Noah an, griff nach der Liste und betrachtete sie. »Zwei Adressen sind in der Nähe vom Ludgate Circus, da kann ich auf dem Weg in die Fleet Street vorbeigehen.«
»Und was ist mit der Reise nach Paris, um diese Madame Sondheim aufzuspüren?«, fragte Jimmy. Seine Augen funkelten vor Aufregung. »Darf ich mitkommen, Noah?«
»Du fährst nirgendwohin, mein Sohn«, sagte Garth fest.
Jimmy schob trotzig die Unterlippe vor.
»Dein Platz ist hier«, sagte Noah und fuhr ihm durchs Haar. »Das mit der Liste und der Adresse in Paris hast du sehr gut gemacht, aber wenn ich einen Begleiter mitnehme, sollte es jemand sein, der Französisch spricht.«
»Mir scheint«, sagte Garth nachdenklich, »wir sollten unsere Bemühungen verdoppeln, diesen Sly zu finden, und ein paar Informationen aus ihm herausprügeln.«
»Garth!«, rief Mog.
Garth verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Schließlich hat Jimmy wieder gehört, wie sein Name erwähnt wurde, du weißtschon, als diese Männer über den Burschen geredet haben, der in Deckung gegangen ist. Frag dich selbst, warum er das getan hat.«
»Weil ihn anwidert, was die anderen machen?«, meinte Noah.
»Möglich«, erwiderte Garth. »Aber wahrscheinlich ist ihm die Sache zu brenzlig geworden und er hat es mit der Angst zu tun bekommen.«
»Du hast gesagt, dass ihn hier in der Gegend seit einer Ewigkeit keiner mehr gesehen hat«, erklärte Jimmy.
Garth nickte. »Stimmt, aber ich kenne da jemanden, der mir vielleicht sagen kann, wo sich dieser Sly herumtreibt, wenn ich ihn ein bisschen unter Druck setze.«
Mog gefiel es nicht, wenn davon die Rede war, andere zu verprügeln oder unter Druck zu setzen, und das sagte sie auch. Garth grinste bloß. »Manche Leute reagieren einfach nicht, wenn man sie freundlich bittet«, gab er zurück.
Zwei Wochen später versammelten sich Mog, Garth, Noah und Jimmy wieder um den runden Küchentisch. Draußen war es feucht und sehr windig, und um sechs Uhr abends war in der Schankstube immer noch nichts los.
Vor Noah lag ein Blatt Papier, auf das er die Namen und Adressen von der Liste aus Colms Büro geschrieben und einige Notizen gemacht hatte.
»Amy Stewart«, las Noah vor. »Dreizehn Jahre alt, vor zwei Jahren verschwunden. Nora Toff, vierzehn, vor einem halben Jahr verschwunden. Flora Readon, sechzehn, vor elf Monaten verschwunden. May Jenkins, vor vierzehn Monaten verschwunden.«
Noah machte eine Pause und blickte auf. »Es besteht kein Grund, alle zwanzig Namen auf der Liste durchzugehen. Bis auf drei sind alle Mädchen in den letzten vier Jahren spurlos verschwunden. Sie sind im Alter zwischen vierzehn und sechzehn. Amy Stewart war mit ihren dreizehn Jahren die jüngste. Jede von ihnen soll hübsch gewesen sein; in den meisten Fällen hat man mir Fotos gezeigt, die das bestätigen. Zu den letzten drei Namen kann ich keine Angaben machen, weil die Familien nicht länger unter den Adressen auf der Liste aufzufinden waren. Aber eine Nachbarin von Helen Arboury hat gesagt, das Mädchen sei ›verduftet‹. Sie konnte oder wollte nicht sagen, ob daran irgendetwas verdächtig war, aber sie hat mir erzählt, dass Helens Mutter Witwe ist und mit ihren anderen beiden Kindern zu Verwandten gezogen ist.«
»Sollten wir jetzt nicht zur Polizei gehen?«, fragte Mog. »Ich meine, das ist doch eindeutig der Beweis, dass Kent und dieser Colm junge Mädchen entführen und Gott weiß was mit ihnen anstellen.«
Noah sah Garth an, der den Kopf schüttelte. »Natürlich könnten wir zur Polizei gehen, Mog. Ich würde sagen, jeder Mann, in dessen Büro eine Liste mit den Namen vermisster Mädchen liegt, macht sich äußerst
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