Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
Vom Netzwerk:
Mädchen aus England?«, fragte er.
    Cosette nickte. »Manchmal. Ist sehr schlimm. Wir hören sie weinen. Nicht gut für uns. Die Männer, die kommen, wollen dann nur das.«
    Noah interpretierte ihre Bemerkung so, dass der Marktwert der Übrigen sank, wenn sehr junge Mädchen zur Verfügung standen.
    »Hast du diese Mädchen schon mal gesehen?«
    »Nein, nie. Sind immer oben. Nicht im Salon.«
    »Eingesperrt?« Noah machte ihr mit Gesten verständlich, was er meinte.
    Sie nickte.
    »Und die Männer gehen nach oben?«
    Wieder ein Nicken.
    »Wie viel?«, fragte er.
    Sie machte eine Handbewegung, die anscheinend besagen sollte, dass so etwas unglaublich teuer war, und verzog angewidert den Mund.
    »Und wo kommen sie dann hin?«, fragte Noah.
    Cosette schien diese Frage nicht zu verstehen. Noah versuchte es erneut, indem er fragte, wie lange die Mädchen dort oben blieben, aber sie schüttelte nur den Kopf und sagte: »Versteh’ nicht.« Seltsam war nur, dass auf einmal Tränen in ihren Augen standen.
    Er langte nach seiner Brieftasche und zählte ein paar Scheine ab. »Für dich«, sagte er und schloss ihre Hand um die Geldscheine. »Madame muss nichts davon wissen.« Sanft hob er ihr Kinn und wischte behutsam ihre Tränen weg. »Warum weinst du?«
    Ein Wortschwall auf Französisch folgte, und obwohl er kein Wort verstand, erkannte er rasenden Zorn darin, und dieser Zorn richtete sich nicht gegen ihn. »Englisch, bitte«, sagte er. »Wo kommen die Mädchen hin?«
    »Weiß nicht«, sagte sie. »Ich habe gehört, manche kommen in den Couvent .«
    » Couvent ?«, wiederholte er. »Ist das dasselbe wie ein Konvent? Ein Nonnenkloster?«
    Sie zuckte hilflos die Achseln.
    »Wo?«, fragte Noah. Als er einen Bleistift entdeckte, hob er ihn auf und suchte in seiner Brieftasche nach einem Zettel, damit sie es ihm aufschreiben konnte.
    Aber sie stieß seine Hand weg und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wo es ist. Oder wie es heißt. Ich habe es nur gehört: Couvent .«
    Er fragte, ob im Januar ein Mädchen hergebracht worden sei, aber sie legte einen Finger auf seine Lippen. »Nicht mehr. Ich kann nicht mehr sagen. Gibt Ärger für mich.«
    Für Noah hieß das, dass im Januar tatsächlich ein Mädchen bei Madame Sondheim eingetroffen war, und dass sie auf der richtigen Fährte waren, wenn sie diesen Konvent fanden.
    Noah brachte es nicht übers Herz, Cosette zu verlassen, ohne sie ein bisschen aufgemuntert zu haben.
    »Du bist ein sehr liebes Mädchen«, sagte er, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie auf Stirn, Wange und Mund. »Wenn ich nicht verheiratet wäre …« Er machte eine vielsagende Pause und hoffte, dass sie aus seiner Bemerkung die richtige Schlussfolgerung ziehen würde. »Aber meine Frau hat mir das Versprechen abgenommen, dass ich mich in Paris gut benehme.«
    Jetzt lächelte sie ihn an, und es war, als wäre die Sonne aufgegangen, weil sie auf einmal richtig hübsch aussah. »Großes Glück für Ihre Frau, dass sie so einen guten Mann hat«, sagte sie. »Reden wir noch«, fuhr sie fort und zog ihn zum Bett zurück, als er zur Tür gehen wollte. »Ich übe das Englisch.«
    Noah hatte eher das Gefühl, dass Cosette weniger ihr Englisch verbessern wollte als vielmehr befürchtete, vor den anderen Mädchen das Gesicht zu verlieren, wenn er zu schnell wieder unten war, aber es wäre unfreundlich gewesen, sich zu weigern.
    Sie erzählte ihm, dass sie aus Reims stammte, dass sie die älteste von sieben Töchtern und ihr Vater Landarbeiter war. Sie brauchte ihm nicht zu erklären, warum sie nach Paris gekommen und eine Hure geworden war, denn es war offensichtlich, dass sie nur auf diese Weise genug Geld verdienen konnte, um ihre Familie zu unterstützen. Sie errötete, als sie ihm berichtete, dass sie ihr Englisch von einem englischen Maler gelernt hatte, der auf dem Montmartre lebte und den sie an ihren freien Nachmittagen besuchte. Als Noah sie fragte, ob der Mann sie vielleicht heiraten wollte, lachte sie ein wenig und sagte, nein, er sei sehr alt. Sie fügte hinzu, dass er sehr nett zu ihr sei, und Noah dachte, dass mehr Leute nett zu ihr sein würden, wenn sie öfter lächelte und hübscher aussähe.
    Als Noah in den Salon zurückkam, war nur noch Sophia da. Sie sagte etwas auf Französisch zu ihm, das sehr verdrossen klang, und wandte ihm den Rücken zu.
    Fünf Minuten später kam James nach unten. Sein Gesicht war erhitzt und gerötet, und er strahlte. Die Frau, die sie ins Haus gelassen hatte,

Weitere Kostenlose Bücher