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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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mochte.
    »Was gibt es schon zu sagen?« Er zuckte die Achseln. »Ich komme nicht her, um mich ausfragen zu lassen. Am Ende des Tages bin ich müde.«
    Nach jedem seiner Besuche fühlte sich Belle mutloser, aber sie kämpfte dagegen an, indem sie sich in Erinnerung rief, dass sie ein Dach über dem Kopf hatte und dass sie sich überstürzt auf dieses Arrangement eingelassen hatte, ohne Faldo Reiss näher zu kennen.
    Tagsüber blühte sie förmlich auf. Sie merkte, dass ihre Entwürfe sich deutlich verbesserten, seit sie wusste, wie ein Hut gefertigt wurde. Morgens stürzte sie in den Laden, und Miss Frank lachte über Belles Enthusiasmus und sagte, sie würde sich ihre Modelle später genau anschauen.
    Meistens stellte sie fest, dass die Entwürfe unpraktisch waren, manchmal zu schwer oder unausgewogen, manchmal mit zu viel Arbeit verbunden. Aber als sie eines Tages einen Entwurf studierte, der an eine große, flache Rose erinnerte, rief sie begeistert: »Das ist wirklich gut! Perfekt für Frauen, die keinen Hut wollen, der ihre Frisur plattdrückt oder in Unordnung bringt. Ich kann das Unterteil, auf dem er sitzt, ganz klein machen; man könnte es mit einer Hutnadel befestigen. Ich denke, bei Angélique’s werden sie begeistert sein. Wir machen gleich einen Musterhut, den ich ihnen zeigen kann.«
    Sie fertigten den ersten Rosenhut in Blassrosa an. Das steife Unterteil wurde mit altrosa Samt bezogen, und die Rose selbst bestand aus mit Seide überzogenem Draht, wobei die Unterseite jedes Blütenblatts einen Hauch dunkler war als die Oberseite. Am Nachmittag waren sie fertig, und als Belle den Hut aufsetzte, schlug Miss Frank begeistert die Hände zusammen.
    »Schätzchen, das ist ein Knüller!«, sagte sie. »Ich bringe ihn sofort zu Angélique’s . Du gehst nach Hause, und der Laden wird geschlossen.«
    Es war fast vier Uhr nachmittags, als Belle den Laden verließ. Auf dem Heimweg fing es an zu regnen, und sie legte den Rest der Strecke im Laufschritt zurück.
    Als sie die Haustür aufsperrte und hineinging, goss es in Strömen. Die Straße war überschwemmt, und es war so dunkel geworden, dass Belle im Haus sofort das Gaslicht anzünden musste.
    Im Laden war sie so glücklich gewesen, weil sie Miss Frank mit ihrem Entwurf überzeugt hatte, aber allein in ihrem Haus, mit der Aussicht auf einen weiteren einsamen langen Abend, während der Regen aufs Dach prasselte, hatte sie das Gefühl, dass sie es nicht mehr sehr viel länger aushalten würde.
    Es schien ihr falsch, sich von einem Mann aushalten zu lassen, der sie so kühl und lieblos behandelte. Es sollte möglich sein, ihm von ihrer Ausbildung zur Modistin zu erzählen, ihm ihre Entwürfe zu zeigen und ihren Traum vom eigenen Hutladen eingezustehen. Aber als sie Faldo nur einmal berichtet hatte, wie sie mit der Straßenbahn gefahren war, um sich die stattlichen Häuser im Garden District anzuschauen, hatte er missbilligend das Gesicht verzogen. Seither beschränkte sie sich darauf, darüber zu reden, wie sie einen Kuchen gebacken oder etwas genäht oder gestrickt hatte. Aber es war nicht richtig, dass sie ihm gar nichts über sich erzählen konnte.
    »Ich habe einen Sklavenhalter gegen den nächsten eingetauscht«, murmelte sie. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Er will nur eine Absteige, wenn er in der Stadt ist, und ein Mädchen in seinem Bett, damit er nicht für eine Hure im Bordell zahlen muss.«
    Aber das ergab keinen Sinn, denn Belle zu unterhalten kostete mehr als eine Übernachtung im Hotel und eine Prostituierte. Das Ganze war ein Rätsel. Sie kannte sich mit Männern aus und wusste, dass kaum einer ein Mädchen in einem Haus unterbringen undsämtliche Rechnungen bezahlen würde, wenn er nicht völlig vernarrt in sie war.
    Warum sagte Faldo ihr nie, wann er das nächste Mal kommen würde? Warum wollte er nicht gemeinsam mit ihr essen, einen Spaziergang mit ihr machen oder sie ins Theater ausführen? Früher bei Martha war er warmherzig und gesprächig gewesen. Warum hatte er sich so dramatisch verändert?
    Belle hatte das Gefühl, dass sie ihm in ihrer Situation keine Vorhaltungen machen durfte, und noch dazu, dass sie beim Geschlechtsakt Begeisterung vortäuschen musste. Sie hatte geglaubt, dass er sich dann mehr um sie bemühen würde. Aber so war es nicht. Er machte keinerlei Anstalten, sie glücklich zu machen, außerdem hatte er den Anspruch, dass sie als seine Mätresse tat, was er wollte, und das machte es zunehmend schwer für sie

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