Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
Vom Netzwerk:
abgeschieden wirken musste.
    Prüfend musterte er das Haus. Es war groß, hatte vier Stockwerke mit jeweils acht Fenstern allein an der Vorderfront und einen imposanten, wenn auch baufälligen Portikus vor der Eingangstür. Aber irgendwie wirkten das ganze Gebäude und das, was er vom Garten sehen konnte, etwas vernachlässigt.
    Noch während er überlegte, unter welchem Vorwand er anklopfen könnte, tauchte plötzlich eine junge Frau auf einer Seite des Hauses auf, schlank und dunkelhaarig und ungefähr Anfang dreißig, schätzte er. Sie trug ein dunkelblaues Kleid und einen grauen Schal und hielt einen Einkaufskorb in der Hand.
    Noah holte tief Luft, und als sie beim Tor war, zog er schwungvoll den Hut, setzte sein, wie er hoffte, gewinnendstes Lächeln auf und fragte, ob sie Lisette wäre.
    Sie hob den Kopf und lächelte, und er stellte zu seiner Überraschung fest, dass sie eine sehr hübsche Frau war, mit sanften, dunklen Augen, samtiger Haut und einem breiten, ausdrucksvollen Mund. »Das bin ich, Sir«, antwortete sie auf Englisch. »Und warum fragt ein Engländer nach mir?«
    Noah fand ihren französischen Akzent unglaublich sexy; er musste grinsen wie ein Schuljunge. »Ich möchte mit Ihnen sprechen«, sagte er.
    Sie warf fast hoheitsvoll den Kopf zurück. »Ich muss Einkäufe machen«, erklärte sie.
    »Dann begleite ich Sie und trage den Korb«, erwiderte er. »Vielleicht kann ich Sie überreden, einen Kaffee mit mir zu trinken?«
    Sie sah ihn einen Moment lang forschend an und lachte dann. »Falls Monsieur Deverall Sie geschickt hat, verschwenden Sie Ihre Zeit. Die Antwort ist Nein.«
    Sie ging weiter, und er schloss sich ihr einfach an. »Niemand hat mich geschickt«, sagte er. »Ich bin hier, um Sie nach einem jungen Mädchen namens Belle zu fragen.«
    Dass die Frau wie angewurzelt stehen blieb und kreidebleich wurde, verriet Noah alles, was er wissen musste. Er schob seine Hand unter ihren Ellbogen. »Gehen Sie weiter«, sagte er leise. »Keine Angst, Sie haben von mir nichts zu fürchten. Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
    Sie sagte hastig etwas auf Französisch.
    »Ich kenne nur ein paar französische Wörter«, gestand er. »Sie müssen Englisch mit mir reden.«
    »Ich kann nicht mit Ihnen reden.« Jetzt klang sie verängstigt. »Ich weiß nichts.«
    »Doch, Lisette«, entgegnete er. »Ich weiß, dass Sie einen kleinen Sohn haben und sich um ihn ängstigen, aber glauben Sie mir, von mir haben Sie nichts zu befürchten. Ich bin ein Freund von Belles Mutter, und ich habe ihr versprochen, ihr bei der Suche nach Bellezu helfen. Sie grämt sich um ihre Tochter, und nicht zu wissen, ob sie tot oder lebendig ist, oder wo und von wem sie festgehalten wird, bringt sie allmählich um. Aber alles, was Sie mir sagen, bleibt unter uns. Ich werde weder etwas weitererzählen noch die Polizei verständigen. Sie können mir vertrauen.«
    »Wer hat Sie zu mir geschickt?«, fragte sie. Ihre Augen waren riesengroß und voller Furcht.
    »Jemand, der gut und lieb ist und glaubt, dass Sie es auch sind«, antwortete er. »Aber mehr kann ich nicht sagen. Ich habe auch ihr versprochen, dass ihr nichts passieren wird.«
    »Aber so etwas können Sie nicht versprechen!«, widersprach sie. »Sie haben keine Ahnung, wie schlecht diese Menschen sind!«
    Noah fiel auf, dass jetzt, als sie im Dorf anlangten, mehr Menschen in der Nähe waren. »Beruhigen Sie sich, Lisette. Wir wollen keine Aufmerksamkeit erregen. Setzen wir uns doch in das Café dort. Sollte jemand nach mir fragen, sagen Sie einfach, ich hätte nach dem Weg zum Bahnhof gefragt und Sie auf einen Kaffee eingeladen. Das ist bei einer so hübschen Frau wie Ihnen durchaus glaubwürdig.«
    Sie lächelte gequält, aber Noah hatte trotzdem das Gefühl, dass sie sich ein wenig beruhigt hatte. Er konnte kaum fassen, dass er sie so leicht gefunden hatte, aber er wusste, dass ihn sein Glück bald wieder verlassen würde, wenn er sie zu sehr bedrängte. Deshalb redete er einstweilen nicht mehr über Belle, sondern sprach über die Sehenswürdigkeiten, die er in Paris besichtigt hatte, während er mit ihr zum Café schlenderte.
    Sowie sie draußen Platz genommen und Kaffee und Gebäck bestellt hatten, fing er wieder an. »Lisette, ich weiß, dass Belle zu Ihnen gebracht worden ist«, sagte er. »Und ich nehme an, dass Sie die Krankenschwester sind, die sich um sie gekümmert hat.«
    Sie zögerte, während sie offensichtlich erwog, ob sie es zugeben sollte oder nicht.

Weitere Kostenlose Bücher