Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
spielen und zeig ihnen, wie man einen Hut stilvoll trägt.«
Lisette beugte sich vor und küsste Belle auf beide Wangen. »Jetzt sind die schlimmen Zeiten für uns beide vorbei«, wisperte sie. »Dir habe ich Noah zu verdanken, und ich hoffe, dass du bald erkennst, dass Jimmy der Richtige für dich ist.«
Fast drei Stunden später, nach einem herzhaften Mahl und ziemlich viel Wein, begleiteten die Hochzeitsgäste Mog und Garth zum Bahnhof, wo sie in den Zug nach Folkestone steigen würden. Mog sah in ihrem cremefarbenen Kostüm mit eng taillierter Schößchenjacke und geradem Rock, der knapp über ihre neuen braunen Schnürstiefelchen mit flachem Absatz reichte, aus, als wäre sie einem Modejournal entstiegen. Der cremefarbene Filzhut mit gefälteltem Band und brauner Schleife stammte natürlich von Belle.
Als der Zug abfuhr, zerstreuten sich die Gäste, die meisten, um auf einem anderen Bahnsteig auf den nächsten Zug nach Charing Cross zu warten.
Jimmy und Belle schlenderten zum Railway Inn zurück.
»Es ist ein komisches Gefühl, allein nach Lee Park zurückzugehen«, meinte Belle. »Ich habe mich so daran gewöhnt, dass Mog die ganze Zeit bei mir ist.«
»Ich glaube, Annie hat gehofft, dass du sie fragen würdest, ob du mit ihr mitfahren kannst«, sagte Jimmy. »Sie sah ein bisschen traurig aus, als sie sich verabschiedete.« Annie war früher aufgebrochen, weil sie das Abendessen für ihre Logiergäste vorbereiten musste.
»Ich glaube eher, sie war ein ganz klein bisschen neidisch auf Mog. Aber ist es nicht toll, dass sie mir ermöglicht hat, meinen Laden aufzumachen?« Belle hatte das beim Hochzeitsessen fast jedem erzählt, denn abgesehen von ihrer eigenen Freude tat es ihr gut, ihre Mutter in einem etwas schmeichelhafteren Licht zu zeigen.
»Du hast es dir verdient«, sagte Jimmy. »Und dann hast du endlich genug Platz für deine Hüte. In Lee Park kann man ja vor lauter Hüten kaum noch gehen und stehen!«
Belle hatte vor ungefähr sechs Wochen ernsthaft mit der Herstellung von Hüten begonnen, und mit einem halben Dutzend halb fertiger Modelle auf Blöcken, gestapelter Schachteln voller Stoffe und anderer Materialien sah es im Wohnzimmer aus wie in einer Werkstatt.
Als sie in die Gaststätte traten, waren die Leute, die aufgeräumt hatten, schon im Gehen begriffen. Jimmy bezahlte sie, dankte ihnen für alles und schloss dann die Tür hinter ihnen.
»Hilfe!« Belle setzte eine gespielt entsetzte Miene auf. »Ich bin allein mit einem Mann!«
»Und ich habe die Tür abgesperrt«, sagte Jimmy mit einem verschmitzten Grinsen. »Jetzt kann ich über dich herfallen!«
»Bitte nicht, lieber Herr«, sagte sie und lief in die Küche. »Ich bin ein unschuldiges junges Ding, und wenn Ihr meinen Ruf zerstört, wer will mich dann noch haben?«
Er lief ihr nach und nahm sie in die Arme. »Gebt mich frei, Sir!«, rief sie.
Sie wusste, dass es nur ein Spiel war, aber von seinen Armen gehalten zu werden, fühlte sich so gut und richtig an, dass sie sich an ihn schmiegte und ihm ihren Mund zum Kuss darbot.
Seine Lippen waren erregend warm und weich, und als seine Zungenspitze über ihre strich, stieg eine Woge von Verlangen in ihr auf, die sie nicht erwartet hatte. Ein Kuss führte zum nächsten, und die Zeit schien stillzustehen.
Es war Jimmy, der sich zuerst von ihr löste. Sein Gesicht war erhitzt, und er atmete schwer. »Und du, schöne Maid, musst mich freigeben«, sagte er, »oder die Konsequenzen tragen.«
»Und welche?«, fragte sie mit einem koketten Lächeln.
»Mich zu heiraten.«
Sein Heiratsantrag an jenem Tag in Greenwich war halb im Spaß gemacht worden, und er hatte seither nicht mehr darüber gesprochen. Seit sie und Mog in die Zimmer in Lee Park eingezogen waren und Garth und Jimmy nur noch sonntags sahen, hatte Belle Jimmy wirklich vermisst, aber sie hatte nicht glauben können, dass er je mehr als ein guter Freund für sie sein könnte.
Aber jetzt nach diesen leidenschaftlichen Küssen war sie sich dessen nicht mehr so sicher.
»Ich liebe dich, Belle. Ich habe dich immer geliebt«, sagte er leise. »Ich habe mich mit anderen Mädchen getroffen, als du weg warst, aber sie haben mir nichts bedeutet. Ich habe immer nur an dich gedacht. Aber ich glaube, jetzt bringe ich dich lieber nach Hause. Ich schätze, wir sind beide ein bisschen sentimental wegen der Hochzeit. Wir haben zu viel getrunken, und ich will mich nicht lächerlich machen, indem ich dich belästige.«
»Du machst dich nicht
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