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Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Titel: Doctor Boff - Weiberkranckheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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der die arme Frau austrocknete, aber sie begriff die Ursache nicht und die Wirkung auch nicht. Sie war vernünftigem Reden überhaupt unzugänglich und sagte nur ständig: »Das denkt man doch nicht, das denkt man doch nicht.«
    Boff redete sie deutlich an: »Teuerste, Ihr scheißt Euch auf den Friedhof.«
    Darüber dachte sie nach und versprach, das Loch in ihrem Körperkanal mit Grütze und Haferschleim zu stopfen.
    Die Schwangere mit der Angst vor dem, was in ihrem Leib heranwuchs. Boff versuchte es mit Vernunft, Hermine schob ihn an den Rand und ließ sich beschreiben, wie das Ungeheuer aussah, von dem die Schwangere berichtete. Sie ging in die Einzelheiten, weil sie sich jeden Tag in dem Buch das Ungeheuer ansah. In dem Buch standen Sagen mit Drachen und Wölfen und Wesen, die sich nachts verwandelten. Hermine nahm der Schwangeren das Versprechen ab, das Buch morgen vorbeizubringen, sie werde es nach der Geburt zurückerhalten.
    »Ihr mit Eurer Vernünftelei«, sagte sie, als die Frau draußen war.
    »Nur weil Ihr schnell seid, seid Ihr nicht gut. Und längst nicht besser als der Doctor.«
    Sie funkelte ihn an, er liebte es, sie so zu sehen.
    Es folgte die obligatorische Mutter. Sie sprach für ihre Tochter, die blass und schwach war, aber nicht schwanger und nicht krank. Nur schwach und blass. Und immer müde. Hermine hielt sich heraus, sie wusste, wann sie sich vordrängen konnte und wann nicht.
    Boff fragte nach der Ernährung. Die Menschen waren arm und aßen das, was ihr bisschen Landwirtschaft hergab. Kein Fleisch, keine Wurst oder Schinken, kein Fisch. Eine Kuh hätte sich ernähren können, wie es das Mädchen tat. Boff verordnete Fleisch. Die Frau fragte: »Woher? Woher? Kein Pfennig ist über!«
    Aus dem Stand nannte er ihr zwanzig Arten, als armer Mensch an Fleisch zu kommen. Mehr als die Hälfte war nicht vom Gesetz gedeckt, aber die Frau machte nicht den Eindruck, als würde sie davon um den Schlaf gebracht.
    »Euch ist schon klar, dass Ihr den Leuten Wilderei verordnet habt.«
    »Bist du meine rechte und linke Hand oder mein Gewissen? Solange sie nicht in den Stall der Nachbarn gehen, soll mir allesrecht sein. Du wirst merken, was ich den Leuten oft verschreibe: Vernunft. Sie vergessen gern, dass sie Vernunft haben. Sie müssen sich wieder daran erinnern.«
    Leibschmerzen kamen und gingen, blutiger Urin. Ein Mann kam für seine Frau und schilderte haarklein ihre Angst, weil sie keine Farben mehr erkannte. Boff sagte ihm auf den Kopf zu, dass er von sich sprach. Als er leugnete, ließ er ihn Farben benennen. Der Mann ging mit der Gewissheit, dass Farbenblindheit nicht das Leben verkürzte. Ein Mittel dagegen gab es nicht und würde es nie geben.
    Eine Frau kam, deren Schönheit verblüffend war. Sogar Hermine gaffte sie an. Ihre Kleidung wies sie als wohlhabend aus. Sie blutete manchmal aus dem Mund und musste von anderen darauf hingewiesen werden, dass ihr Blut aus dem Gesicht lief. Ihre Zähne waren gesund und fast noch vollzählig. Sie fürchtete sich vor Zahnreißern, seitdem sie als Kind gesehen hatte, wie ein Mann auf dem Markt nach dem Verlust von zwei Zähnen verblutet war. Sie sollte Kräuter kauen und darauf achten, ob es Zusammenhänge gab: zwischen Nahrungsmitteln und dem Bluten; zwischen ihrer Stimmung und dem Blut; auch zwischen Wetter und Blut.
    Hinterher sagte Hermine: »Jede zweite Frage war nicht nötig. Ihr wolltet alles nur für Euch wissen.«
    »Der Familienstand gibt mir Hinweise.«
    »Ach ja? Warum fragt Ihr nicht die Kräuterhexe, ob ihre Ehe glücklich ist und der Mann in seinem Beruf erfolgreich?«
    Die letzte Patientin hatte den Raum noch nicht verlassen, da stand die Nachfolgerin schon drin. Einmal warf Boff einen verstohlenen Blick in den Bereich, wo sie warteten. Er dachte: Das dauert die halbe Nacht. Er war sehr stolz.
    Und sehr überrascht, als er begriff, dass Boten mit Briefen von adligen Damen den kürzesten Weg zum Doctor suchten. Einmal öffnete einer die Tür, als Hermine sehr dicht an der Patientin war. Anstatt mit einer Entschuldigung zu verschwinden, sah er interessiert zu, bis er vom Doctor hinausgeworfen wurde.
    »Wir warten nicht gern«, sagte er später altklug.
    »Wo ist denn Euer Begleiter? Ich sehe ihn gar nicht. Sitzt er bei Euch in der Tasche? Oder in Eurem Ohr?«
    Er hatte seine Herrschaft gemeint und nannte ihren Namen. Boff blieb unbeeindruckt. Der Bote wiederholte den Namen. Boff fragte: »Sind das zwei Familien oder immer noch

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