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Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Titel: Doctor Boff - Weiberkranckheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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warum gerade die, warum nicht andere oder mehr oder weniger? Welche Ärzte er persönlich empfehlen könne? Ob er mit der medizinischen Versorgung in Halle zufrieden sei und in welcher Stadt es besser aussähe? Ob er sich nicht eben schnell die Beule in der Halsbeuge ansehen könne und vielleicht auch die unter dem Arm? Dazu müsse man nur schnell die Jacke und das Hemd und das zweite Hemd … Der Wirt sprang herbei und verhinderte den Fall des letzten Hemdes, während unter den Gästen Unruhe entstand und der Mann mit der Beule aus dem Lokal begleitet wurde.
    Der Stadtphysicus entschuldigte sich beim Wirt und versprach, sich für die Unannehmlichkeiten erkenntlich zu zeigen. Es gäbe Patientinnen, die warten müssten, und es gäbe andere Patientinnen. Falls die Frau des Wirts, die sich bei dem Sturz in der Küche so schmerzhaft den Rücken verdreht habe, morgen um neun zur vollen Stunde erscheinen werde, wäre sie zehn nach neun wieder zu Hause. Der Wirt war entzückt, und Boff war auch nicht ernsthaft gefährdet, denn er trieb dem »Mohren« schon seit Wochen Gäste zu, auch Gesichter, die der Wirt zuvor noch nie gesehen hatte. Wohl fünfzigmal hatte der Hausherr an den Tischen die Bemerkung fallenlassen, dass der Stadtphysicus, von dem alle reden würden, regelmäßig Gast in seinem Hause sei.
    In der letzten Zeit hatte mehr als eine Tischrunde darüber nachgedacht, welcher Name dem Gasthaus noch mehr neugierige Kunden zutreiben könne. Es müsse etwas mit Medizin zu tun haben, mit Heilen und Krankheit. Die Frau des Wirts hatte »Physicus« vorgeschlagen, das sei lateinisch und mache etwas her. Aber der Wirt schätzte es nicht, wenn sein Lokal so heißen würde wie der Mann, den seine Frau anhimmelte, weil ihn seine Narbe interessant machte und er so ein zuvorkommender Mann war.
    Es kam der Abend, an dem zwei Männer vor Boff auftauchten. An diesem Abend saß er mit Hermine und Rohwedder beim warmen Braten zusammen. Die Störenfriede konnte er nicht fortkomplimentieren, denn es handelte sich um Kollegen, den Chirurgen Westermann und einen Besucher aus dem benachbarten Glaucha. Westermann behauptete, man sei hier regelmäßig zu Gast. Während er weitersprach, blickte Boff zum Wirt, der wenige Schritte entfernt an einem Tisch bediente, Boff anblickte und den Kopf schüttelte. Er kannte Westermann nicht, und das Gedächtnis eines Wirts war unfehlbar.
    Westermann brauchte vier Aufforderungen, zuletzt war es Rohwedder, der aufstand und den Chirurgen auf den Stuhl niederdrückte, worauf auch dessen Begleiter Platz nahm.Westermann betrachtete die Teller, wie er als Chirurg die Patienten ansah: wohlwollend und interessiert. Boff gab dem Wirt das Zeichen und aß weiter.
    Westermann sagte: »Mir und meinen Kollegen, meinen Kollegen und mir ist es ein Bedürfnis, Euch zu sagen, dass wir die eingetretene Zuspitzung bedauern.«
    »Zuspitzung? Wovon redet Ihr?«
    »Ihr nehmt es wie ein Mann. Das gefällt mir. So muss das auch sein. Was jetzt ausgetragen wird, musste so kommen. Die ruchlose Tat von Tänzers Mörder können wir doch nicht einfach zu den Akten legen. Tänzer würde sich im Grabe umdrehen. Alle warten darauf, dass die Beerdigung nun schnell stattfindet. Der Mann soll die letzte Ehre bekommen, die er verdient hat.«
    »Er hält sich noch ein Weilchen«, murmelte Rohwedder kauend.
    Westermann, sekundenlang aus dem Konzept gebracht, fuhr fort, die Heiler zu verunglimpfen. Das war wie eine zweite Natur. Wie man die Juden denunzierte oder allzu frömmelnde Zeitgenossen verspottete: Man war sich das schuldig und hielt es für den Ausweis von Mannbarkeit und Weltläufigkeit.
    Alle spürten, wie Westermann regelrecht Anlauf für das Folgende nahm.
    »Ihr hättet Euch mit uns abstimmen sollen. Müssen. Abstimmen müssen.«
    »Aber ich sehe Euch zum ersten Mal.«
    »Vielleicht ist das ein Teil des Problems. Ihr umgebt Euch mit den falschen Leuten.«
    »Wann habt Ihr zum ersten Mal diese Sehnsucht nach einem plötzlichen und schmerzhaften Ende des Lebens verspürt?«
    Verdutzt starrte er Hermine an, die friedlich weiter aß.
    Und dann stieß auch noch Rohwedder den zweiten Arzt kumpelhaft an und fragte: »Habt Ihr eine Leiche für mich? Ich brauche eine frische Leiche. Zur Not zahle ich dafür.«
    Plötzlich stand wieder ein Fremder am Tisch. Er lehnte sich mit beiden Händen auf die Tischplatte und sagte zu Boff: »Belästigen Euch die Kerle? Ich gehe mit ihnen raus und komme allein wieder rein.«
    Boff hielt das für

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