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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die letzten paar Passagiere sich auf den Weg gemacht hatten, wahrscheinlich in Richtung Abendessen, drückte Billy seine Kippe aus und gesellte sich zu Dan. »Ich fahre sie in den Schuppen. Falls du das nicht auch noch tun willst.«
    »Nein, mach nur. Du hast jetzt lange genug auf deinem Arsch gesessen. Übrigens, wann lässt du eigentlich das Rauchen bleiben, Billy? Wie du weißt, hat der Arzt gesagt, dass deine Qualmerei zu deinem kleinen Herzproblem beigetragen hat.«
    »Ich hab’s doch praktisch schon auf null reduziert«, sagte Billy, senkte jedoch den Blick. Dan hätte problemlos herausbekommen können, wie viel Billy noch rauchte – wahrscheinlich hätte er ihn nicht einmal berühren müssen, um sich diese Information zu verschaffen –, aber er verzichtete darauf. An einem Tag im gerade vergangenen Sommer hatte er einen jungen Burschen mit einem T-Shirt gesehen, das mit einem achteckigen Stoppschild bedruckt war. Statt STOP hatte jedoch ZVI auf dem Schild gestanden. Als Danny sich nach der Bedeutung erkundigt hatte, hatte ihm der Junge ein verständnisvolles Lächeln geschenkt, das er wahrscheinlich für über vierzigjährige Herren reservierte. »Zu viel Information«, hatte er gesagt. Dan hatte ihm gedankt und dabei gedacht: Das ist das Thema meines Lebens, du Grünschnabel.
    Jeder hatte Geheimnisse, das wusste er seit frühester Kindheit. Anständige Leute verdienten es, ihre zu behalten, und Billy Freeman war die Anständigkeit in Person.
    » Wie wär’s mit einer Tasse Kaffee, Danno? Hast du Zeit? Ich brauch bloß zehn Minuten, um das Biest da ins Bett zu bringen.«
    Dan streichelte der Lokomotive liebevoll die Flanke. »Gut, aber pass auf, was du sagst. Das ist kein Biest, das ist eine Da…«
    In diesem Moment explodierte sein Kopf.
    2
    Als er wieder zu sich kam, lag er halb ausgestreckt auf der Bank, auf der Billy geraucht hatte. Nun saß dieser neben ihm und sah besorgt drein. Genauer gesagt sah er zu Tode erschrocken aus. Er hielt sein Handy in der Hand, bereit, die Tasten zu drücken.
    »Steck das Ding weg«, sagte Dan. Die Worte kamen als staubiges Krächzen heraus. Er räusperte sich und versuchte es noch einmal. »Mit mir ist alles in Ordnung.«
    »Bist du dir da sicher? Menschenskind, ich hab gedacht, du hast ’nen Schlaganfall. Ehrlich, das dachte ich wirklich.«
    So hat es sich auch angefühlt.
    Zum ersten Mal seit Jahren dachte Dan an Dick Hallorann, den unvergleichlichen Chefkoch vom Hotel Overlook. Dick hatte fast augenblicklich erkannt, dass der kleine Sohn von Jack Torrance dieselbe Gabe besaß wie er. Nun überlegte Dan, ob Dick möglicherweile noch am Leben war. Was äußerst unwahrscheinlich war; schon damals war er fast sechzig gewesen.
    » Wer ist Tony?«, fragte Billy.
    » Wieso?«
    »Du hast gesagt: ›Bitte, Tony, bitte.‹ Wer ist Tony?«
    »Ein Typ aus der Zeit, in der ich gesoffen hab.« Seine improvisierte Antwort taugte nicht viel, war jedoch das Erste, was ihm angesichts seiner Benommenheit in den Sinn gekommen war. »Ein guter Freund.«
    Billy betrachtete noch einige Sekunden lang das beleuchtete Rechteck seines Handys, dann klappte er es zu und steckte es weg. » Weißt du, das glaube ich dir einfach nicht. Ich glaube, du hattest eine deiner Eingebungen. Wie damals an dem Tag, an dem du herausgefunden hast, dass ich …« Er klopfte sich auf die Brust.
    »Tja, also …«
    Billy hob die Hand. »Sag lieber nichts. Jedenfalls nicht, wenn mit dir wirklich alles in Ordnung ist. Und falls es nicht irgendwas Schlimmes ist, was mich betrifft, denn sonst will ich es wissen. Jemand andres würde es vielleicht nicht wissen wollen, aber ich schon.«
    »Mit dir hatte es nichts zu tun.« Dan stand auf und stellte erfreut fest, dass seine Beine ihn problemlos trugen. »Aber das mit dem Kaffee verschieben wir lieber auf ein andermal, wenn’s dir nichts ausmacht.«
    »Überhaupt nicht. Du musst in dein Zimmer und dich hinlegen. Bist immer noch bleich. Was es auch war, es hat dich richtig umgehauen.« Billy warf einen Blick auf die Riv . »Gut, dass es nicht passiert ist, als du in der Lok gesessen hast und mit vierzig Meilen durch die Gegend getuckert bist.«
    »Kann man wohl sagen«, stimmte Dan zu.
    3
    Er überquerte die Cranmore Avenue, um Billys Rat zu befolgen und sich in seinem Zimmer hinzulegen, aber statt am Tor des Hospizgeländes auf den von Blumen gerahmten Weg zum Eingang der großen, alten Villa einzubiegen, beschloss er, noch ein wenig spazieren zu gehen. Inzwischen kam

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