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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er wieder zu Atem – er kam zu sich –, und die Nachtluft war mild. Außerdem musste er über das, was gerade geschehen war, nachdenken, und zwar sehr sorgfältig.
    Was es auch war, es hat dich richtig umgehauen.
    Dabei fiel ihm wieder Dick Hallorann ein und alles, was er Casey Kingsley nie verraten hatte. Daran würde sich auch nichts ändern. Der Schaden, den er Deenie zugefügt hatte – und wohl auch ihrem Sohn, einfach durch sein Nichtstun –, steckte so tief in ihm drin wie ein eingekeilter Weisheitszahn, und da würde er bleiben. Aber im Alter von fünf Jahren war Danny Torrance derjenige gewesen, der zu Schaden gekommen war – neben seiner Mutter natürlich –, und sein Vater war nicht der einzige Schuldige gewesen. Dagegen hatte Dick etwas unternommen, sonst wären Dan und seine Mutter im Overlook gestorben. Es tat immer noch weh, über diese alten Dinge nachzudenken, die in den kindlichen Primärfarben von Furcht und Schrecken loderten. Er hätte lieber nie wieder daran gedacht, aber jetzt musste er es tun. Weil … nun ja …
    Weil alles, was geschieht, wiederkommt. Vielleicht ist das Glück, und vielleicht ist es Schicksal, aber in jedem Fall kommt es wieder. Was hat Dick an dem Tag zu mir gesagt, an dem er mir die Kassette geschenkt hat? Wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Lehrer. Nicht dass ich dazu geschaffen wäre, irgendjemand was beizubringen, außer vielleicht, dass man nicht besoffen wird, wenn man nicht säuft.
    Er hatte die nächste Kreuzung erreicht; nun drehte er sich um und ging zurück. Dabei hatte er den Gehweg ganz für sich. Es war unheimlich, wie schnell sich Frazier leerte, sobald der Sommer vorüber war, und das rief ihm ins Gedächtnis, wie sich das Overlook geleert hatte. Wie schnell die kleine Familie Torrance das Haus ganz für sich gehabt hatte.
    Mit Ausnahme der Geister natürlich. Die reisten niemals ab.
    4
    Hallorann hatte Danny erzählt, dass er nach Denver wolle, um dann von dort aus in den Süden nach Florida zu fliegen. Er hatte gefragt, ob Danny ihm helfen wolle, sein Gepäck zum Parkplatz des Overlooks zu schaffen, und Danny hatte etwas zum Mietwagen des Kochs getragen. Nur etwas Kleines, kaum mehr als eine Aktentasche, aber er hatte trotzdem beide Hände nehmen müssen, damit er es schleppen konnte. Als das Gepäck gut im Kofferraum verstaut war und die beiden im Wagen saßen, hatte Hallorann dem Ding im Kopf von Danny Torrance, an dessen Existenz dessen Eltern nur halb glaubten, einen Namen gegeben.
    Du hast so etwas. Ich hab es immer hellsichtig genannt. Meine Großmutter auch. Du hast dich wohl ganz schön einsam gefühlt, weil du dachtest, du bist der Einzige?
    Ja, er war einsam gewesen, und ja, er hatte gedacht, er wäre der Einzige. Von diesem Irrtum hatte Hallorann ihn befreit. In den seither vergangenen Jahren war Dan auf eine Menge Menschen gestoßen, die irgendwie hellsichtig gewesen waren, wie der Koch es ausgedrückt hatte. Billy zum Beispiel.
    Aber nie auf jemand wie das Mädchen, das ihm vorhin in den Kopf geschrien hatte. Es hatte sich so angefühlt, als würde der Schrei ihn zerreißen.
    Ob er selber auch einmal so stark gewesen war? Das war er wohl, zumindest fast. An seinem letzten Tag im Overlook hatte Hallorann den bekümmerten kleinen Jungen, der neben ihm saß, gefragt … was hatte er da gefragt?
    Wie hart er zuschlagen könne.
    Dan war wieder am Hospiz angelangt und vor dem Tor stehen geblieben. Die ersten Blätter waren von den Bäumen gefallen, und der Abendwind ließ sie um seine Beine tanzen.
    Und als ich ihn gefragt hab, woran ich denken soll, hat er gesagt, an irgendetwas. »Aber du musst intensiv denken«, sagte er. Das hab ich auch getan, aber im letzten Augenblick hab ich es abgeschwächt, zumindest ein wenig. Hätte ich das nicht getan, so hätte ich ihn womöglich umgebracht. Er ist zusammengezuckt – nein, er hat sich ruckartig bewegt – und hat sich auf die Unterlippe gebissen. Ich erinnere mich an das Blut. Er hat gemeint, das sei ja unheimlich. Und später hat er sich nach Tony erkundigt, meinem unsichtbaren Freund. Da habe ich es ihm erzählt.
    Tony war offenbar wieder da, aber er war nicht länger der Freund von Dan. Nun war er der Freund eines Mädchens namens Abra. Wie Dan damals steckte sie in Schwierigkeiten, aber erwachsene Männer, die sich nach Mädchen erkundigten, erregten Aufmerksamkeit und Argwohn. Er hatte ein gutes Leben hier in Frazier, und das hatte er nach all den verlorenen Jahren auch

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