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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fort waren, warf er einen kurzen, sehnsüchtigen Blick auf die triste kleine Reihe von Gebrauchtwagen, die an der Waschanlage neben der Tankstelle zum Verkauf standen. Egal was nun in Anniston geschah, er brauchte einen fahrbaren Untersatz, um die Stadt zu verlassen. Er hatte mehr als genug Bargeld in der Brieftasche, sich einen Wagen zu kaufen, der ihn zu dem abgesprochenen Treffpunkt an der I-87 nahe Albany brachte; das Problem war die Zeit. Um alle Formalitäten zu erledigen, brauchte er mindestens eine halbe Stunde, und das war unter Umständen zu lang. Bis er sich sicher war, dass es sich um einen falschen Alarm handelte, musste er einfach improvisieren und sich auf seine Überredungskünste verlassen. Die hatten noch nie versagt.
    Vorläufig nahm Crow sich die Zeit, den Laden der Tankstelle zu betreten, um sich eine Mütze in den Farben der Red Sox zu besorgen. Ein wenig Tarnung schadete nicht. Er überlegte, ob er dem Outfit eine Sonnenbrille hinzufügen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Dank Fernsehen hielt ein gewisser Teil der Bevölkerung jeden gestandenen Mann für einen Killer. Die Mütze musste ausreichen.
    Er ging die Hauptstraße entlang bis zur Bücherei, wo Abra und Dan Kriegsrat abgehalten hatten. Schon im Eingangsbereich fand er, was er suchte. Unter einem Schild mit der Aufschrift UNSERE STADT hing ein Stadtplan von Anniston, auf dem jedes Sträßchen dargestellt war. Er vergewisserte sich, wo genau das Haus des Mädchens sich befand.
    »Tolles Spiel gestern Abend, was?«, sagte ein Mann. Er trug einen Packen Bücher unter dem Arm.
    Einen Moment hatte Crow keine Ahnung, wovon der Mann redete, dann fiel ihm seine neue Mütze ein. »Kann man wohl sagen«, stimmte er zu, ohne den Blick vom Stadtplan abzuwenden.
    Er ließ dem Sox-Fan Zeit, sich zu verziehen, bevor er die Bücherei verließ. Die Mütze tat ihre Wirkung, aber er hatte keine Lust, über Baseball zu fachsimpeln. Seiner Meinung nach war das ein stinklangweiliges Spiel.
    3
    Der Richland Court war ein kurzes Sträßchen mit hübschen Eigenheimen im regionalen Stil, das an einem kreisförmigen Wendeplatz endete. Unterwegs hatte Crow sich eine Gratis zeitung namens The Anniston Shopper gegriffen, und nun stand er an der Ecke, lehnte sich an einen praktischen Eichbaum und tat so, als würde er in dem Blättchen lesen. Die Eiche schirmte ihn von der Straße ab, was vielleicht ganz gut war, denn ein Stück weiter parkte ein roter Pick-up mit einem Mann am Steuer. Auf der Ladefläche des Wagens, einem älteren Modell, lagen allerhand Gartenwerkzeuge und ein Ding, das wie eine Motorhacke aussah. Es konnte sich also um einen Gärtner handeln – die Leute, die in solchen Straßen wohnten, konnten sich einen leisten –, aber wieso hockte der Typ dann einfach bloß da?
    Betätigte er sich vielleicht als Babysitter?
    Plötzlich war Crow froh, dass er Barry ernst genommen hatte und ausgestiegen war. Die Frage war, was nun. Er konnte Rose anrufen und um Rat fragen, aber das letzte Gespräch hatte nicht mehr gebracht als ein Blick in die Glaskugel.
    Er stand immer noch halb verborgen hinter der praktischen alten Eiche und grübelte über seinen nächsten Schachzug nach, als die Vorsehung, die dem Wahren Knoten immer einen Vorteil gegenüber den Tölpeln verschaffte, einschritt. Ein paar Häuser weiter ging eine Haustür auf, und zwei Mädchen traten heraus. Crows Augen waren genauso scharf wie die einer Krähe, weshalb er ja auch so genannt wurde, und diese Augen erkannten die beiden sofort als zwei der drei Mädchen auf den von Billy ausgedruckten Fotos. Die in dem braunen Rock war Emma Deane. Die in der schwarzen Hose war Abra Stone.
    Er sah sich nach dem Pick-up um. Bisher hatte der Fahrer, ebenfalls ein älteres Modell, zusammengesunken hinter dem Lenkrad gesessen. Nun richtete er sich auf. Putzmunter, wie die Tölpel sagten. Alarmbereit. Also hatte das Mädchen sie tatsächlich an der Nase herumgeführt. Crow wusste zwar noch nicht, welche der beiden der Steamhead war, aber eines war klar: Seine Gefährten im Winnebago jagten einem Phantom hinterher.
    Crow zog sein Telefon heraus, hielt es jedoch einen Moment lang nur in der Hand, während er das Mädchen in der schwarzen Hose durch den Vorgarten zur Straße gehen sah. Das Mädchen im Rock wartete kurz, bevor sie ins Haus zurückging. Das Mädchen in der Hose – Abra – überquerte die Straße, und während sie das tat, hob der Mann in dem Pick-up die Hände, also wollte er fragen: Was ist

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