Doctor Sleep (German Edition)
an. »Sobald wir irgendwohin kommen, wo ich Empfang habe, rufe ich bei den Deanes an. Falls sich da niemand meldet, kontaktiere ich die Polizei. Und falls sich jemand meldet, und Emma oder ihre Mutter sagen mir, dass Abra verschwunden ist, kontaktiere ich ebenfalls die Polizei. Falls die Deanes das nicht schon getan haben.« Sein Blick war kühl, abschätzend und alles andere als freundlich, aber wenigstens hielt er seine – sicher entsetzliche – Furcht um seine Tochter in Schach, und das flößte Dan Respekt ein. Außerdem konnte man dadurch vernünftiger mit ihm reden.
»Für das, was geschehen ist, mache ich Sie verantwortlich, Mr. Torrance. Es war Ihr Plan. Ihr irrwitziger Plan.«
Sinnlos, darauf hinzuweisen, dass sie diesem irrwitzigen Plan alle zugestimmt hatten. Oder dass ihm und John wegen Abras fortgesetztem Schweigen fast so übel war wir ihrem Vater. Im Grunde hatte er recht.
Du wirst dich an das erinnern, was vergessen war.
War das eine weitere Erinnerung an das Overlook? Er hatte ganz den Eindruck. Aber weshalb kam sie jetzt? Weshalb an diesem Ort?
»Dave, man hat sie entführt, das ist so gut wie sicher.« Das war John Dalton. Er hatte sich in den Wagen direkt hinter ihnen gesetzt. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne drangen durch die Bäume und spielten flackernd über sein Gesicht. » Wenn das der Fall ist und du die Polizei informierst, was wird da wohl mit Abra geschehen?«
Gott sei Dank, dachte Dan. Wenn das von mir gekommen wäre, hätte er mir wohl kaum zugehört. Im Grunde bin ich für ihn nämlich ein Fremder, der sich heimlich mit seiner Tochter getroffen hat. Er wird nie völlig davon überzeugt sein, dass ich sie nicht in diese Sache reingeritten habe.
» Was können wir denn sonst tun?«, sagte Dave, und dann stürzte seine brüchige Ruhe in sich zusammen. Er weinte los und drückte sich dabei Abras Stoffhasen ans Gesicht. » Was soll ich bloß meiner Frau sagen? Dass ich damit beschäftigt war, am Wolkentor irgendwelche Leute abzuknallen, während jemand unsere Tochter entführt hat?«
»Alles der Reihe nach«, sagte Dan. Bekannte AA -Slogans wie Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende oder Es gibt eine Lösung wären bei Abras Vater jetzt wohl nicht so gut angekommen. »Sie sollten tatsächlich bei den Deanes anrufen, sobald Sie Empfang haben. Ich glaube, Sie werden Emma und ihre Mutter erreichen, und denen wird nichts geschehen sein.«
» Wie kommen Sie darauf?«
»Bei meiner letzten Verbindung mit Abra habe ich ihr gesagt, dass sie die Mutter ihrer Freundin dazu bringen soll, die Polizei zu rufen.«
Dave blinzelte. »Das haben Sie wirklich getan? Oder sagen Sie das bloß, um sich aus der Patsche zu ziehen?«
»Ich habe es ihr wirklich gesagt. Abra hat auch angefangen zu antworten. ›Ich bin nicht mehr‹, hat sie gesagt, und dann hab ich sie verloren. Aber ich glaube, sie wollte mir sagen, dass sie nicht mehr bei den Deanes war.«
»Ist sie noch am Leben?« Mit einer Hand, die eiskalt war, packte Dave ihn am Ellbogen. »Ist meine Tochter noch am Leben?«
»Ich habe seither nichts von ihr gehört, aber am Leben ist sie bestimmt.«
» Was sollten Sie sonst auch sagen«, flüsterte Dave. »Immer schön den eigenen Arsch retten, was?«
Dan verschluckte seine Erwiderung. Wenn sie jetzt zu streiten anfingen, war die kleine Chance, Abra zu befreien, im Nu vertan.
»Es liegt doch nahe«, sagte John. Obwohl er noch bleich war und seine Hände leicht zitterten, sprach er mit seiner ruhigen Arztstimme. »Tot nützt sie dem, der sie entführt hat, nicht das Geringste. Lebendig ist sie eine Geisel. Außerdem wollen die sie lebendig haben, weil … tja …«
»Sie wollen sie wegen ihrer Essenz«, sagte Dan. » Wegen dem, was sie Steam nennen.«
»Noch etwas«, sagte John. » Was willst du der Polizei über die Leute sagen, die wir umgebracht haben? Dass sie abwechselnd sichtbar und unsichtbar wurden, bis sie schließlich vollständig verschwunden sind? Und dass wir dann entsorgt haben, was von ihnen übrig war?«
»Ich kann kaum glauben, dass ich mich da hab reinziehen lassen.« Dave drehte den Stoffhasen mit beiden Händen ständig hin und her. Wenn das so weiterging, platzte Hoppys Fell bald auf, und die Füllung quoll heraus. Dan wusste nicht recht, ob er den Anblick ertragen hätte.
»Hör mal, Dave«, sagte John. »Um deiner Tochter willen musst du dich jetzt zusammennehmen. Abra steckt in dieser Sache drin, seit sie das Foto von dem toten Jungen im Shopper
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