Doctor Sleep (German Edition)
Leuten. Sie weiß, was sie sind.«
»Das ist noch nicht alles«, sagte John. » Was wir diesen Typen am Wolkentor angetan haben … für diese Frau namens Rose ist Abra daran schuld, egal wer tatsächlich geschossen hat.«
» Was denken die eigentlich?«, sagte Lucy empört. »Dass man sich nicht verteidigen darf? Um zu überleben? «
»Für Rose ist da einfach ein Mädchen, das sie herausgefordert hat«, sagte Dan.
»Herausgefordert?«
»Abra hat telepathisch Kontakt zu Rose aufgenommen. Sie hat ihr gesagt, dass sie zu ihr kommt.«
» Was hat sie getan?«
»Das ist ihr Temperament«, sagte Dave ruhig. »Ich hab ihr schon tausendmal gesagt, es wird sie noch in Schwierigkeiten bringen.«
»Sie wird bestimmt nicht in die Nähe dieser Frau und ihrer Mörderbande kommen«, sagte Lucy.
Dan dachte: Ja … und nein. Er nahm Lucys Hand. Die wollte sie ihm erst entziehen, tat es dann aber doch nicht.
»Du musst etwas ganz Einfaches verstehen«, sagte er. »Freiwillig werden diese Leute nie aufgeben.«
»Aber …«
»Kein Aber, Lucy. Unter anderen Umständen hätte diese Frau wahrscheinlich beschlossen, es dabei bewenden zu lassen – schließlich ist sie eine gewiefte Anführerin –, aber da ist noch ein weiterer Faktor.«
»Und der wäre?«
»Sie sind krank«, sagte John. »Abra meint, es sind die Masern. Möglicherweise haben sie sich bei diesem Jungen aus Iowa angesteckt. Weiß nicht, ob man das als Rache Gottes oder bloß als Ironie des Schicksals bezeichnen soll.«
»Die Masern? «
»Das hört sich vielleicht nicht so gefährlich an, aber glaub mir, da irrst du dich. Wenn früher ein Kind Masern bekam, haben sich alle seine Geschwister angesteckt. Falls das bei diesen Leuten passiert, werden sie dadurch womöglich ausgelöscht.«
»Großartig!«, rief Lucy. Das zornige Lächeln auf ihrem Gesicht kannte Dan nur zu gut.
»Nicht, wenn sie meinen, dass Abras außergewöhnlich starker Steam sie heilen wird«, sagte Dave. »Darum geht es ja gerade, Schatz. Das ist nicht bloß ein kleines Gerangel; diese Frau und ihre Leute kämpfen ums Überleben.« Er hatte sichtlich mit sich zu ringen, bevor er den Rest herausbrachte. Weil es gesagt werden musste. » Wenn diese Frau die Chance bekommt, wird sie unsere Tochter bei lebendigem Leib auffressen.«
13
» Wo sind die eigentlich?«, fragte Lucy. »Dieser Wahre Knoten, wo hält er sich auf?«
»In Colorado«, sagte Dan. »Auf einem Campingplatz in der Nähe der Stadt Sidewinder.« Dass sich dieser Campingplatz genau an dem Ort befand, an dem er fast durch die Hand seines Vaters gestorben wäre, wollte er nicht erwähnen, weil es zu weiteren Fragen und Zufall-oder-nicht-Spekulationen geführt hätte. Und er war sich ohnehin sicher, dass so etwas wie Zufall nicht existierte.
»In dieser Stadt muss es doch eine Polizeistation geben«, sagte Lucy. »Da rufen wir einfach an und sagen, was los ist.«
»Und was genau sagen wir da?« John klang dabei sanft und aufgeschlossen.
»Na, halt … dass …«
» Wenn wir die Cops tatsächlich dazu bringen sollten, zu diesem Campingplatz zu fahren, dann werden sie dort bloß einen Haufen mittelalter und älterer Amerikaner finden«, sagte Dan. »Harmlose Wohnmobilbesitzer, die Sorte, die einem immer Bilder von ihren Enkeln zeigen will. Die Papiere von denen sind vermutlich in bester Ordnung, von der Hundemarke bis zum Grundbucheintrag. Selbst wenn die Polizei einen Durchsuchungsbefehl bekäme – was nicht der Fall wäre, weil es dafür keinen plausiblen Grund gäbe –, würde sie keinerlei Schusswaffen finden, weil der Wahre Knoten so etwas nicht braucht. Seine Waffen befinden sich hier oben.« Er tippte sich an die Stirn. »Dich, Lucy, würde man für eine ausgeflippte Mutter aus New Hampshire halten, Abra für deine ausgeflippte Tochter, die von zu Hause weggelaufen ist, und uns für deine ausgeflippten Freunde.«
Lucy presste sich die Hände an die Schläfen. »Ich kann einfach nicht glauben, was gerade vor sich geht.«
» Wenn man in den Unterlagen stöbert, würde man wahrscheinlich feststellen, dass der Wahre Knoten – egal unter welchem Namen er offiziell firmiert – sich gegenüber diesem Ort in Colorado sehr großzügig gezeigt hat. Eine Hand wäscht die andere, und wer rechtzeitig vorsorgt, hat eine Menge Freunde, wenn es hart auf hart kommt.«
»Diese Typen treiben schon sehr lange ihr Unwesen, nicht wahr?«, sagte John. »Denn das Wichtigste, was sie durch diesen Steam bekommen, ist offenbar eine
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