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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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von der Gabel nahm. »Hallo, meine Liebe«, sagte sie in dem gelassensten Ton, der ihr zur Verfügung stand. » Wieso hast du denn nicht mental Kontakt mit mir aufgenommen? Dann hättest du dir die Gebühren für das Ferngespräch sparen können.«
    Es wäre allerdings äußerst leichtsinnig gewesen, wenn das kleine Aas das tatsächlich versucht hätte. Schließlich war Abra Stone nicht die Einzige, die Fallen stellen konnte.
    »Ich komme zu dir«, sagte das Mädchen. Ihre Stimme klang so jung, so frisch! Rose dachte an all den nützlichen Steam, der mit dieser Frische verbunden war, und spürte in sich Gier aufsteigen wie ungestillten Durst.
    »Das hast du mir bereits gesagt. Aber bist du dir wirklich sicher, dass du das tun willst, meine Liebe?«
    » Wirst du da sein, wenn ich komme? Oder treffe ich bloß auf deine abgerichteten Ratten?«
    Rose spürte ein Fünkchen Ärger. Das war zwar nicht hilfreich, aber sie war einfach kein Morgenmensch.
    » Wieso sollte ich nicht da sein, meine Liebe?« Sie sorgte dafür, dass sich ihre Stimme weiterhin ruhig und ein wenig nachsichtig anhörte – so wie sie sich die Stimme einer Mutter vorstellte (selber war sie nie eine gewesen), die mit einem zu Tobsuchtsanfällen neigenden Kleinkind sprach.
    » Weil du feige bist.«
    »Ich wüsste gern, wie du auf so etwas kommst«, sagte Rose. Ihr Ton blieb derselbe – nachsichtig, leicht amüsiert –, aber ihre Hand umklammerte das Telefon und drückte es fester ans Ohr. »Du hast mich doch noch nie getroffen.«
    »Klar hab ich das. In meinem Kopf, und da hast du sofort den Schwanz eingezogen und dich davongemacht. Außerdem tötest du Kinder. Bloß Feiglinge töten Kinder.«
    Du musst dich vor einem Teenager nicht rechtfertigen, sagte Rose sich. Schon gar nicht, wenn es ein Tölpel ist. Dennoch hörte sie sich sagen: »Du weißt überhaupt nichts über uns. Du hast keine Ahnung, was wir sind und was wir tun müssen, um zu überleben.«
    »Ein Haufen Feiglinge seid ihr«, sagte das kleine Aas. »Ihr meint, ihr seid so intelligent und stark, aber das Einzige, worin ihr wirklich gut seid, ist fressen und ein langes Leben haben. Ihr seid wie Hyänen. Ihr tötet die Schwachen, und dann lauft ihr weg. Feiglinge!«
    Die Verachtung in Abras Stimme drang wie Säure in Rose’ Ohr. »Das ist nicht wahr!«
    »Und du bist der Oberfeigling. Schließlich wolltest du nicht selber kommen, um mich zu holen, oder? Nein, du doch nicht. Stattdessen hast du deine Leute geschickt.«
    » Wollen wir uns jetzt eigentlich normal unterhalten, oder …«
    » Was ist normal daran, Kinder umzubringen, damit ihr das Zeug in ihrem Kopf stehlen könnt? Was ist normal daran, du feige alte Hexe? Du hast deine Leute geschickt, damit sie deine Arbeit tun, du hast dich hinter ihnen versteckt, und das war ziemlich clever von dir, denn jetzt sind sie alle tot.«
    »Du dummes kleines Aas, du hast ja keine Ahnung!« Rose sprang auf, wobei sie mit den Oberschenkeln an den Tisch knallte. Ihr Becher fiel um, und der Kaffee ergoss sich unter die Bingo-Trommel. Long Paul lugte durch die Küchentür, sah den Ausdruck auf ihrem Gesicht und zog sich sofort wieder zurück. » Wer ist hier feige? Wer ist der echte Feigling? Am Telefon bist du natürlich mutig, aber mir das ins Gesicht zu sagen wagst du bestimmt nicht!«
    »Na, wie viele Typen wirst du bei dir haben, wenn ich komme?«, höhnte Abra. » Wie viele, du feige Tussi?«
    Rose erwiderte nichts. Sie musste sich wieder in die Gewalt bekommen, das wusste sie, aber sich von einem Tölpelmädchen im Neuntklässler-Slang beschimpfen zu lassen … und dann noch von einem Mädchen, das zu viel wusste. Viel zu viel.
    »Hast du überhaupt genug Mumm, dich mir allein entgegenzustellen?«, fragte das kleine Aas.
    » Wart’s nur ab!«, stieß Rose hervor.
    Am anderen Ende entstand eine Pause, und als das kleine Aas wieder etwas sagte, hörte es sich nachdenklich an. »Bloß wir zwei? Nein, das traust du dich nicht. Zu so was hat ein Feigling wie du nie genügend Mumm. Nicht mal, wenn du’s mit jemand zu tun hast, der noch nicht erwachsen ist. Alles, was du kannst, ist bescheißen und lügen. Klar, manchmal siehst du ganz hübsch aus, aber ich hab dein echtes Gesicht gesehen. Du bist bloß eine feige alte Hexe.«
    »Du … du …« Mehr brachte sie nicht heraus. Ihr Zorn war so stark, als könnte er sie erwürgen. Teilweise lag das daran, dass sie – Rose the Hat – von einer Göre heruntergeputzt wurde, die mit dem Fahrrad durch die

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