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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kleines Talent.
    Sie trat in den kleinen Schuppen, schnupperte und sagte: »Staubig.«
    »Kümmere dich nicht darum. Zeig mal, was du kannst. Beziehungsweise – zeig dich nicht.«
    Das war nämlich Sareys Talent. Sie war zwar nicht fähig, sich unsichtbar zu machen (das brachte keiner von ihnen zuwege), aber sie konnte eine Art Düsterkeit erzeugen, die gut zu ihrer unauffälligen Gestalt passte. Sie drehte sich zu Rose um, bevor sie auf ihren Schatten hinabblickte. Dann bewegte sie sich – nicht viel, nur einen halben Schritt –, und ihr Schatten verschmolz mit dem, den der Bügel des Rasenmähers warf. Dann regte sie sich überhaupt nicht mehr, und der Schuppen war leer.
    Rose kniff die Augen zu, um sie dann weit aufzureißen, und da stand Sarey neben dem Rasenmäher, die Hände sittsam vor dem Bauch gefaltet wie ein schüchternes Mädchen, das hoffte, zum Tanz aufgefordert zu werden. Rose wandte den Blick ab und richtete ihn auf die Berge, und als sie wieder zum Schuppen blickte, war dieser leer – nichts als ein winziger Lagerraum, in dem man sich nirgendwo verstecken konnte. Im hellen Sonnenlicht war nicht einmal ein Schatten sichtbar. Bis auf jenen, den der Bügel des Rasenmähers warf, natürlich. Nur …
    »Leg den Ellbogen an«, sagte Rose. »Den sehe ich. Bloß ein kleines Stückchen.«
    Silent Sarey tat wie befohlen, und einen Moment lang war sie wirklich ganz verschwunden, zumindest bis Rose sich konzentrierte. Als sie das tat, war Sarey wieder da. Aber natürlich wusste sie, dass Sarey da war. Wenn es losging – und bis dahin dauerte es nicht mehr lange –, würde das kleine Aas bestimmt nichts sehen.
    »Prima, Sarey!«, sagte sie warmherzig (beziehungsweise so nahe an warmherzig, wie sie das bewerkstelligen konnte). » Vielleicht brauche ich dich ja gar nicht. Falls doch, nimmst du die Sichel. Und wenn du das tust, denk an Andi. Alles klar?«
    Als Andis Name fiel, verzog sich Sareys Mund zu einem tieftraurigen Flunsch. Nachdenklich starrte sie auf die Sichel in dem Plastikeimer und nickte.
    Rose ging zum Schuppen und griff nach dem Vorhängeschloss. »Ich werde dich jetzt einsperren. Das kleine Aas wird die anderen wahrnehmen, die in der Lodge sind, aber dich nicht. Da bin ich mir sicher. Weil du eine ganz Stille bist. Ist doch so, oder?«
    Wieder nickte Sarey. Ja, sie war eine ganz Stille, war sie immer schon gewesen.
    (was ist mit dem)
    Rose lächelte. »Mit dem Schloss? Mach dir darum keine Sorgen. Kümmere dich nur darum, still zu sein. Still und reglos. Hast du verstanden?«
    »Lawoll.«
    »Und du weißt auch, was du mit der Sichel machen sollst?« Eine Schusswaffe hätte Rose Sarey nicht anvertraut, selbst wenn der Wahre Knoten eine besessen hätte.
    »Die Sischel. Lawoll.«
    » Wenn ich das kleine Aas niederzwinge – und so voller Steam, wie ich es jetzt bin, sollte das kein Problem sein –, dann bleibst du da, wo du bist, bis ich dich herauslasse. Aber wenn du mich rufen hörst … mal überlegen … wenn du mich Sonst muss ich zu anderen Mitteln greifen rufen hörst, dann weißt du, dass ich Hilfe brauche. Ich sorge dafür, dass die Kleine dem Schuppen den Rücken zuwendet. Du weißt doch, was dann geschieht, oder?«
    (ich steige die Treppe rauf und)
    Aber Rose schüttelte den Kopf. »Nein, Sarey, das brauchst du nicht. Die Kleine wird nicht mal in die Nähe der Plattform da oben kommen.«
    Den verfügbaren Steam zu verlieren wäre noch bedauerlicher gewesen, als die Chance zu verpassen, das kleine Aas eigenhändig zu töten … nachdem sie es ausgiebig hatte leiden lassen. Aber man durfte die Vorsicht nicht einfach über Bord werfen. Das Mädchen war tatsächlich sehr stark.
    »Auf welchen Satz sollst du achten, Sarey?«
    »Sonst muss ich su andelen Mitteln gleifen.«
    »Und was wirst du dann denken?«
    Die halb von dem zottigen Pony verborgenen Augen funkelten. »Lache!«
    »Genau. Rache für Andi, die von den Freunden dieses kleinen Miststücks ermordet wurde. Aber erst wenn ich dich brauche, denn eigentlich will ich es selber tun.« Rose ballte so heftig die Fäuste, dass ihre Fingernägel sich in die tiefen, blutverkrusteten Wunden bohrten, die sie ihren Handflächen bereits zugefügt hatte. »Aber wenn ich dich brauche, dann kommst du . Zögere nicht, und lass dich von nichts aufhalten. Lass nicht locker, bis du der Kleinen die Sichel in den Hals gehackt hast und das spitze Ende aus ihrer verfluchten Kehle ragen siehst.«
    Sareys Augen funkelten noch stärker.

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