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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dieselmotors. Auf der Seite der Lok stand in altmodischen Goldbuchstaben: THE HELEN RIVINGTON. Das war wohl die große Gönnerin der Stadt gewesen. Wahrscheinlich war irgendwo in Frazier auch eine Straße nach ihr benannt.
    Er blieb eine Weile an Ort und Stelle stehen, obwohl die Sonne wieder verschwunden und es so kalt geworden war, dass er seinen Atem sehen konnte. Als Kind hatte er sich immer eine elektrische Eisenbahn gewünscht, jedoch nie eine bekommen. Da drüben in Teenytown war eine Jumboausführung, die Kinder jedes Alters begeistern konnte.
    Er schwang sich den Matchsack auf die andere Schulter und überquerte die Straße. Tony wieder zu hören – und ihn zu sehen – war beunruhigend, aber momentan war er froh, hier ausgestiegen zu sein. Vielleicht war dies wirklich der Ort, den er gesucht hatte, der Ort, wo er endlich eine Möglichkeit fand, sein gefährlich in Schie fl age geratenes Leben wieder aufzurichten.
    Man nimmt sich immer selber mit, wo man auch hinkommt.
    Er schob diesen Gedanken in einen mentalen Schrank. Darin hatte er Übung. In diesem Schrank war schon jede Menge Kram verstaut.
    4
    Die Lokomotive war auf beiden Seiten von einer Schutzwand umgeben, aber Dan sah unter dem niedrigen Dach des Teenytown-Bahnhofs einen Hocker stehen, holte ihn herbei und stellte sich darauf. Der Führerstand der Lok war mit schafsfellbezogenen Schalensitzen ausgestattet, die offenbar aus einem alten amerikanischen Sportwagen stammten. Die Armaturen waren wohl ebenfalls modifizierte Autoteile, mit Ausnahme eines altmodischen, z-förmigen Schalthebels, der aus dem Boden ragte. Ein Schaltschema war nicht zu sehen; den ursprünglich vorhandenen Knauf hatte man durch einen grinsenden Totenschädel ersetzt. Um den war ein Halstuch gebunden, dessen rote Farbe durch die jahrelange Benutzung zu Rosa verblasst war. Die obere Hälfte des Lenkrads war abgeschnitten, wodurch der Rest wie das Steuerhorn eines Kleinflugzeugs aussah. In verblassenden, aber noch lesbaren schwarzen Buchstaben stand auf dem Armaturenbrett: HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT 40 NICHT ÜBERSCHREITEN.
    »Na, gefällt sie Ihnen?«, sagte auf einmal jemand direkt hinter ihm.
    Dan fuhr herum, wobei er fast von dem Hocker gefallen wäre. Eine große, verwitterte Hand packte ihn am Unterarm und hielt ihn im Gleichgewicht. Sie gehörte einem Mann Ende fünfzig oder Anfang sechzig, der eine gefütterte Jeansjacke und eine rot karierte Jagdmütze mit heruntergeklappten Ohrenschützern trug. In der freien Hand hielt er einen Werkzeugkasten, auf dessen Deckel ein Dymo-Band mit der Aufschrift EIGENTUM DER STADT FRAZIER klebte.
    »Entschuldigung«, sagte Dan und stieg vom Hocker. »Ich wollte nicht …«
    »Schon in Ordnung. Hier bleibt dauernd jemand stehen. Meistens Modellbahnfans. Für die ist so was ein Traum. Wenn im Sommer richtig was los ist und die Riv etwa jede Stunde losdampft, ist uns das nicht so recht, aber um diese Jahreszeit bin ich allein. Und mir macht es nichts aus.« Er streckte Dan die Hand hin. »Billy Freeman. Ich arbeite bei der Stadt. Die Riv ist mein Baby.«
    Dan ergriff die dargebotene Hand. »Dan Torrance.«
    Billy Freeman warf einen Blick auf den Matchsack. »Sie sind wohl gerade mit dem Bus gekommen, was? Oder trampen Sie durch die Gegend?«
    »Mit dem Bus«, sagte Dan. » Was für einen Motor hat das Ding da?«
    »Tja, das ist eine interessante Frage. Vom Chevrolet Veraneio haben Sie wahrscheinlich nie gehört, oder?«
    Das hatte er tatsächlich nicht, aber er wusste trotzdem Bescheid. Weil Freeman Bescheid wusste. Soweit Dan sich erinnerte, hatte er seit Jahren nichts mehr so hell gesehen. Ihn überkam der Anflug einer Freude, die bis in seine früheste Kindheit zurückreichte, in eine Zeit, in der er noch nicht entdeckt hatte, wie gefährlich die Gabe zum Shining sein konnte.
    »Ein in Brasilien hergestellter Geländewagen, stimmt’s? Turbodiesel.«
    Freemans buschige Augenbrauen zuckten in die Höhe, und er grinste. » Verdammt, das stimmt! Casey Kingsley, unser Chef, hat das Ding letztes Jahr bei einer Auktion gekauft. Ein echter Hammer. Zieht wie irre. Das Armaturenbrett ist auch aus einem Geländewagen. Die Sitze hab ich selber eingebaut.«
    Die Wahrnehmung von Freemans Gedanken verblasste allmählich, aber etwas bekam Dan noch mit. »Die sind aus einem GTO Judge, oder?«
    Freeman strahlte. »Genau! Hab sie auf einem Schrottplatz drüben bei Sunapee gefunden. Der Schalthebel ist aus einem Mack, Jahrgang 1961. Neunganggetriebe. Hübsch,

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