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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht zufällig selber geschrieben, oder?«
    Dan grinste. »Nein, die sind völlig in Ordnung.«
    »Dann ran an den Speck, Junge.«
    »Okay.«
    »Noch was«, sagte Billy, als Dan schon gehen wollte. »Alkohol hasst er wie die Pest. Wenn du gern mal einen kippst und er dich danach fragt, kann ich dir nur raten … lüg ihn an.«
    Dan nickte und hob die Hand, um zu zeigen, dass er begriffen hatte. Das war eine Lüge, die ihm geläufig war.
    6
    Seiner mit geplatzten Venen überzogenen Nase nach zu urteilen, hatte Casey Kingsley den Alkohol nicht immer wie die Pest gehasst. Er war ein massiger Mann, der sein kleines, überfülltes Büro weniger benutzte, als dass er es am Leib trug. Momentan hatte er sich auf seinem Schreibtischstuhl zurückgelehnt und studierte Dans Zeugnisse, die dieser säuberlich in einer blauen Kunststoffhülle aufbewahrte. Sein Hinterkopf berührte fast den Längsbalken des einfachen Holzkreuzes, das neben einem gerahmten Foto seiner Familie an der Wand hing. Auf dem Bild posierte ein jüngerer, schlankerer Kingsley mit seiner Frau und drei Kindern in Badekleidung an irgendeinem Strand. Durch die Decke drangen, nur leicht gedämpft, die Stimmen der Village People mit » YMCA «. Begleitet wurden sie vom begeisterten Stampfen vieler Füße. Dan kam ein gigantischer Tausendfüßler in den Sinn. Einer, der kürzlich beim Friseur gewesen war und einen neun Meter langen, hellroten Gymnastikanzug trug.
    »Mhm«, sagte Kingsley. »Mhm, mhm … jawoll … genau, genau, genau …«
    In der Ecke des Schreibtischs stand ein Glas mit Bonbons. Ohne von dem dünnen Zeugnisstapel aufzublicken, nahm Kingsley den Deckel ab, fischte ein Bonbon heraus und steckte es sich in den Mund. »Greifen Sie zu«, sagte er, ohne Dan anzusehen.
    »Nein danke«, sagte Dan.
    Ein merkwürdiger Gedanke kam ihm in den Sinn. Eines Tages hatte sein Vater wahrscheinlich in einem ähnlichen Zimmer gesessen, um sich als Hausmeister beim Hotel Overlook zu bewerben. Was ihm da wohl durch den Kopf gegangen war? Dass er unbedingt einen Job brauchte? Dass dies seine letzte Chance war? Vielleicht. Wahrscheinlich. Aber natürlich hatte Jack Torrance eine Familie zu versorgen gehabt. Das traf auf Dan nicht zu. Er konnte sich einfach weitertreiben lassen, wenn es hier nicht klappte. Oder sein Glück beim Hospiz versuchen. Aber … der Stadtpark gefiel ihm. Er mochte die Eisenbahn, in der ganz gewöhnliche Erwachsene wie Riesen aussahen. Er mochte Teenytown, diese absurde, verspielte Kleinstadtattraktion, die angeberisch, dadurch aber auch irgendwie tapfer wirkte. Und er mochte Billy Freeman, der ein klein wenig hellsichtig war und das wahrscheinlich nicht einmal wusste.
    Über ihm wurde » YMCA « nun durch »I Will Survive« ersetzt. Als hätte er nur auf ein neues Musikstück gewartet, steckte Kingsley die Zeugnisse wieder in ihre Hülle, die er Dan anschließend über den Tisch hinweg zuschob.
    Er wird mir eine Abfuhr erteilen.
    Doch nach einem Tag voller treffsicherer Intuitionen ging diese daneben. »Die Unterlagen sehen gut aus, aber ich hab den Eindruck, Sie wären besser im staatlichen Krankenhaus von New Hampshire aufgehoben oder im Hospiz hier in der Stadt. Vielleicht wären Sie sogar für einen dieser Pflegedienste geeignet – wie ich sehe, haben Sie ein paar Qualifikationen im medizinischen Bereich und in Erster Hilfe. Da steht, Sie können einen Defibrillator bedienen. Haben Sie schon mal an einen Pflegedienst gedacht?«
    »Ja. An das Hospiz ebenfalls. Aber dann hab ich den Stadtpark, Teenytown und die Eisenbahn gesehen.«
    Kingsley grunzte. » Wahrscheinlich hätten Sie nichts dagegen, sich mal in die Lok zu setzen, was?«
    Dan log, ohne zu zögern. »Nein, Sir, ich glaube nicht, dass mich das interessiert.« Hätte er zugegeben, dass er sich gern auf den ramponierten Autositz gehockt und das abgesägte Lenkrad in die Hände genommen hätte, so hätte das fast unweigerlich zur Frage nach seinem Führerschein geführt, dann zu einem Gespräch darüber, wie er den verloren hatte, und schließlich zu einer Aufforderung, das Büro von Mr. Casey Kingsley unverzüglich zu verlassen. »Ich bin eher der Typ für Rechen und Rasenmäher.«
    »Und eher der Typ für Kurzzeitjobs, wenn man sich so die Unterlagen anschaut.«
    »Ach, ich werde mich bald irgendwo niederlassen. Was meine Wanderlust angeht, hab ich mich allmählich genügend ausgetobt, glaube ich.« Er fragte sich, ob das in Kingsleys Ohren genauso abgedroschen klang wie in

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