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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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frischgebackenen Eltern gab. Wie geht man mit dem nächtlichen Füttern um? Man stellt einen Plan auf, damit immer jemand bereitsteht und niemand zu stark strapaziert wird. Wie geht man mit Baden und Füttern und Anziehen und Spielen um, damit das Kind eine geregelte – und daher beruhigende – Routine hat? Man macht einen Stundenplan. Wie weiß man, was im Notfall zu tun ist, zum Beispiel wenn das Kinderbett zusammenbricht oder das Kind etwas verschluckt hat und keine Luft bekommt? Wenn man einen Plan aufgestellt hatte, wusste man es, und in neunzehn von zwanzig Fällen klappte auch alles wunderbar.
    »Deshalb haben wir genau das getan. In den folgenden drei Nächten hab ich auf dem Sofa direkt gegenüber dem Klavier geschlafen. In der dritten Nacht hat die Musik angefangen, gerade als ich mich hinlegen wollte. Die Tastenklappe war geschlossen, also bin ich hingelaufen und hab sie aufgeklappt. Die Tasten bewegten sich nicht. Was mich nicht groß überrascht hat, weil die Musik auch nicht aus dem Klavier kam.«
    » Wie bitte?«
    »Sie kam von irgendwo darüber . Aus der leeren Luft. Inzwischen war Lucy in Abras Zimmer gelaufen. Die anderen Male hatten wir nichts gesagt, wir waren zu verblüfft gewesen, aber diesmal war Lucy bereit. Sie hat Abra gesagt, sie soll es noch einmal spielen. Es gab eine kleine Pause … und dann hat sie’s getan. Ich stand so nahe bei ihr, dass ich die Töne fast aus der Luft hätte pflücken können.«
    Schweigen im Sprechzimmer von John Dalton, der aufgehört hatte, sich Notizen zu machen. Chetta sah ihn mit ernster Miene an. Endlich sagte er: »Passiert das immer noch?«
    »Nein. Lucy hat Abra auf den Schoß genommen und ihr gesagt, sie soll nachts nicht mehr spielen, weil wir sonst nicht schlafen könnten. Und das war das Ende des Ganzen.« David machte eine nachdenkliche Pause. » Fast das Ende. Einmal, etwa drei Wochen später, haben wir die Musik wieder gehört, aber ganz leise, und diesmal kam sie aus unserer Etage. Aus Abras Zimmer.«
    »Sie hat es für sich gespielt«, sagte Concetta. »Sie ist aufgewacht … konnte nicht gleich wieder einschlafen … und da hat sie sich ein kleines Wiegenlied vorgespielt.«
    6
    An einem Montagnachmittag, fast genau ein Jahr nach dem Einsturz der Zwillingstürme, war Abra – die inzwischen laufen konnte und in deren ständigem Geplapper allmählich erkennbare Wörter auftauchten – zur Haustür getapst, wo sie sich zu Boden plumpsen ließ und mit ihrer Lieblingspuppe auf dem Schoß sitzen blieb.
    » Was willst du denn da, Schatz?«, fragte Lucy. Sie saß am Klavier und spielte einen Ragtime von Scott Joplin.
    »Dada!«, verkündete Abra.
    »Liebling, Dada kommt erst nach dem Abendessen heim«, sagte Lucy, aber eine Viertelstunde später bog Daves Acura in die Einfahrt ein, und Dave stieg samt seiner Aktentasche aus. In dem Gebäude, in dem er montags, mittwochs und freitags unterrichtete, hatte es einen Wasserrohrbruch gegeben, und alle Kurse waren abgesagt worden.
    »Lucy hat mir davon erzählt«, sagte Concetta zu John Dalton. »Und von dem Schreikrampf am 11. September und dem Phantomklavier wusste ich natürlich schon. Ein, zwei Wochen später kam ich zu Besuch. Ich hatte Lucy gesagt, sie soll Abra nichts davon verraten, aber die wusste trotzdem Bescheid. Zehn Minuten vor meiner Ankunft hat sie sich an der Haustür postiert. Als Lucy fragte, wer da kommt, hat Abra ›Momo‹ geantwortet.«
    »So was passiert oft«, sagte David. »Nicht jedes Mal wenn jemand kommt, aber wenn es jemand ist, den sie kennt und mag … fast immer.«
    Im späten Frühling 2003 fand Lucy ihre Tochter im Schlafzimmer. Abra zerrte an der zweiten Schublade von Lucys Frisierkommode.
    »Gell!«, sagte sie zu ihrer Mutter. »Gell, gell!«
    »Ich versteh nicht, was du meinst, Liebling«, sagte Lucy. »Aber wenn du willst, kannst du gern in die Schublade schauen. Da ist bloß alte Unterwäsche und übrig gebliebener Kosmetikkram drin.«
    Abra hatte jedoch offenbar gar kein Interesse an der Schublade, denn als Lucy diese herauszog, um ihr den Inhalt zu zeigen, schaute sie nicht einmal hinein.
    »Hin! Gell!« Sie holte tief Luft. »Gell hin, Mama!«
    Ganz fließend sprachen Eltern die Babysprache nie – dazu war nicht genug Zeit –, aber die meisten erwarben gewisse Kenntnisse darin, weshalb Lucy schließlich begriff, dass ihre Tochter sich nicht für den Inhalt der Frisierkommode interessierte, sondern für etwas dahinter.
    Neugierig zog sie das Möbel ein Stück weit

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