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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kirchenchor singe.«
    » Was ist denn da Ihr Lieblingslied?«, fragte Dan. »›Weißt du, wie viel Sternlein stehen?‹«
    »Na schön«, hatte sie gesagt und ihre spezielle Version eines Lächelns aufgesetzt. »Räumen Sie das Zimmer aus. Ziehen Sie ein. Lassen Sie sich einen Kabelanschluss legen, stellen Sie einen Hi-Fi-Turm auf, bauen Sie sich ’ne Bar ein. Ist mir doch scheißegal, schließlich bin ich bloß die Chefin.«
    »Danke. Mrs. C.«
    »Ach, und vergessen Sie das elektrische Heizgerät nicht, ja? Vielleicht finden Sie auf dem Sperrmüll eines mit einem schön ausgefransten Kabel. Wenn dieser verfluchte Kasten in einer kalten Februarnacht niederbrennt, kann man hier endlich ein Backsteinmonstrum hochziehen, das zu den beiden Scheußlichkeiten links und rechts passt.«
    Dan stand auf und hob den Handrücken an die Stirn zu einem nicht ganz korrekten britischen Salut. »Zu Diensten, Boss.«
    Sie scheuchte ihn mit einer Handbewegung fort. »Raus hier, bevor ich es mir anders überlege, Doc!«
    8
    Er besorgte sich tatsächlich ein Heizgerät, aber das Kabel war nicht ausgefranst, und das Ding schaltete sich sofort selbsttätig ab, wenn es umfiel. Was den Sommer anging, war es illusorisch, im Turmzimmer eine Klimaanlage zu installieren, aber er stellte zwei Ventilatoren von Walmart in die offenen Fenster, sodass ein angenehmer Durchzug entstand. An Sommertagen wurde es trotzdem richtig heiß, doch tagsüber war Dan fast nie dort oben. Und in den Sommernächten kühlte es in New Hampshire normalerweise deutlich ab.
    Der meiste Kram, den man im Raum aufbewahrt hatte, war reif für die Müllabfuhr, aber Dan behielt eine große, altmodische Schultafel, die an der Wand gelehnt hatte. Offenbar war sie dort mindestens fünfzig Jahre lang hinter einem Schrott haufen aus antiken Schwerverwundetenrollstühlen verborgen gewesen. Die Tafel war nützlich. Dan notierte darauf die Hospizpatienten und ihre Zimmernummern. Starb jemand, löschte er den Namen, kam jemand Neues, schrieb er ihn dazu. Im Frühling 2004 standen zweiunddreißig Namen auf der Tafel. Zehn waren in Rivington eins und zwölf in Rivington zwei – das waren die hässlichen Backsteinbauten zu beiden Seiten der viktorianischen Villa, in der die berühmte Helen Rivington früher gelebt und unter dem aufregenden Namen Jeannette Montparsse spannende Liebesromane verfasst hatte. Die übrigen Patienten waren in den beiden Stockwerken unterhalb von Dans engem, aber zweckdienlichem Turm-Apartment untergebracht.
    » War Mrs. Rivington noch für etwas anderes berühmt als für ihre Kitschromane?«, hatte Dan sich bei Claudette Albertson erkundigt, kurz nachdem er im Hospiz angefangen hatte. Die beiden hatten im Raucherzimmer gesessen, um ihrer schlechten Angewohnheit zu frönen. Claudette, eine immer gut aufgelegte afroamerikanische Krankenschwester mit den Schultern eines Footballspielers, hatte den Kopf in den Nacken geworfen und gelacht.
    »Und ob! Dafür, dass sie dieser Stadt eine Wagenladung Geld hinterlassen hat, mein Lieber! Und für die Stiftung dieses Hauses natürlich. Sie dachte, alte Leute sollten einen Ort haben, an dem sie in Würde sterben können.«
    Und im Rivington taten das die meisten. Dan – assistiert von Azzie – trug inzwischen sein Teil dazu bei. Er glaubte, seine Berufung gefunden zu haben. Im Hospiz fühlte er sich nun zu Hause.
    9
    Am Morgen von Abras Geburtstagsparty stieg Dan aus dem Bett und sah, dass sämtliche Namen von seiner Tafel gewischt worden waren. Wo sie gestanden hatten, befand sich in großen, ungelenken Buchstaben ein einziges Wort:
    hAll J
    Lange saß Dan in seiner Unterwäsche auf der Bettkante und tat nichts anderes, als die Tafel zu betrachten. Dann stand er auf, legte eine Hand auf die Buchstaben und verschmierte sie ein bisschen in der Hoffnung, eine Verbindung herzustellen. Wenigstens ein kleines Funkeln. Nach einer Weile nahm er die Hand weg und rieb sich den Kreidestaub auf seinen nackten Oberschenkel.
    »Selber hallo«, sagte er … und dann: »Sag mal, heißt du vielleicht Abra?«
    Nichts. Er schlüpfte in seinen Bademantel, nahm Seife und Handtuch und ging hinunter in die Personaldusche auf der ersten Etage. Als er zurückkam, nahm er den Schwamm, den er zusammen mit der Tafel gefunden hatte, und begann das Wort wegzuwischen. Als er zur Hälfte damit fertig war, kam ihm ein Gedanke
    (Daddy sagt wir kriegen Luftballons)
    und er hielt inne, um auf Weiteres zu warten. Es kam jedoch nichts, weshalb er den Rest

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