Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)
sicher. Alles wird gut.«
Lügen waren unlogisch! Und doch beruhigte sich das kleine Mädchen ein wenig. Es gab wohl doch eine Wahrheit, die tiefer ging als Fakten. Eine tiefer gehende Kommunikation, eine tiefe menschliche Wahrheit, die sie beide erkannten. Casey und sie waren Verlorene in einem Universum, das sie jeden Moment töten konnte, aber wenigstens hatten sie einander.
Zoe drückte auf einen Knopf, der den Kollisionsalarm ausschaltete. Es wurde still. Draußen herrschte Chaos, aber in diesem Wrack mit seinem Geruch nach neuen Teppichen und dem Summen der elektronischen Ventilatoren und Luftpumpen herrschte Ordnung. Casey hörte auf zu weinen, wimmerte nur noch leise.
Der Eisbrocken traf sie mit der Gewalt einer riesigen Faust. Casey und Zoe wurden gegen eine Wand geschleudert und prallten von ihr ab.
Zoe erkannte sofort, dass der Brocken sie nur gestreift haben konnte, denn sie lebte noch. Das alte Mars-Shuttle hatte gehalten. Doch die Schwerkraft verschwand, und sie und Casey schwebten nun über dem Boden. Der Aufprall hatte das Wrack wohl vom Rest des Rads getrennt und ins All geworfen.
Es wurde schlimmer. Die Monitore und Sensoranzeigen flackerten und zeigten nur noch ein nutzloses blaues Hintergrundbild. Die Stimmen aus den Lautsprechern erstarben. Die Lichter gingen aus. Einen Herzschlag lang schwebten sie in völliger Dunkelheit, dann schaltete sich die schwachrote Notbeleuchtung ein. Die Pumpen des Luftreinigungssystems ratterten kurz und erstarben.
Noch hatten sie genug Atemluft. Sie waren blind, die Kommunikationssysteme und Sensoren des Schiffs waren ausgefallen. Sie waren hilflos. Aber sie lebten, schwebten lebendig in der Luft. Das kleine Mädchen klammerte sich an Zoes Brust. Das Schiff rotierte langsam um sie herum, eine Bewegung, die der Aufprall ausgelöst hatte.
Casey zeigte auf einen Punkt über Zoes Schulter. »Oo.«
Zoe drehte den Kopf und sah die blaue Stoffpuppe, die sich in der Kabinenluft langsam drehte.
Als die Mondbeben begannen, hielten sich Jamie, Sam, Dai und Sanjay immer noch an den Rändern des Neutrinodetektors auf. Sie waren dort geblieben, um sich um mögliche Lecks oder Fehlfunktionen zu kümmern.
Jamie spürte die gewaltigen Erschütterungen. Wände erbebten, und aus der Ferne drangen Geräusche an seine Ohren, die in der dünnen Luft der Schächte wie Donnerschläge klangen. Dieser Mond, der eigentlich nur ein großer und von Tunneln und Schächten durchzogener Eisklumpen war, erschien Jamie auf einmal sehr fragil. Als könne er jeden Moment über ihm einstürzen. Und dabei war diese verdammte Z-Bombe, von der Luis Reyes erzählt hatte, noch nicht einmal explodiert.
Wie durch ein Wunder funktionierte der Detektor des Doktors noch. Die dünne Eisdecke hielt, die Flüssigkeit schwappte darunter von einer Seite zur anderen.
Sam erholte sich als erster der vier. »Schließt eure Hautanzüge! Es wird Risse geben, und die Luft könnte entweichen. Wir sollten zusammen bleiben. Kommt zu mir.«
»Gute Idee.« Jamie lief durch bebende Tunnel, vorbei an aufbrechenden Wänden und langsam fallenden Eisklumpen. Er schloss seinen Hautanzug, während er lief. »Braucht irgendwer Hilfe?«, rief er. »Sanjay, Dai …«
»Alles okay.«
»Bei mir auch.«
Vor Jamie brach langsam das Eis aus der Decke und drohte den Tunnel zu versperren. Er kannte keinen anderen Weg, wusste noch nicht einmal,
ob
es einen anderen gab, also warf er sich nach vorn, glitt unter den fallenden, tonnenschweren Eisbrocken hindurch und zog die Beine an. Sekunden später schloss sich der Tunnel hinter ihm wie ein gewaltiges Maul.
Jamie kam schwer atmend hoch. Vor ihm, in einem kurzen Gang, standen Sam und die anderen.
»Nicht schlecht, Opa.«
Einen Moment lang blieben sie mit geweiteten Augen stehen und legten sich gegenseitig die Hände auf die Schultern. Wie Soldaten vor Beginn einer Schlacht, fand Jamie.
»Was ist hier eigentlich los?«, fragte Dai. »Empfängt einer von euch Funksignale?«
Alle schüttelten den Kopf.
»Und diese Beben«, sagte Sanjay. »Als ob der ganze Mond zuckt.«
»Wir müssen hier raus«, entschied Jamie.
Sam nickte. »Richtig. Aber wie? Sieh mal.« Er zeigte auf den Nebenschacht, durch den sie gekommen waren. Eismassen versperrten ihn.
Jamie dachte angestrengt nach. »Diesen Weg können wir also nich’ nehmen. Aber wenn sich ein Schacht schließt, muss sich ein anderer öffnen. Stimmt doch, aye?« Er war sich nicht sicher, ob das so zutraf. Was wusste er schon von
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