Doener, Machos und Migranten
Wahrnehmungs- und Differenzierungsleistungen, im sprachlichen Handeln, in der Entwicklung von Lernstrategien, in der Aneignung von Bildungsinhalten, in den Transferleistungen, in der Aufmerksamkeit, in der Motivation, im sozialen Handeln und im Aufbau eines Selbstwertgefühls und einer realistischen Selbsteinschätzung.
Hat eine Schule ein Kind für das AO-SF gemeldet, wird in Zusammenarbeit mit dieser Schule und einer Lehrkraft der Förderschule die Notwendigkeit und Form des sonderpädagogischen Förderbedarfs untersucht. Neben Leistungsüberprüfungen in den Hauptfächern findet auch ein Intelligenztest statt, der zwingend vorgeschrieben ist. Um ein genaues Bild über mögliche Ursachen des Lern- und Leistungsversagens in der Regelschule zu bekommen, führt das Gesundheitsamt zudem eine medizinische Untersuchung des betreffenden Kindes durch. Wenn sich nach Abschluss dieser umfangreichen Überprüfungen herausstellt, dass besonderer Förderbedarf besteht, entscheidet die Schulaufsicht über den geeigneten Förderort, sprich die Schule, die das Kind fortan besuchen soll.
Jedes Jahr müssen die Klassenlehrer den sonderpädagogischen Förderbedarf der Schülerinnen und Schüler neu überprüfen. Stellt sich dabei heraus, dass vermutlich auf einen weiteren Besuch der Förderschule verzichtet werden kann, ist es möglich, das Kind probeweise auf eine Regelschule zu überweisen.
Der Typ der Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, an dem ich unterrichte, ist eine Regelschulform im Primar- undSekundarbereich I. Sie kann die Schuljahrgänge 1 bis 10 umfassen. In der 10. Klasse können die Schülerinnen und Schüler bei entsprechenden Leistungen den regulären Hauptschulabschluss nach Klasse 9 erwerben.
Nach einem kurzen Informationsgespräch mit meinem Schulleiter wurde mir die Klassenleitung für eine 4. Klasse übertragen. Nach den Sommerferien sollte ich Klassenlehrerin für 14 Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher nationaler Herkunft sein. Im ersten Moment fühlte ich mich – wie vermutlich jede Junglehrerin und jeder Junglehrer – überfordert. Von einem auf den anderen Tag sollte ich nicht nur viele Nebenfächer, die ich nicht studiert hatte, unterrichten, sondern war auch noch für die Klassenverwaltung zuständig – eine Aufgabe, die gerne unterschätzt wird. Die Schulen orientieren sich in allen Klassenstufen am Klassenlehrerprinzip. Dieses Prinzip sorgt für eine tragfähige und intensive Beziehung zwischen dem Lehrer und den einzelnen Schülern seiner Klasse. Der Klassenlehrer lernt im Laufe der Zeit den familiären Hintergrund der Schüler kennen und kommt mit jenen in Kontakt, die an der Erziehung des Kindes beteiligt sind. Es lastet also ein hohes Maß an Verantwortung auf dem Klassenlehrer bzw. der Klassenlehrerin, und das verursachte mir im ersten Moment leichtes Magengrummeln.
Trotz aller anfänglichen Nervosität gefiel mir die Schule auf Anhieb. Durch zwei meiner Lehramtsanwärterkolleginnen war sie mir bereits vom Hörensagen bekannt. Beide hatten an dieser Schule ihren Vorbereitungsdienst absolviert und konnten mich zumindest in einer Hinsicht beruhigen: Das Kollegium sei sehr nett. Ein nicht unwesentlicher Aspekt, denn schließlich bekam ich es ja nicht nur mit neuen Kindern, sondern auch mit neuen Arbeitskollegen zu tun. Bekanntlich verbringt man sein halbes Leben im Beruf, sodass es vonVorteil ist, wenn das kollegiale Umfeld angenehm ist. Zudem kursiert an Gelsenkirchener Schulen der bedeutungsschwere Satz: «Einmal Gelsenkirchen, immer Gelsenkirchen.» Damit ist nicht die anscheinend immerwährende Liebe zu dem heimischen Fußballklub gemeint, sondern die Tatsache, dass eine Versetzung in eine andere Stadt nur unter bestimmten Umständen möglich ist.
Neben dem einstöckigen Hauptgebäude verfügt unsere Schule über einen ebenerdigen Anbau, der über den Schulhof erreichbar ist. Es gibt eine eigene Sporthalle und zwei Schulhöfe, deren Nutzung in der ersten Hofpause nach Unterstufe und Mittel-/Oberstufe getrennt ist. Die Klassenräume der Unterstufe befinden sich auf dem Gelände des Unterstufenschulhofs.
Der Unterricht beginnt täglich um 8.05 Uhr mit einem Unterrichtsblock von 90 Minuten Länge. Ab 9.35 Uhr haben die Klassen 5 bis 10 Minuten Frühstückspause. Die Unterstufe erhält zusätzlich Bewegungsangebote auf dem kleinen Schulhof. Spielgeräte (Roller, Bälle, Hüpfbälle, Bobbycars, Tretroller) werden von älteren Schülern gegen Schülerausweise an die
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