Doener, Machos und Migranten
Gespräch in die Schule bestellt.
Im Trainingsraum finden äußerst wichtige Lernprozesse statt: Schüler lernen, in eigener Verantwortung ihr Verhalten zu steuern und sich rücksichtsvoll zu verhalten. Das sind sogenannte Schlüsselqualifikationen, mit denen die Schüler im Hinblick auf die zukünftige Lebensbewältigung ausgestattet werden sollten.
In der Förderschule werden bei der Ausgestaltung der Unterrichtsprojekte sowie des Klassenunterrichts teilweise andere Unterrichtsgrundsätze berücksichtigt als in der Regelschule.
Lebensbedeutsamkeit: Bei der Auswahl der Lerninhalte steht deren Bedeutung für das gegenwärtige und zukünftige Leben der Schüler und Schülerinnen in Familie, Freizeit, Arbeit, Wirtschaft und Öffentlichkeit im Mittelpunkt. Wir sprechen im Unterricht also nicht über Skifahrten oder abstrakte Lerninhalte, sondern über lebensnahe Themen. Im Deutschunterricht suche ich Lektüren aus, die sich beispielsweise mit dem Internet oder Chatrooms befassen oder sich um Kinder drehen, die Probleme mit ihren Eltern haben.
Schülerorientierung: Der Unterricht soll das Interesse der Schüler und Schülerinnen an lebensbedeutsamen Inhalten und Zielen wecken und erhalten. Entsprechend muss er an die Bedürfnisse und Interessen der Schüler anknüpfen sowie ihrer Leistungsfähigkeit gerecht werden. Also keine abstrakten mathematischen Operationen, sondern «Rechnungen ausdem Alltag»: «Wie kann ich mir von 100 Euro alle notwendigen Lebensmittel für eine Woche kaufen? Was ist sinnvoll, was verzichtbar? Wo bekomme ich es besonders günstig?» So macht es auch wenig Sinn, im Mathematikunterricht Fahrradstrecken zu berechnen, wenn die meisten Kinder noch nicht einmal Fahrräder besitzen.
Problembezogenheit: Immer wieder werden unsere Schüler mit Situationen konfrontiert, in denen sie alltägliche Probleme als solche erkennen und untersuchen sollen. Ziel ist es, verschiedene Lösungswege zu finden und daraus den geeigneten Weg auszuwählen. Zudem soll das genaue Vorgehen geplant werden. Anschließend wird überprüft, ob der Lösungsweg der Aufgabe angemessen war oder ob in Zukunft doch ein anderer gesucht werden soll.
Bewegung: Die Einbeziehung von Bewegung in den Unterricht entspricht dem Bewegungsbedürfnis der Schüler und Schülerinnen der Förderschule in ganz besonderem Maße. Sie löst Spannungen, erleichtert das Arbeiten und unterstützt das Einprägen vieler Lerninhalte. Beispielsweise arbeiten meine Schüler im Mathematikunterricht häufig an einem sogenannten Lernbüffet. Hilfestellungen sind in der Klasse versteckt, sodass die Schüler sie suchen müssen und in Bewegung sind.
Ritualisierung: Der Unterricht bietet durch klare Regeln und regelmäßig wiederkehrende Handlungen (Morgenkreis, Abschlusslieder, Arbeiten im Stuhlkreis, Bewegungspausen) den Schülern Sicherheit und Orientierung. Das vermindert Ängste und erleichtert das Lernen.
Handlungsorientierung: Das Lernen durch Handeln kommt der Lernweise unserer Schüler und Schülerinnen ganzbesonders entgegen. In dem sie Unterrichtsinhalte praktisch anwenden bzw. einsetzen können, gelingt es gerade den lernbehinderten Schülern, Zusammenhänge besser zu verstehen und das Gelernte zu behalten. Es ist ja nichts Abstraktes, sondern anwendbar und nützlich.
Rhythmisierung: Dem natürlichen Lernrhythmus des Menschen entspricht ein steter Wechsel von Spannung und Entspannung, wobei eine Entspannung naturgemäß nur nach einer Anspannung möglich ist. Da die Förderschule für Lernen aufgrund des durchgängigen Klassenlehrerprinzips weniger starren Lernzeiten unterworfen ist als andere Schulformen, bieten sich hier besonders günstige Voraussetzungen, dem natürlichen Lernrhythmus der Schülerinnen und Schüler durch entsprechende Unterrichtsgestaltung entgegenzukommen. So können wir uns erlauben, eine ganze Woche lang an einem Schreibprojekt zu arbeiten, da kein Biologie- oder Erdkundelehrer an die Tür klopft, um seine Stunden abzuhalten. Wenn ich merke, dass ein Projekt meine Schüler ausnahmsweise einmal interessiert, kann ich flexibel reagieren und länger als geplant daran arbeiten.
Selbsttätigkeit: Das Lernen in Sinnzusammenhängen ermöglicht vielfältige Erfahrungen. Auch diesem Erfordernis kommt das Klassenlehrerprinzip entgegen, das problemlos fächerübergreifenden Unterricht ermöglicht. Die Schüler können Fertigkeiten in ihren natürlichen Sinnzusammenhängen einsetzen und erfahren und so einüben. Wenn
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