Dönerröschen
ich dir meine Handynummer geben?«, rief ich ihnen nach.
Danis drehte sich um. »Spinnst du?«, rief er. »Du kannst doch nicht ein türkisches Mädchen so plump anbaggern! Wir sind hier in keinem Swingerclub, Mann!«
»Ich wollte deine Nummer, Danis!«
»Schade!«, sagte Sibel und lachte wieder. Hmm … wie gesagt ging mir die Frau schon gewaltig auf die Milz, aber lachen konnte sie, das musste ich zugeben. Danis und ich tauschten unsere Handynummern aus.
Ich guckte ihnen nach. Das Schwarz ihres Adidas-Anzugs harmonierte mit der untergehenden Sonne und kündigte die bald anbrechende Nacht an.
Zu Hause herrschte an dem Abend voll der Frieden. Dok hockte gesund und ohne eine einzige frische Schramme im Gesicht in der Küche. »Und, was hast du reparieren wollen?«, fragte er, als er die Kratzer in meinem Gesicht sah.
»Bin in einen Busch reingefahren«, sagte ich.
Auch Napoleon konnte noch gut hüpfen. Die erste Tandemfahrt war bei den beiden krass gut ausgegangen. Besser als bei mir auf jeden Fall. Jetzt waren wir in eine neue Familien-Phase eingetreten: Papa bastelte und ich musste dafür büßen. »Wieso hast du Napoleon mitgenommen?«, fragte ich ihn.
»Na, ich wollte für Anne ihre Lieblingsschokotorte vom Kuchenparadies in Perlach holen. Damit sie sich von dem Schock mit der Satellitenschüssel und dem kleinen Emre erholte. Meinst du, Napoleon lässt mich allein Kuchen holen?«
»Da hast du recht!«, sagte ich. Vielleicht hätte ich ihn doch nach meiner Krankheit damals fragen sollen. Was hatte er am Nachmittag zu Anne gesagt? »Mit dem Mädchen muss es gar nichts zu tun haben.« Mit welchem Mädchen? Fuck! Ich zockte noch ein bissl in meinem Zimmer und ging schlafen.
Glücksfische
»Wo gehst du hin?«, fragte Anne am Donnerstag.
»Schnauze zeigt mir den ZOO hier«, sagte ich.
»In Neuperlach gibt es doch keinen ZOO !«
»Vielleicht hat Schnauze den echten Münchner ZOO in Hellabrunn gemeint«, sagte ich.
Anne strahlte auf wie ein Feuerwerk. »Du gehst in den Tiergarten? Das ist schön! Und ich habe schon gedacht, wir haben dich an den Computer verloren. Das freut mich, dass du dich für Tiere interessierst und deine Ferien nicht nur mit Computerspielen und im Einkaufszentrum verschwendest. Als wir jung waren, haben wir nur im Wald getobt, Blinde Kuh gespielt …«
»Noch mit sechzehn?«
»Eeeh … das spielt jetzt keine Rolle. Mich freut es nur, dass Guido einen wirklich guten Einfluss auf dich hat. Ich möchte nicht, dass du hier zwischen den ganzen Türken verwilderst. Einen solchen Freund wie Guido hast du wirklich gebraucht. Der sich für Tiere interessiert. Nur sollst du ihn nicht Schnauze nennen. Das finde ich nicht schön. Brauchst du Geld?«
Schnauze winkte mir von der Treppe über dem großen PEP -Eingang zu. »Hey, Schnauze! Anne meint, ich soll Guido zu dir sagen«, sagte ich.
»Dann bisdu tot, Mann!«, sagte Schnauze. »Du guckst voll wie Zombie! Sorgen?«
»Familiengeheimnisse«, sagte ich. »Fahren wir in den ZOO nach Hellabrunn?«
»Was willsdu Hellabrunn, Alta? Wir haben Neuperlach super ZOO .« Schnauze führte mich durchs PEP und weiter nach links um den Gebäudekomplex herum. Der ZOO stand gleich hinter der Apotheke: ZOO -Fachhandlung. Hätte ich mir gleich denken können. Mann, irgendwie wurde ich in Neuperlach permanent verarscht. Von türkischen Mädels, von Schnauze, von meinen Alten … Ey, egal!
Der Verkäufer am Eingang schaute uns an, als ob er ein Bulle wäre und Schnauze und ich die Bankräuber. »Mein Papa ist hier Nachtwächter«, wollte ich ihm sagen, wir klauen nicht. Ich behielt es aber besser für mich.
»Geil, was?« Schnauze führte mich von Aquarium zu Aquarium. »Mal hat Typ in so Zeitung so Artikel über Aquariumsfische gebracht. Danach wollte jeder zu Hause Aquarium haben, Mann. Das läuft auch heute so. Etwas kommt in Zeitung und jeder will’s haben.«
»Mann! Du kennst dich super aus«, sagte ich.
»Kommt alles von Glotze«, sagte Schnauze. »Siehsdu Goldfisch dort?« Schnauze zeigte auf ein Aquarium mit einem goldorangenen Fisch darin. »Goldfisch is’ das älteste Haustier, das voll gezüchtet wurde und überhaupt nicht nützlich is’.«
Ich staunte weiter über seine Kenntnisse. »Ein Goldfisch bringt Glück«, sagte ich. »Ist das nicht nützlich genug?« Schnauze starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.
»Du hast recht, Alta«, sagte er. »Goldfisch is’ ganz neu hier. Hey! Aquarium is’ nichmal zugedeckt. Glücksfisch kann
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