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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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Muslimas nervös. Um mich zu beruhigen, schob ich mir eine Pommes nach der anderen in den Mund und las dabei die McDonald’s-Speisekarte auf den Schildern über der Theke – spannend! Wo steckte Natascha mit meinem McRib, verdammt?
    »Lass dir schmecken, Alta!«, sagte Schnauze hinter mir und kicherte.
    Die Russin tauchte auf und legte auf mein Tablett eine Packung ChickenMcNuggets. He? Was sollte das? Ich wollte doch einen McRib! Die Russin stellte ein Fanta dazu, obwohl ich Cola bestellt hatte, und sagte zu mir: »Was war das bei dir noch mal?« Ich glotzte nur. Scheißeee!
    Sibel schob mich zur Seite und packte das Tablett, von dem ich schon die halbe Pommespackung verdrückt hatte. »Dein Mundraub in der NORDSEE konnte vielleicht noch ein Missverständnis gewesen sein«, sagte sie zu mir, »aber jetzt vergreifst du dich auch noch an meinen Pommes, Mensch! Kriegst du zu Hause nichts zu essen, oder was?« Blöd! Sie waren doch noch nicht fertig mit dem Essen! Sibel hatte auf ihre Nuggets gewartet und ich fresse ihr die Pommes weg, ich Idiot. Erst jetzt bemerkte ich, dass Danis’ Schwester Selma die ganze Zeit ihr Tablett in der Hand gehalten hat. Mann! Konnte ich nicht richtig gucken und ein bissl überlegen?
    »Auuuh!« Ein Wolf? Vor Schreck drehte ich mich um. Aber da heulte nur Schnauze vor Lachen. »Alta, ich wollte dir schon sagen, dass das nicht deine Pommes sind, aber dir hat’s so geschmeckt … komm, ich lade dich ein.«
    Klar wollte ich mich nicht zu den zwei Suleikas hocken, hatte heute echt genug von ihnen, doch Schnauze steuerte mit seinem Tablett direkt auf sie zu. Was konnte ich tun?
    »Sorry«, sagte ich zu Sibel, als ich mich an ihren Tisch hockte. »Das war echt keine Absicht mit den Pommes.«
    »Klar!«, sagte sie. »Du wolltest die Pommes nur testen, ob sie vergiftet sind, oder? Und mir das Leben retten, hi, hi, hi.« Ey! Die war echt bescheuert. Plötzlich stutzte sie. »Selma«, sagte sie. »Ich hab’s doch glatt vergessen.« Jetzt musste ich mich rächen, keine Frage.
    »Das Kopftuch, meinst du?«, sagte ich. Boah! Die Rache war süß.
    »Idiot!«, sagte Sibel. Aha! Manchmal bist du auch nicht so schlagfertig, Mädchen! Sie drehte sich zu Selma. »Was macht dein Bruder?«
    »Mein Bruder?«, tat Selma erstaunt. Aber nicht nur sie stutzte, Schnauze genauso.
    »Selmas Bruder?«, fragte er.
    Sibel starrte Schnauze an. »Na, Selmas Bruder Danis!«, sagte Sibel und lächelte ihn an. Dieses Luder!
    »Ach, ja, Danis!«, murmelte Schnauze verwirrt. »Selmas Bruder! Klar!« Dieser Verräter!
    Ich war der endlosen Verarsche endgültig satt. Durch McDonald’s schmetterten Schlachtposaunen. Ich stand auf. »Ich weiß, dass Danis dein Bruder ist«, sagte ich zu Sibel. »So blöd bin ich gar nicht.« Ich drehte mich zu Schnauze um: »Und du kannst mich auch am Arsch lecken, du Freund, du!« Schnurstracks marschierte ich nach draußen. Wenn sich dein Freund an Spielchen beteiligt, die irgendwelche Schnepfen mit dir spielen, ist er nicht mehr dein Freund, oder?
    Über die Kreuzung vorm Neuperlacher Krankenhaus liefen Händchen haltend Emre und seine Mutter im Kopftuch. Emre ausstaffiert wie für die Heilige Kommunion. Hatten die Türken auch so was? Emre guckte demonstrativ an mir vorbei und versuchte Mamas Hand loszulassen. Sie hielt ihn aber fest. Auch Gangstas haben ihre Mamas. Die Welt ist eine endlose Verarsche.

    In unserem Flur stand Anne mit dem Staubsauger. Der Boden voll von Schutt. »Ist hier ein Flugzeug reingerauscht?«, fragte ich.
    »Nö!«, sagte Anne. »Dein Vater wollte meinen neuen Spiegel aufhängen. Sie zeigte zur Wand neben der Wohnungstür, die mit lauter Löchern bedeckt war. Drunter lagen die Spiegelscherben. »Sieben Jahre Unglück!«
    »Wir müssen einen zweiten Spiegel kaputt schlagen«, sagte ich. »Das hebt das Unglück auf.«
    »Ich komme!«, rief Papa aus seinem Zimmer.
    »Wer hat dir diesen Unsinn erzählt?«, fragte Anne.
    »Das hat ein Typ Facebook geschrieben.«
    »Ein Typ Facebook geschrieben?« Anne seufzte. »Langsam verlernst du hier Deutsch. Wir hätten nie nach Neuperlach ziehen sollen … Oh, Gott! Ich muss einen Schnaps trinken. Sonst werde ich ohnmächtig.« Sie verzog sich in die Küche.
    Dok kam aus seinem Zimmer. Alle seine Fingerkuppen mit Mullbinde umwickelt. »Es gibt keine Pflaster hier!«, sagte er unter der Wucht meines Blicks.
    Doch ich starrte nicht seine Fingerkuppen an. Bis auf die Mullbinde war Dok nackt. Auch das war aber nicht ungewöhnlich.

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