Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
Vom Netzwerk:
jeder klauen.« Auch er hatte recht: Da stand ein kleines offenes Aquarium mit einem einzigen Fisch darin.
    »So wie der Verkäufer am Ausgang aufpasst, kannst du hier keinen Fisch klauen«, sagte ich.
    Schnauze lachte. »Alles kannst du klauen, Alta! Wenn du hast richtige Methode.«
    »Quatsch!«
    »Meinsdu, ich kann so krass mickrigen Scheißgoldfisch nicht klauen so?«
    »Sicher nicht«, sagte ich. »Aber lass mal. Ich mag kein Klauen in Geschäften.«
    »Ich auch nicht«, sagte Schnauze. Aba Fisch kannsdu nicht klauen, Alta. Fisch is’ so wie Mensch so, Fisch gehört niemand.«
    »Ja, willst du hier mit ’ner Plastiktüte voll Wasser und mit dem Goldfisch darin rausmarschieren?«
    »Ich brauch nicht Plastiktüte, Mann«, sagte Schnauze. »Hasdu nicht gesehen Ein Fisch namens Wanda ?« Er griff ins Wasser, holte den Goldfisch heraus und steckte ihn sich in den Mund. Ja, das gibt’s doch nicht!
    »Heha!« Schnauze hatte wohl »Gehma!« sagen wollen, hielt aber die Lippen fest verschlossen, sodass nur ein Brummen aus ihm kam. Er drehte sich um und schlenderte mit dem Fisch im Mund zum Ausgang. Ach, du dickes Ding! War ich jetzt ein Verbrecher? Ich trottete ihm nach. Der Verkäufer am Eingang beachtete uns gar nicht. Draußen grinste mich Schnauze weiter mit geschlossenen Lippen an. Und dann … dann machte er den Mund weit auf. Scheißeee! Sein Mund war leer! »Fuck, Mann! Du hast den Goldfisch gefressen!«
    »Nee!«, sagte Schnauze. »Goldfische frisst man nicht, Alta. Hast selber gesagt: Goldfische bringen Glück, Goldfische können Wünsche erfüllen. Komm!« Er trottete zurück ins Geschäft. Heftigst verwirrt lief ich ihm nach. In dem kleinen Aquarium, das jetzt eigentlich leer sein sollte, schwamm der gefressene Goldfisch. Irgendein Magnet zog mir die Augen aus den Augenhöhlen. Ich glotzte wie ein Eskimo auf ein Nilpferd.
    »Nur Trick, weißdu«, sagte Schnauze. »Das Leben is’ Tricksen. Jeder Hauptschüler weiß das.«
    »Krass!« Ich drehte mich wieder zur Tür. Hey? Gingen da draußen nicht Sibel mit Selma, der Schwester von Danis? Jetzt durften wir nicht raus. War nicht bereit, wieder irgendeine Show abzuziehen. Die Schnalle brachte mir eindeutig Pech. Quatsch! Das waren sicher andere Mädels. Jetzt träumte ich schon tagsüber von türkischen Perlhühnern. He, he, he … Schnauze hatte mich ganz derb durcheinandergebracht. Plötzlich ahnte ich, dass sich in Neuperlach mein Leben brutal ändern würde. Hier konnte ich wohl nicht mehr die faule Kugel schieben wie noch vor ein paar Wochen in Oberhaching. Etwas ahnte ich also schon. Trotzdem habe ich da noch bei Weitem nicht den nötigen Durchblick gehabt. Was Sibel anging schon überhaupt nicht.
    »Weil ihr mich freigelassen habt, kann ich euch zwei Wünsche erfüllen«, sagte eine tiefe Stimme plötzlich. Was? Ging der Irrsinn weiter? Schnauze hatte nichts gesagt. Die Stimme kam eindeutig aus dem Aquarium. He? Konnte der Goldfisch sprechen? Sicher hab ich ein so dämliches Gesicht geschnitten, dass Schnauze laut auflachen musste.
    »Du Arsch!«, sagte ich. »Das warst du! Wo hast du Bauchreden gelernt?« Schnauze lachte weiter. »Und noch dazu auf Hochdeutsch?«
    »Also wie sind eure zwei Wünsche?«, sagte wieder die Stimme. Mann! War Schnauze gut! Überhaupt nicht die Lippen bewegt. Keine Spur! Zirkusreif.
    Ach, was soll’s. Dann spielte ich eben mit. »Ich hab nur einen einzigen Wunsch«, sagte ich. »Ich möchte eine geile Freundin haben, die dann alle meine restlichen Wünsche erfüllen würde.«
    »Ich auch, ich auch!«, piepste Schnauze. Mann, oh, Mann! Der Pieps hatte mir den Rest gegeben. Ich prustete los. Schnauze machte mit und wieherte wie ein Pferd. Wir kugelten uns vor Lachen und rollten auf unseren Bäuchen aus dem Laden. Bis zu vier nackten Mädchenbeinen in Chucks. Sie hingen von einer Bank runter, die gegenüber dem Eingang der Zoo-Handlung stand. Wir hörten auf zu lachen und guckten hoch. Diesmal trug Sibel weiße Shorts. Ohne Marke. Ohne Streifen. Die Shorts waren etwas größer als ihr gelbes bauchfreies Top. Himmel! Mann, oh, Mann! Würde mit diesem komischen Mädchen nie was anfangen können, aber manchmal hatte ich echt Lust, mein Handy zu zücken und sie abzublitzen. Sie sah immer so aus, als würdest du sie zum ersten Mal treffen. Was aber das Verrückte war: Trotzdem hatte ich plötzlich das Gefühl, dass ihr Foto schon in meinem Fotoalbum steckte.
    »Sers, Perlhühner«, sagte Schnauze. Klar laut.
    »Zoo-Handlung?«,

Weitere Kostenlose Bücher