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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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damals echt auf den Mund geküsst? Hatte ich schon mit zehn solchen wilden Sex gehabt? Krass! Jetzt lächelte sie mich so süß an, dass die Beatbox in meiner Brust ein Frühlingslied anschlug. Obwohl schon Sommer war.
    »Fahren wir?«, rief Danis.
    »Bin gleich da«, kreischte Schnauze. Er lief ins Gebüsch, schnürte aber schon auf der Wiese die Gürtelschnur an seinen schwarzen Fußballhosen auf. Die anderen Mädchen guckten Selma an, sie zuckte entschuldigend mit der Schulter. Schnauze hatte die Manieren eines Metzgerhundes. Lena hätte jetzt eher gelacht. Die türkischen Mädchen sahen aber etwas irritiert aus. Samt Bebisch. Aha! Musste bei solchen Sachen aufpassen. Aus dem Gebüsch tauchte Schnauze mit einem Holzschwert auf. »Das hat jemand weggeschmissen!«, rief er und wedelte damit in der Luft wie der wahre Captain Jack Sparrow. Baba kriegte ganz große Augen dabei. Ich spürte nahezu seine Lust, sich das Schwert zu krallen. Mann, oh, Mann! Baba mochte Schwerter. Doch sein Sohn war schneller. »Ihr Deutschen könnt doch mit Schwertern gar nicht umgehen«, sagte Danis und krallte sich das Ding. »Schwerter sind was für Türken.« Schnauze guckte zu Selma.
    »Du brauchst kein Schwert, Baby«, sagte sie. Baba hob die Augenbrauen.
    »Okay!«, sagte Schnauze. »Ich gebe dir mein Schwert, aber wir tauschen die Fahrräder. Ich habe von meinem alten Sattel schon ’nen wunden Hintern.«
    Danis schob sein neues Fahrrad Schnauze zu und setzte sich mit dem Schwert in der Rechten auf Schnauzes Fahrrad. »Wozu hast du das Ding, Dani?«, fragte ich. »Schmeiß es weg! Sonst verletzt du dich noch damit.«
    »Keine Angst, Mann! Mein Urururopa hat mit seinem Schwert fast Wien erobert!«
    »Fast«, sagte Bebisch und fuhr los. Baba neben ihr. Schnauze, Selma und die anderen. Auch Danis trat in die Pedale und stürmte nach vorne, mit dem Schwert weiter in der Luft wedelnd. Noch zehn Minuten später blödelte er damit rum. Bis er sein Schwert aus Versehen zwischen die Speichen seines Vorderrads stieß. WUMM ! Das Rad blieb stehen und der wildgewordene Sattel katapultierte Danis hoch über die Büsche am Wegrand.
    »Halt!«, brüllte ich. Die anderen hielten an. Mann, oh, Mann! Was für ein Flug! Wir befreiten Danis aus dem Busch, in dem er gelandet war. Bebisch hüpfte um ihn herum wie ein verängstigtes Huhn. Hmm … ständig neckte sie ihn, aber plötzlich …
    »Nix passiert«, brummte Danis. »Nur ein bissl geflogen! Scheiße! Schnauze! Dein Radl ist hin!« In Schnauzes Vorderrad war eine saubere »8« reingeschrieben, wie aus einer Rechenfibel.
    »Kein Problem«, sagte Schnauze. »Wollte mir sowieso ein neues kaufen. Kannst du überhaupt weiterfahren?«
    »Das schon«, sagte Danis. »Kann dir aber doch nicht mein Fahrrad wegnehmen, wo ich deins zu Schrott gefahren habe.«
    »Nimm dein Fahrrad ruhig zurück«, sagte Schnauze. »Mit meinem wunden Arsch kann ich sowieso nicht mehr auf dem Sattel sitzen. Ich schiebe das Fahrrad zum Sperrmüll.«
    »Heute ist Sonntag!«
    »Ich lasse das vorm Tor! Heim komme ich mit der U-Bahn.«
    »Danke, Mann!«, sagte Danis.
    »Ich bleibe bei Schnauze«, sagte Selma. Baba hob zum zweiten Mal die Augenbrauen. Bei Baba wusste ich aber irgendwie, dass er bei Selmas Eltern nicht petzen würde. Jemandem wie mir den Schniedel abschneiden, das schon. Petzen aber? Nee! Wir fuhren weiter. Krass! Das Leben war ein Zirkus, nur wusste ich nicht, wer bessere Showeinlagen brachte: Mein Vater? Ich? Baba? Schnauze? Oder Danis? Waren alle Männer so?

    Nach dem Fahrrad-Abenteuer mit Fußball und Schwert spießte unsere Wohnung am Abend langweilig vor sich hin: keine Löcher im Boden, kein Brand im Sicherungskasten, keine kaputten Spiegel. Dok reichte mir in der Küche ein in Geschenkpapier verpacktes Päckchen. »Zum Geburtstag«, sagte er. Anne hob die Augenbrauen.
    »Den hatte ich im April«, sagte ich.
    Dok kratzte sich am Kopf. »Du hast damals nur ein Buch gekriegt. Jetzt gibt’s ein ordentliches Geburtstagsgeschenk.«
    »Heute ist doch Sonntag«, sagte ich. »Wann hast du das gekauft?«
    »Ist schon gestern mit der Post gekommen.«
    »Du solltest nicht unnötig Geld ausgeben«, sagte Anne.
    »Das ist von uns beiden«, sagte Dok.
    Anne wunderte sich. »Von mir auch?«
    »Klar!«
    Ich wog das Päckchen in der Hand. Hmm …. Schwer, wohl keine Socken. Ein Buch? Ich packte es aus. »Papa! Das ist ein iPhone! Das ist jetzt echt kein guter Scherz. Das Ding kostet 700 Euro.« Anne wurde ohnmächtig, aber

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