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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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sie wohl aber auch ein iPhone besaß, hatte ich mich zu der ersten echten Männertat meines Lebens durchgerungen und für sie eine schöne große rote Rose gekauft. Die rote Rose war nicht geizig und malte auch Bebischs Wangen rot. »Josch«, sagte sie. »Du hast mich wieder überrascht!« Mit dem Zeigefinger fuhr sie über einen der Dornen. »Was würdest du machen, wenn ich mich jetzt steche und in einen hundert Jahre langen Schlaf falle?«
    »Hundert Jahre warten und dich dann wachküssen«, sagte ich. Mann, oh, Mann! War ich aber heftigst gut drauf! Cool wie ’ne Eistorte! Hätte aber vielleicht doch nicht das kommende Eisunglück mit solchen Vergleichen herbeirufen sollen.
    Bebisch klatschte mir auf den Hintern. »Dann versüße ich mir jetzt den langen Schlaf.« Sie bestellte Amarena und Erdbeere, ich Karamell und Vanille.
    Wir hockten auf dem niedrigen Geländer am Hachinger Bach, kühlten unsere Zungen am Eis und versuchten, in dem davonfließenden Wasser unsere wahren Wünsche zu finden. »Alles fließt«, sagt Dok. Aber das hat er, glaub ich, von einem griechischen Philosophen. Bebisch stand auf und reichte mir ihr Eis: »Kannst du’s kurz halten?« Sie zog sich die rechte Socke aus und steckte ihren großen Zeh ins Wasser. Dabei bewarf sie die Gegend mit wonnigen Seufzern. Komisches Mädchen. Nur der große Zeh im Wasser reichte ihr zur Abkühlung. Ich würde sicher den ganzen Fuß hineinstecken. Wenn schon, denn schon. Plötzlich rutschte ihr auf dem Ufer stehender Fuß aus, sie verlor das Gleichgewicht, reflexartig fuhr meine Rechte ihr nach, wollte sie festhalten, sie retten, auch wenn Bebisch zu weit weg von mir stand, und haute ihr dabei ihre zwei Eiskugeln um die Ohren. Zum Glück merkte sie die an ihrem Kopf vorbeizischenden Eiskugeln gar nicht, sie raste dem Wasser entgegen, schaffte es aber irgendwie, sich im Rutschen zu drehen – krass zirkusreif! Durch die Drehung bekam sie zusätzlich Schwung, nutzte diesen aus, stieß sich mit dem schlitternden Fuß ab und legte einen filmreifen Sprung über den Bach ans andere Ufer hin. Huch! Was sollte ich diesem Mädchen heute noch zeigen, verdammt? Was sie noch nie gesehen hatte? Die kannte doch alles!
    Hmm … vielleicht konnte sie ja ihre zwei Eiskugeln aufheben, die jetzt neben ihrem Fuß lagen. Doch sie sah nicht zum Boden. Sekunden später hüpfte sie mit Anlauf zu mir zurück. Ich starrte sie weiter mit offenem Mund an. »Was war denn das?«, fragte ich. »Bist du ein Stuntman, oder was?«
    »Nö!«, sagte sie. »Ich mach Kung Fu. Habe ich dir noch nicht gesagt, dass du in Bewegung bleiben musst? Wo ist mein Eis?« Mist! Ich hielt ihr die leere Waffel entgegen. Verdutzt schaute sie aus. Ja, so verwirrt wie sie war, steckte sie fast ihre ganze Nase in die Waffel. »Was? Du hast mein Eis gegessen? Und das gerade, als ich in Gefahr war? Mann! Das ist viel fieser, als einem bei Meggi die Pommes zu klauen. Oder den Fisch einer armen alten Frau!«
    »Nee!« Ich wollte auf das anderer Ufer zeigen, wo die zwei Kugeln gelandet waren, wies schon mit der leeren Waffel dahin, und der nächste Schock! Wenn ich irgendwann diese Geschichte erzählen wollte, würde sie mir wohl keiner glauben, aber so war sie, ich schwöre: Auf dem anderen Ufer machte sich gerade unser zuckersüchtige Hund Napoleon über die Reste des Eises her. Napoleon wollte ich Bebisch aber auf keinen Fall zeigen und so zog ich die Hand schnell zurück. Mist! Napoleon! Dann musste Dok ganz in der Nähe sein.
    »Hallo!«, kam es von der Kreuzung am Pfanzeltplatz. Von seinem Tandem winkte Dok mir zu. Dok? Jesses! Gleich kreischte Dok zum Glück aber: »Napoleon, du blöder Hund! Du darfst nie von einem fahrenden Radl runterspringen! Komm her!« Napoleon hatte die zwei Kugeln bereits verschlungen, mich vom anderen Ufer freundlich angekläfft und jagte zu Dok zurück. Er hüpfte auf die Bank, an der Dok mit dem Tandem stand, und noch mal HOPP – graziös landete Napoleon in seinem Körbchen auf dem zweiten Fahrradsitz. Dok winkte mir noch mal zu, ich winkte zaghaft zurück, sie fuhren davon. Erst jetzt merkte ich, dass Bebisch sich vor Lachen schüttelte: »Der ist komisch! Der ist so komisch! Du kennst ihn?«
    »Eeeh … nur vom Sehen. Vom PEP .« Mann, oh, Mann! Wenn sie irgendwann erfuhr, dass Dok mein Vater war …
    »Wegen dieser Szene sei dir der Eisraub verziehen«, sagte Bebisch. »Jetzt aber hopp, hopp! Neues Eis holen. Eine Kugel reicht.« Mann, oh, Mann! Mit Panik im Kopf marschierte

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